iFi Audio micro iUSB 3.0KompaktBezeichnung | | micro iUSB 3.0 |
Mein zweiter Testkandidat von iFi Audio ist deutlich schwerer zu beschreiben. Was genau macht der micro iUSB 3.0? Nun, vereinfacht gesagt ist es ein USB-Hub und -Filter, dessen Ziel es ist, den vom Computer gelieferten Audio-Datenstrom und die USB-Spannungsversorgung so gut wie nur irgend möglich von allem möglichen elektromagnetischen „Schmutz“ zu befreien, welcher die Decodierung des Nutzsignals erschwert und damit den Klang beeinträchtigt.
USB mausert sich immer mehr zur wichtigsten Schnittstelle für digitale Audioübertragungen. Es gibt heute so gut wie keinen seriösen DAC mehr, der ohne USB-Input auskommt. Das liegt u.a. daran, weil USB an jedem Computer standardmäßig vorhanden ist und Computer (-Devices) immer häufiger als primäre Audioquelle eingesetzt werden. Aber nicht nur Computer, sondern auch Streaming-Player, wie beispielsweise die in Rewind getesteten Modelle von Auralic, nutzen inzwischen USB als vorrangigen Digitalausgang.
USB bietet gegenüber herkömmlichen Verbindungsarten wie S/PDIF eine höhere Bandbreite und erlaubt somit auch die Wiedergabe von HiRes-Material mit mehr als 24bit/192kHz oder DSD. Und das sogar mit dem eigentlich veralteten Standard 2.0, der bis heute fast ausnahmslos für USB-Audio eingesetzt wird. Dank des Siegeszugs asynchron arbeitender USB-Audio-Interfaces konnte inzwischen auch eine der wichtigsten klanglichen Limitierungen von USB weitgehend ausgemerzt werden. Heutzutage bietet fast jeder DAC (auch die von iFi Audio) asynchrone USB-Schnittstellen, bei denen der Takt nicht vom Computer vorgegeben wird, was den gefürchteten Jitter deutlich minimiert.
Aber nichts ist perfekt und so hat auch USB gewisse Eigenschaften, die dem Klang schaden können. Eine davon ist der Umstand, dass bei USB sowohl Daten als auch Strom über ein und das selbe Kabel übertragen werden, was negative Auswirkungen auf den Klang hat. Das zeigt sich auch an dem Beispiel des iDSD LE, der per interner Akkuspannung besser klingt, als bei Stromversorgung via USB-Busspannung. Doch da ist noch mehr, was sich an der USB-Audioübertragung optimieren lässt. iFi Audio nennt folgende Punkte, die mit dem micro iUSB 3.0 angegangen werden:
- Korrektur der Signalbalance
- Unterdrückung von „frame noise“
- Unterdrückung von „packet noise“
- Ultra-saubere Stromversorgung
- eliminiert „ground noise“
- Impedanzkorrektur
- eliminiert leitungsinduzierten Jitter
- Wiederherstellung der Signalintegrität
Nur in einem Punkt muss der iUSB 3.0 derzeit noch passen: Er bietet keine vollständige galvanische Trennung von der Quelle, wie es in einigen wenigen High End USB-DACs schon genutzt wird. Aber auch daran arbeitet der Hersteller bereits.
Dass hinter dem iUSB nicht etwa Astrologie oder Beschwörungsformeln stecken, sondern handfeste Erkenntnisse rund um das Thema digitale Signalübertragung, wird vom Hersteller
hier ausführlicher vertieft (englisch).
Das Ganze kann man nun noch auf die Spitze treiben. iFi Audio hat ein spezielles, zweiköpfiges (und über 200 Euro teures, weil einzeln per Hand gefertigtes) USB-Kabel namens
Gemini im Programm. Der iUSB 3.0 bietet hierfür doppelt ausgelegte USB-Ports, von denen je einer nur Strom, der jeweils andere Strom und Daten übertragen kann. Schließt man einen „Kopf“ des Gemini-Kabels an der Strombuchse, und den anderen an der Strom/Datenbuchse an, überträgt letztere nur doch die Daten, aber keinen Strom mehr. Strom und Daten werden nun vollkommen getrennt voneinander über die Leitung geschickt und erst am Ende des Kabels in der USB-B-Buchse bzw. am DAC-Eingang wieder zusammengeführt.
Und nun kommt’s: Der klangliche Zugewinn mit dem micro iUSB 3.0 und Gemini-Kabel war in meinen Tests enorm! Ich sehe schon den gewaltigen Shit Storm auf mich zu rasen, dass so etwas überhaupt nicht angehen könne und das alles nur Voodoo und/oder Einbildung ist. Ich versichere Ihnen, dass auch bei mir einige Skepsis ob der möglichen Wirkung vorherrschte. Aber der Klangunterschied mit und ohne iUSB ist frappierend und geht weit über das hinaus, was ich selbst erwartet hätte. Wer es nicht glaubt, möge es unbedingt selbst ausprobieren. Die Wiedergabe über die letzte Woche getestete Anlage mit ELAC EA101EQ-G Verstärker und Lautsprechern BS 312 (
Testbericht) – beileibe kein Ultra-High-End – hat durch das Hinzufügen des iUSB+Gemini so deutlich zugelegt, wie man es sonst vielleicht von einem doppelt oder dreimal so teuren DAC/Amp erwarten würde.
Wenn ich den Effekt mit nur einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das wohl „Reinheit“. Das klingt jetzt erst mal verdächtig, weil es hier ja um ein Gerät geht, das quasi für Sauberkeit im Datenstrom sorgen soll, aber genau so manifestiert sich das auf der akustischen Ebene. Das gesamte Frequenzspektrum wirkt plötzlich viel klarer, durchhörbarer, entspannten und zugleich präziser, kontrollierter, eben … reiner, oder auch analoger. Genau das selbe Ergebnis zeigte sich an meiner Referenzkette mit deutlich größeren Amp und Lautsprechern. Als DAC kamen dabei sowohl der nano iDSD LE, als auch der Meridian Explorer² zum Einsatz. Ob sich auch mit aufwendigeren, kostspieligeren DACs ein derart großer Klanggewinn erzielen lässt, oder ob die sogar noch mehr davon profitieren, muss die Zukunft zeigen. Jedenfalls habe ich vor, den iUSB+Gemini in meine Kette zu integrieren.
Neben dem hier getesteten micro iUSB 3.0 gibt es übrigens auch noch ein kleineres und nur halb so teures Modell
nano iUSB 3.0. Dieser bietet nur einen USB-Doppelport, hat keinen Ground-Lift-Schalter und macht noch ein paar andere kleine Abstriche, verspricht klanglich aber eine ähnliche Performance, wie der große iUSB 3.0. In der Regel dürfte die nano-Version daher wohl ausreichen. Es sei denn, man benötigt wie ich zwingend zwei gleichwertige Ausgänge, um Vergleiche anstellen zu können.
Für einen „USB-Filter“ 225 (nano) oder 445 (micro) Euro auszugeben und eventuell noch 209 Euro für ein spezielles USB-Kabel draufzulegen ist sicherlich nicht für jeden nachvollziehbar. Diese Summe kann man doch lieber in einen besseren DAC oder Verstärker (oder in Alufelgen) investieren, richtig? Stimmt, das kann man. Aber was ist, wenn der Klanggewinn mit dem vermeintlich überteuerten USB-Filter größer ist, als mit einem gleich teuren (oder teureren) anderen HiFi-Baustein? Das relativiert die Sache. Unter dem Strich lohnt sich ein iUSB – egal ob nano oder micro, ob mit oder ohne Gemini-Kabel – trotzdem nur für diejenigen HiFi-Enthusiasten, die keinerlei Kompromisse eingehen wollen und sich nicht mit einem „gut-ist-gut-genug“ oder „mehr-braucht-kein-Mensch“ zufrieden geben möchten.