EU-Kommissarin zum App Store: "Privatsphäre darf nicht die Ausrede für wettbewerbsfeindliches Verhalten sein"
Wenn man ein Datum sucht, an dem sich Apple erstmals omnipräsent als Streiter für Datenschutz und Privatsphäre einen Namen machte, so war dies der 17. Februar 2016. Damals veröffentlichte Apple einen
offenen Brief und protestierte dagegen, möglicherweise bewusst Software-Lücken in Produkte einbauen zu müssen. Eigene Kunden zu hacken, nur damit Ermittlungsbehörden freien Zugriff auf Geräte bekommen, sah Apple als komplett falschen Weg an. Der Auslöser war ein Attentat in San Bernardino sowie das iPhone jenes Terroristen. Apple weigerte sich, jenes Gerät zu entsperren bzw. fortan Hintertürchen anzubieten und leistete sich ein monatelanges Gefecht
mit dem FBI und anderen staatlichen Stellen.
Datenschutz als LeitmotivFortan stand Datenschutz bei Apple noch stärker als zuvor auf der Tagesordnung. In Apples Selbstdarstellung zählt der Faktor als eines der wichtigsten Merkmale eines jeden Produkts aus Cupertino. Allerdings kommen angesichts der Ermittlungen aufgrund möglicherweise wettbewerbswidrigen Verhaltens auch kritische Stimmen auf. Wie es von Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager
heißt, dürfe man Privatsphäre nicht als Ausrede verwenden, um Konkurrenten zu behindern. Im Falle des App Stores, den Apple weiterhin als komplett geschlossenes System ohne Alternativen beibehalten möchte, gilt "Privacy" ebenfalls als wichtigstes Argument. Allerdings sehen nicht wenige Beobachter Apples eigentliche Motivation nicht im Schutz der Kunden, sondern im Schutz der 15 bis 30 Prozent Provision.
Mittelweg aus Sicherheit und FreiheitVestager hat durchaus lobende Worte für Apples Bestreben übrig, Kunden nach Kräften zu unterstützen, den Umgang mit ihren Daten selbst bestimmen zu dürfen. Als Beispiel nennt sie hierfür den App-Tracking-Schutz – da für alle dieselben Regeln gelten und der Nutzer entscheiden dürfe, handle es sich ihrer Auffassung nach um ein vollständig zulässiges Verfahren. Bezüglich des App Stores müsse man aber eine Lösung finden, denn wenn Kunden andere Quellen als den App Store verwenden möchten, stelle dies kein grundsätzliches Sicherheitsrisiko dar. Dennoch teile sie die von Tim Cook vorgebrachten Ansichten, Nutzer seien vor Gefahren aus dem Netz zu schützen. Es müsse diesbezüglich aber eine ausgewogene Lösung geben, die eben nicht den Eindruck erwecke, ein Unternehmen schütze den eigenen Markt unter dem Vorwand des Datenschutzes. Genau diesem Argument widerspricht Apple übrigens – und verweist auf die Malware-Gefahr unter Android.