E-Mails demaskieren Facebooks rücksichtslosen Umgang mit Nutzerdaten
Eine Menge interner Korrespondenz der Facebook-Führungskräfte zeigt den Umgang der Chefetage mit den Daten der Plattform-Nutzer. Die Unterlagen – ein britischer Parlamentsausschuss veröffentlichte sie gestern
online – zeigen deutlich wie Facebook mit dem Daten-Zugang jongliert, je nachdem, ob man Freunde oder Konkurrenten vor sich hat.
Business to Business im Haifischbecken Facebook hat App-Betreiber eingeladen, das Netzwerk zu nutzen, um zu wachsen, solange das auch die Nutzung von Facebook erhöht. Beispiele heißen Tinder oder Netflix. Facebook hat eine Whitelist betrieben, in der befreundete App-Anbieter verzeichnet sind, die Zugang zur "API", also zum Netzwerk der Nutzerdaten bekommen haben. Im Austausch erhielt Facebook oft wiederum Zugang zu deren Datenbanken. Anderen Anbietern entzog Facebook wieder die Verknüpfung mit den Nutzerinformationen. Als Twitter beispielsweise den Video-Sharingdienst "Vine" startete, kappte Zuckerberg den Zugang, nachdem ein Angestellter ihn auf eine mögliche Wettbewerbsbedrohung durch den neuen Dienst hingewiesen hatte. Der Social-Media-Gigant erklärte nachträglich, seit 2014 hätten Entwickler fremder Studios nicht mehr so starken Zugang zu den Daten. Experten sagen hingegen, die Whitelist-Vereinbarungen beständen noch immer und mit vollem Zugriff.
Onavo, die Spy-App für noch mehr NutzerdatenDie kostenlose VPN-App Onavo bezeichnete Facebook als "Protect"-Funktion der Plattform – in Wirklichkeit handelte es sich um eine Art Spyware, um noch mehr Daten von Nutzern sammeln zu können. Aus den nun veröffentlichten Mails kann man erlesen, wie Facebook die daraus gesammelten Daten nutzen konnte. Zunächst ließ man Onavo erheben, wie die Kunden welche Apps nutzen – augenscheinlich ohne deren Wissen. Anhand dessen konnte Facebook feststellen, wer welche Apps heruntergeladen hat und wie sie genutzt wurden. Mithilfe dieses Wissens entschied die Führungsriege, welche Unternehmen zu erwerben und welche als Rivalen anzusehen waren.
Absichtliche Verschleierung in Sachen Android2015 gab es Bedenken eines Ingenieurs hinsichtlich der Mithorch-Funktion der Facebook-App auf der Android-Plattform. Ein Update ermöglichte der Software, Anrufe kontinuierlich aufzunehmen und den SMS-Verlauf hochzuladen. Das sei aus PR-Sicht "eine risikoreiche Sache", so der Angestellte in einer E-Mail. Die Antwort schlägt vor, vom Nutzer keine Berechtigung für die Aktivierung der Funktion einzuholen. In der Folge verschleierte Facebook die Aufzeichnung von Anrufen und Texten bis Journalisten den Fall an die große Glocke hingen.