Ehemaliger Mitarbeiter: "Was bei Apple wirklich abgeht"
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„Ich bin grade der Apple-Institution entkommen.“ – so beginnt Ben Farrell, ehemals Kundenservice-Mitarbeiter bei Apple, seine Abrechnung mit dem Unternehmen aus Cupertino. Während Apple bei Millionen Kunden weltweit Kultstatus genießt, möchte Farrell in seinem Bericht
die Schattenseiten des iPhone-Konzerns zeigen und blickt verbittert auf seine Zeit bei Apple zurück.
Das Hauptproblem sei gewesen, dass Apple sich nach außen zwar kreativ, innovativ und individuell gebe, intern jedoch ein ganz anderes Klima herrsche. Der Umgangston ist laut Farrell bestimmt von passiv-aggressivem Sarkasmus und Erfolgsgeschichten, die vor allem unerfahrene Mitarbeiter manipulieren und einschüchtern sollen – es entstehe der Eindruck, dass einige Apple-Mitarbeiter das Unternehmen als Mittelpunkt des Universums betrachten.
16-Stunden-Tage seien mit unzähligen Meetings vollgestopft – wobei es dort vorrangig darum gehe, mittels Psychospielen weniger respektierte Leute bloßzustellen und dadurch die ohnehin schon strenge Hierarchie noch weiter zu festigen.
An Teamgeist fehle es völlig. Auch beim Feierabendbier mit Apple-Angestellten und -Führungspersonal gehe es vor allem um Machtdemonstrationen; Erzählungen des „betrunkenen Managements“ über Entlassungen und die nur für Apple vorteilhaften Deals mit Zulieferern lassen die Augen vieler Mitarbeiter anscheinend regelrecht leuchten.
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© Joe Ravi, CC-BY-SA 3.0
Auf Familienereignisse und Krankheiten nehme Apple keine Rücksicht – nachdem Farrell eine Treppe hinabstürzte und deswegen einige Zeit im Krankenhaus lag, sei er in einem Vier-Augen-Gespräch mit einem schlecht gelaunten Vorgesetzten für diesen „Fehler“ verwarnt worden. Zudem erhielt Farrell auch nach Feierabend immer wieder Anrufe und Kurzmitteilungen von Vorgesetzten – selbst am Morgen seiner Hochzeit rief ein Apple-Mitarbeiter an und verlangte von Farrell, sofort einen im Unternehmen kurz zuvor abhanden gekommenen Bericht an Apple zu senden.
Nachdem Farrell sogar wegen seiner angeblich schlechten „australischen Arbeitsmoral“ angegangen wurde, riss ihm der Geduldsfaden. Als er sich bei einem ranghöheren Mitarbeiter darüber beschwerte, legte dieser Farrell nahe, sich gefälligst zusammenzureißen – bei einer wiederholten Beschwerde werde das Gespräch ganz anders verlaufen. Irgendwann habe Farrell die Nase voll gehabt von der bedrückenden Arbeitsatmosphäre und den ständigen Schikanen.
Erst nach seiner Kündigung sei sich Farrell wieder als Individuum vorgekommen: „Ich sah eine vergiftete Unternehmenskultur voller Manipulation, Einschüchterung und Drohungen, die den nach außen gepredigten Werten vollkommen widerspricht. Mein Herz ist gebrochen, weil ich Apple mal geliebt habe.“ Farrells negative Erfahrungen sind sicher nicht repräsentativ für alle Apple-Mitarbeiter, werfen aber einen interessanten Blick hinter die Hochglanzfassade des erfolgreichsten Technikkonzerns der Welt.
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