EU-Recht: Netflix und Amazon müssen demnächst mehr europäische Inhalte anbieten
Eine neue EU-Richtlinie will Streaminganbieter, beispielsweise Netflix, dazu zwingen, mehr europäische Inhalte in ihren Portalen feilzubieten. Von einer Quote von mindestens 30 Prozent ist in dem Gesetzesentwurf die Rede. Das
berichtet das US-Unterhaltungsmedium Variety und zitiert dazu den zuständigen EU-Generaldirektor Roberto Viola: "Wir brauchen nur noch die Endabstimmung, aber das ist eine reine Formsache."
Netflix kennt das schon aus DeutschlandDie Richtlinie überlässt es den Mitgliedsländern, ob sie die Quote auf 30 Prozent belassen oder sogar auf 40 Prozent erhöhen wollen. Zudem haben die Staaten die Wahl, ob sie die Quote in Form von originären Inhalten in das jeweilige Gesetz schreiben oder das deutsche Modell bevorzugen. Deutschland verpflichtet Streaminganbieter per Gesetz, einen Anteil an ihren Abonnement-Einnahmen an die nationale Filmförderung abzugeben. Ein EU-Gericht hatte die darauffolgende Klage des Marktführers abgewiesen. Netflix musste rückwirkend alle Gebühren an den deutschen Filmförderfond leisten, während Amazon Prime von Beginn an einzahlte. Die EU soll das Konzept aus Deutschland weitgehend übernommen haben.
Die Mystery-Serie "Dark" ist eine deutsche Netflix-Produktion. Europäische Produktionen im Aufwind2017 beschloss die Kommission eine Regelung nach deutschem Vorbild zu treffen, nachdem man prüfen musste, ob das deutsche Gesetz überhaupt eu-konform ausgestaltet war. Seitdem wissen die Anbieter, was auf sie zukommt und handeln entsprechend. So ist es unter anderem zu erklären, dass Netflix von der Zielvorgabe gar nicht so entfernt zu sein scheint. Robert Viola bestätigt: "Netflix ist bereits kurz davor, die 30-prozentige Quote der EU zu erreichen." Viola führt die zuständige EU-Behörde, die Generaldirektion für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien. Man werde im nächsten Monate Daten veröffentlichen, die zeigen, welcher Dienst wieviele europäische Inhalte derzeit anbiete, so der Behördenleiter weiter. Netflix hat 2017 bereits 1,7 Milliarden Dollar in europäische Formate gesteckt, darunter Eigenproduktionen wie "The Crown" (UK), "Marseille" und "Osmosis" (F), "Dogs of Berlin" und "Dark" (D), Suburra (I) oder Zukäufe wie "Haus des Geldes" (E). Amazon produziert in Deutschland unter anderem "You are wanted" von und mit Matthias Schweighöfer.