E-Mail-Programme verkaufen Nutzerdaten
Ein lokales E-Mail-Programm wird immer noch von den meisten Nutzern verwendet – zwar machten Web-Schnittstellen von Mail-Providern in den vergangenen Jahren Fortschritte, doch lokal ausgeführte Apps sind immer noch das Maß der Dinge. Obwohl macOS, iOS und auch Windows E-Mail-Programme mitliefern, welche wohl für die meisten privaten Anwender ausreichend sind, gibt es einen großen Markt an E-Mail-Programme von Drittherstellern. Während manche Apps wie zum Beispiel AirMail gegen einen einmaligen Kaufpreis zu erhalten sind, ist das Geschäftsmodell von anderen Apps nicht offensichtlich. Wenn weder ein Abo, noch ein Kaufpreis zu zahlen ist und auch keine Werbung eingeblendet wird, müssen die Anbieter auf eine andere Art und Weise Geld verdienen.
Viele Dritthersteller-E-Mail-Apps rufen die E-Mails nicht direkt ab, sondern nehmen einen Umweg über die Server des Herstellers. Dies hat Vorteile: Der Kunde erhält direkt Push-Nachrichten bei neuen Nachrichten und der Anbieter kann die E-Mails durch einen Algorithmus vorsortieren. Doch es gibt auch einen gewaltigen Nachteil: Der Anbieter hat kompletten und uneingeschränkten Zugriff auf die gesamte Korrespondenz des Nutzers.
Daten gegen GeldMotherboard hat einige der Anbieter genauer unter die Lupe genommen: Die bekannten Apps Edison Mail, Cleanfox und Slice verkaufen beispielsweise Nutzerdaten an Unternehmen, um die Entwicklung der Apps zu finanzieren. Wie die Untersuchung von Motherboard zeigt, sind die meisten Kunden sich diesem Fakt gar nicht bewusst und setzen die Apps wegen des erhöhten Komforts ein.
Edison Mail antwortete in einem
Blog-Eintrag, nachdem der Artikel bei Motherboard erschien, mit einer Klarstellung: Das Unternehmen würde E-Commerce-Mails auswerten und die gewonnenen Daten anonymisiert mit Partnern teilen. Hierdurch können Partner erkennen, bei welchen Unternehmen ein Kunde sonst noch einkauft oder welche weiteren Dienste genutzt werden. Edison Mail beteuert, dass der Algorithmus private und dienstliche E-Mails ignoriert. In dem Blog-Post verweist Edison Mail außerdem auf die Möglichkeit, das Teilen der Daten permanent zu deaktivieren.
Immer Geschäftsmodell im Hinterkopf habenDie Untersuchung von Motherboard zeigt erneut, wie wichtig es ist, dass auch Nutzer selbstständig erkennen, wie ein Dienst oder App-Hersteller Geld verdient. Entwicklung und Support kosten Hersteller viel Geld, welches es zu erwirtschaften gilt. Ist weder ein Kaufpreis zu entrichten noch ein Abo vonnöten, könnte es sich um einen rein werbefinanzierten Dienst handeln. Ist auch keine Werbung erkennbar, könnte hauptsächlich die Weitergabe sensibler Daten Umsatz generieren. Grundsätzlich ist bei der Eingabe von Zugangsdaten wie zum Beispiel der Login zum E-Mail-Server höchste Vorsicht geboten: Man gewährt einem Unternehmen den Einblick in die komplette Korrespondenz.