Ehemaliger Siri-Chef: Warum die Sprachassistenten alle nicht leisten, was man einst versprochen hat
William Stasior war fast von Anfang an Leiter der Siri-Abteilung, bis er nach rund sieben Jahren auf diesem Posten das Unternehmen verließ. Schon 2018 hatte Apple die Strukturen grundlegend neu geordnet. Um die eigenen Fachleute für Spracherkennung, Sprachverarbeitung und Künstliche Intelligenz schneller und besser zusammenarbeiten zu lassen, entstand eine gemeinsame Abteilung. Entweder war in diesem neuen Unternehmensbereich kein Platz mehr für Stasior oder er wollte nach der langen Zeit als Siri-Chef keine untergeordnete Position einnehmen – weswegen er im Februar 2019 auch seinen Weggang verkündete. In einem Interview mit Business Insider äußerte sich Stasior jetzt zum Zustand der momentan verfügbaren Sprachassistenten, zeichnet dabei kein sonderlich positives Bild.
Computer verstehen nichtEin Grundproblem bleibt, dass Computer dazu erschaffen wurden, Aufgaben abzuarbeiten – und nicht ein generelles Verständnis der Welt zu entwickeln, so wie es Menschen tun. Laut Stasior leisten die Assistenten weiterhin nicht, was einst vollmundig versprochen wurde. Ein Mensch kann die Aussage einer anderen Person verstehen, der Algorithmus hingegen nicht. Selbst wenn die Branche rasante Fortschritte mache, so sei immer noch ein sehr weiter Weg zu gehen. Einfache Aufgaben zu erfüllen, beispielsweise einen Timer zu stellen oder ein Gerät zu aktivieren, erledigen die Assistenten problemlos. Allerdings müssen noch Jahre an Arbeit in die Weiterentwicklung fließen, damit die Systeme auch ein Verständnis entwickeln, wie Menschen sprechen und was sie mit Aussagen meinen.
Einfache Aufgaben sind kein ProblemErinnert man sich an die erste Präsentation von Apples Siri-Implementierung (Oktober 2011), so hieß es damals, der Assistent erkenne, was der Nutzer meine. Noch immer ist das aber weit vom Alltag entfernt, denn selbst wenn die Algorithmen viele verschiedene Formulierungsweisen interpretieren können, so muss man sehr oft noch die "Sprech-Syntax" wissen – andernfalls macht der Assistent Unsinn oder weiß überhaupt nicht, was man von ihm will. Jeder, der mehr als kurze Sprachbefehle an Siri, Alexa und Co, richtet, weiß um die Problematik.
Menschlich wirken klappt, menschlich reagieren nichtSiri erweckte zu Anfang den Eindruck, recht menschlich zu agieren – allerdings war dies eher das Ergebnis des Redaktionsteams und nicht der Künstlichen Intelligenz. Durch witzige oder bisweilen launische Antworten, die ein 100-köpfiges Team ausgearbeitet hatte, verlieh Apple dem Sprachassistenten einen Charakter. Oft führte dies allerdings zur Situation, dass witzige Bemerkungen treffsicher kommentiert wurden, kontext-relevante Anfragen aber ins Leere gingen. Genau dies ist das von Stasior geschilderte Problem: Verständnis brachten und bringen Sprachassistenten nur in sehr eingeschränktem Maße mit. Daran ändert sich wohl auch in absehbarer Zeit sehr wenig.