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Ein Streifzug durch die Smartphone-Landschaft

Mobilsysteme abseits von iOS

Nach der Vorstellung des ersten iPhones im Jahr 2007, über vier Jahre ist es nun schon wieder her, prägte das iPhone nachhaltig, welche Erwartungen heute an moderne Smartphones gestellt werden. Zwar gab es schon vorher Smartphones, erst mit dem iPhone setzte sich das Konzept aber massentauglich durch. Zweifelsfrei brachte Apple dabei zahlreiche Innovationen bei Bedienung und Design ein, die von vielen anderen Herstellern übernommen wurden. Man beachte nur die Art und Weise, wie sich Inhalte durch Einsatz mehrerer Finger manipulieren lassen. Der "Stylus"; also ein Eingabestift, wird bei nahezu allen populären Smartphones nicht mehr benötigt. Nachdem die ersten Smartphones der neuen Generation, um damit einmal Smartphones nach dem ersten iPhone zu bezeichnen, möglichst nahe am iPhone bleiben wollten, hat sich der Markt inzwischen verändert. Mit Android gelang Google ein ebenso rasantes Wachstum wie Apple mit dem iPhone. Modelle wie das neue Galaxy SII von Samsung streichen beste Kritiken ein und verkaufen sich ebenfalls millionenfach pro Monat.

Für Apple ist der Fall klar: Die Mitbewerber kopieren möglichst 1:1 das iPhone und bringen keine Innovationen ein. Das iPhone sei das alleinige Maß der Dinge, die Konkurrenz biete nur Nachbauten. Auch wenn dies die offizielle Linie ist und angesichts der Patentprozesse natürlich nicht erwähnt werden darf, dass auch andere Hersteller gute Ideen haben, so ist Apple intern längst klar, dass hochwertige Smartphones und Konkurrenzsysteme durchaus Qualitäten mitbringen. In manchen Disziplinen sind iPhone und iOS dabei längst überholt - und das iPhone ist mit Sicherheit nicht für jeden Anwendungsbereich das optimale Gerät. Sei es durch die Konkurrenz erheblich günstigerer Geräte, nicht jeder Anwender will ein Gerät in der Preisklasse des iPhones oder sei es durch mehr Funktionen und weniger Einschränkungen, also das Konzept von Android.

Soweit Aussagen, die immer wieder in Foren und anderen Magazinen zu lesen sind. Doch wie schlagen sich Android, WebOS und Windows Phone 7 in der Praxis? Und welche Erfahrungen macht ein langjähriger Mac- und iPhone-Anwender, der sich einige Wochen intensiv mit anderen Smartphone-Systemen beschäftigt hat? MacTechNews.de hat den Versuch gewagt; mehrere Wochen mit Android, WebOS und Windows Phone 7 anstatt iPhone. In unserem Artikel stellen wir dar, wie die Erfahrungen aussehen, welche Qualitäten die Systeme mitbringen und in welchen Punkten andere Hersteller Apple sogar überholt haben.

Android

Die Gerätevielfalt ist schier unüberschaubar - während es genau zwei aktuelle iOS-Smartphones gibt, nämlich iPhone 3GS und iPhone 4, tummeln sich unzählige Android-Modelle auf dem Markt. Unter anderem HTC und Samsung bringen es schon auf mehr als zehn Modelle mit verschiedenen Bildschirmgrößen, Eingabekonzepten und Leistungsstufen. Für die Testphase mit Android stellte uns die Telekom ein Sony Ericsson Xperia Play zur Verfügung, auch als das Playstation-Handy bezeichnet. Anstatt eine Hardware-Tastatur mitzubringen, lässt sich beim Xperia ein Game-Controller ausziehen. Die mitgelieferten Spiele, so zum Beispiel FIFA, können damit deutlich besser als über den Touchscreen gesteuert werden. Es soll allerdings nicht darum gehen, die Hardware zu vergleichen (Denn iPhone und Xperia haben ein denkbar unterschiedliches Konzept), sondern die Erfahrungen mit Android zu schildern.

Beinahe ungewohnt bei der Inbetriebnahme (nach dem Zusammensetzen des Gerätes inklusive Wechsel-Akku): Die komplette Einrichtung erfolgt auf dem Gerät, ein Computer ist nicht erforderlich. Was Apple mit iOS 5 anbieten wird, ist bei Android längst Standard. Ohnehin konnte man sich die Frage stellen, warum um alles in der Welt iTunes genutzt werden muss, um ein iPhone oder ein iPad einzurichten. Die Benutzeroberfläche von Android erscheint nach iPhone-Erfahrung vertraut, verfolgt dennoch ein anderes Konzept. Während iOS alle geladenen Apps auf unzähligen Homescreens anbietet, befinden sich bei Android dort keine Programme. Stattdessen lässt sich die Programmansicht über eine Art Dock aufrufen; besonders wichtige Apps können recht einfach auf den Homescreen befördert werden.

Doch nicht nur Apps, auch Widgets wie Uhrzeit, Wetter, Akkuanzeige, Aktivieren/Deaktivieren von Systemfunktionen, Steuerung des Musikplayers, Durchscrollen der Fotobibliothek finden auf Wunsch Platz auf einem der Homescreens. Android ist dabei erheblich flexibler und anpassbarer als iOS, das einen auf die Ansicht von Apps beschränkt. Weitere Funktionen sind bei iOS nur innerhalb der Apps zu finden, die direkte Anzeige von Informationen wird nicht geboten. In diesem Punkt geht iOS 5 ebenfalls einen Schritt weiter, man denke nur an die neuen Benachrichtigungen, Android bleibt aber vielseitiger. Auch die Einstellungen von Android dokumentieren die erwähnte Flexibilität und Vielseitigkeit. Nach Jahren mit dem iPhone ist man überrascht, was sich auf einem Smartphone alles einstellen ließe, erlaubt dies der Hersteller. Eine Anzeige, welche Gerätefunktionen und Programme für den höchsten Stromverbrauch gesorgt haben, detaillierte Angaben zur eingesetzten Hardware … gegen all diese Möglichkeiten ist iOS deutlich eingeschränkter und limitierter.

Über den Marketplace geladene Programme informieren noch vor der Installation darüber, auf welche Systemfunktionen sie zugreifen, also ob der Speicher modifiziert wird, ob Internet-Anbindung erforderlich ist oder ob Geodaten erfasst werden. Dies bietet erheblich mehr Transparenz als bei der Installation einer iOS-App, bei der vorher alles andere als klar ist, welche Dienste sie nutzen wird. Apple will den Nutzer nicht mit umfangreichen Informationen überfordern - doch gerade in diesem Punkt kann man die Frage aufwerfen, ob die "Keep it simple"-Strategie wirklich zielführend ist.

Nun könnte man den Eindruck gewinnen, damit habe Android eigentlich haushoch gewonnen, denn immerhin wird funktionsmäßig doch erheblich mehr geboten, richtig? Punktsieg in allen Disziplinen? Nein, das sicher nicht. Auch wenn Android ohne Zweifel erwachsen wurde und viel bietet, in einem Punkt geht Android schier unter. Und das ist ein Punkt, der gerade für Mac- und iPhone-Benutzer wichtig sein könnte: Jeder Hersteller darf seine eigene Oberfläche gestalten und Android beinahe so anpassen, wie er möchte. Das kann gut gehen, das kann aber auch nach hinten losgehen. Vor einem intensiven Test des jeweiligen Hersteller-Androids ist nicht klar, was man erhält. Während völlig klar ist, wie sich das (zuvor nie in der Hand gehaltene) iPhone wohl bedienen lässt, welche Optik und Möglichkeiten (und natürlich auch Einschränkungen) es bietet, gleicht das Android-Smartphone eher der Wundertüte. Es ist eben nicht klar, was man genau erhält; das eine Android gibt es nicht, es gibt nur die von Hardware-Herstellern modifizierten Systeme. Auch die entsprechenden Provider üben hier Einfluss aus und modifizieren das System. Diese angepassten Versionen erscheinen dann teilweise auch erst Monate (oder nie!) nach Freigabe einer neuen von Google angebotenen Version.

Damit nicht genug, bringt Android keine Grafikbeschleunigung wie das iPhone mit. Bedeutet: Beinahe alles ist ruckeliger, zäher, unflüssiger, einfach weniger angenehm; und damit wird noch nicht einmal das UI-Design mit Buttons, Formatierungen oder Darstellung von Dialogen in Frage gestellt. Diese Design-Entscheidungen sind noch eher als Geschmacksache zu bezeichnen, es gibt sicher viele Anwender, denen die Hersteller-Ideen gefallen, und dies vielleicht sogar noch besser als Apples Oberfläche. Nicht wegdiskutieren lässt sich allerdings der Punkt, dass in den meisten Fällen weniger UI-Konsistenz als unter iOS geboten werden. Die Liebe im Detail fehlt, die Eleganz, die Flüssigkeit. Wer über einen Umstieg von iOS zu Android nachdenkt, muss sich also auch über diese Fragen Gedanken machen.

Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Wer die volle Macht über sein Smartphone haben möchte, dem sei Android empfohlen. Man kann die Standard-Funktionen wie Web, E-Mail, Apps verwenden ... man kann aber auch sein Smartphone beinahe nach Belieben anpassen und konfigurieren. Der Marketplace bietet Programme an, die es nie im App Store geben wird. Da Apple erhebliche Kontrolle über Art und Inhalt der angebotenen Software ausübt, sind die dort vorhandenen Apps sicherlich besser geprüft - doch gerade dieser Punkt sorgt auch für Kritik, da viele Anwender gerne selber entscheiden möchten, welche Software sie auf ihrem Smartphone haben wollen und dies nicht Apple überlassen wollen. Der Vorteil für Android bringt auch einen direkten Nachteil mit sich: Die Chance, schädliche Software zu laden, ist bei Android ungleich höher als bei iOS. Apple prüft sehr viel stärker, von welcher Qualität die iOS-Apps sind und unterbindet inzwischen auch, dass zu viele Programme mit identischer Funktionalität erscheinen.

Gerade für den Mac-Anwender hat iOS noch in einer weiteren Disziplin die Nase vorn. Grundsätzlich reicht es, das iPhone an den Computer anzuschließen, iTunes zu starten, ein paar wenige Einstellungen vorzunehmen ... und schon hat man die wichtigsten Inhalte auf dem iPhone. Mit iOS 5 und kabelloser Synchronisierung wird es noch einfacher, Medien auf das iPhone zu befördern. Unter Android übernimmt der GoogleMail-Account die Synchronisierung von Einstellungen, Kalendern, Kontakten etc ... darin ist aber nicht inbegriffen, auch Musik oder Podcasts aus iTunes zu übertragen. Für den Mac gibt es hier Software von Drittherstellern. Komfortabel? Nein. Praktikabel? Mit zusätzlichem Konfigurationsaufwand ja. Aber die Frage bleibt, ob man diesen auf sich nehmen will, zumal iTunes ja nun auf jedem Mac zur Verfügung steht und nicht erst installiert werden muss. Allerdings kann das Gerät mit dem mitgelieferten Lade- und USB-Kabel an den Rechner angeschlossen und es somit als externe Festplatte genutzt werden - ein Vorteil gegenüber anderen Plattformen.

Windows Phone 7

Nach einem Ausflug ins Android-Land war als nächstes Windows Phone 7 an der Reihe. Microsoft hatte Windows Phone 7 vor knapp eineinhalb Jahren präsentiert - auch wenn Microsoft im Computerbereich der alles dominierende Markführer ist, so blieb man für Smartphones eher ein Nischenanbieter. Erst kürzlich bestätigte Steve Ballmer, dass die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurückliegen.

Die Aktivierung des Windows Phones kann zunächst einmal ohne Mac/PC-Verbindung passieren. Beim ersten Start wird man aufgefordert, sich mit seiner Windows Live ID anzumelden, was aber nicht zwingend notwendig ist. Hier ist es auch möglich, sich eine neue Live ID zu generieren. Windows Live stellt Cloud-basierte Funktionen kostenlos zur Verfügung, die 25 GB kostenlosen Online-Speicherplatz (SkyDrive) umfassen, Foto-Alben, Kontaktverwaltung, E-Mails, Office, Handy-Ortung und noch einiges mehr. All diese Daten werden ohne zutun des Anwenders mit dem Gerät abgeglichen. Zur Synchronisation kann aber auch Google gewählt werden, um das Adressbuch auf dem Mac direkt mit dem Windows Phone abzugleichen.

Windows Phone 7 unterscheidet sich insgesamt deutlich von iOS - sogar deutlicher als Android. Der Homescreen lässt sich anpassen. Neue Programme landen nicht dort, sondern in einer alphabetisch geordneten Darstellung, über die sich dann auf Wunsch Programme und Funktionen auf den Homescreen befördern lassen. Wichtig in Windows Phone ist das Konzept der "Live Tiles". Die meist quadratischen Programm-Symbole (einige wenige haben die Breite von zwei "normalen" Live Tiles, z. B. der HTC Hub, Kalender oder Bilder) können direkt Informationen anzeigen, so zum Beispiel das Wetter, Cover Art, Zähler (Anzahl empfangener Mails, Updates im Marketplace) Statusmeldungen oder andere Daten. Oft müssen Programme daher gar nicht gestartet werden, wenn man sich nur einen schnellen Überblick verschaffen möchte.
Während man in der Programmliste aktuell nur durch Scrollen zur gewünschten App gelangt, wird es mit dem in Kürze erscheinenden Update mit dem Codenamen "Mango" eine schnellere Lösung geben: Auf irgendeinen Anfangsbuchstaben tippen (über allen Apps, die mit A beginnen, sieht man beispielsweise ein A), dann bekommt der Anwender alle Buchstaben von A-Z angezeigt. Wählt man dann einen Buchstaben davon aus, sind alle Apps zu sehen, die mit diesem Buchstaben beginnen. So kommt man z. B. schneller an eine App die mit Z beginnt und muss nicht bis ganz ans Ende scrollen. Das gleiche System gibt es bereits bei der Suche nach Kontakten.

Das System wirkt elegant und lässt sich ausgesprochen flüssig bedienen. Microsoft setzt sehr viel stärker auf Animationen und Blättereffekte. An vielen Stellen wirkt Windows Phone 7 daher vielleicht sogar eleganter als iOS. Gewöhnungsbedürftig sind dabei aber zwei wesentliche Designentscheidungen: Icons sind immer viereckig, viele Funktionen werden nicht via Grafik sondern Schrift aufgerufen. So kommen viele Programme ganz ohne Grafiken aus, Microsoft setzt stattdessen auf große Schrift. Dies ist ungewohnt, bringt aber viel mehr Übersicht mit, als man auf den ersten Blick denkt. Beispielsweise bei der Texteingabe: Die Auto-Korrektur ist im Vergleich zu iOS besser gelöst. Anstatt ständig Begriffe zu "überschreiben" und kommentarlos zu ersetzen, befindet sich unterhalb des Eingabefeldes eine Liste an Vorschlägen, die angewählt werden können.

Der Marketplace bietet ein stückzahlenmäßig erheblich geringeres Angebot als der App Store. Während Apple 425.000 und Android 250.000 Apps vorweisen kann, hat Windows Phone 7 erst vor kurzem die Grenze von 30.000 Apps überschritten. Mit dem Mango-Update sollen es über 50.000 werden. Mit iOS und Android kann WP7 also (noch) nicht mithalten, allerdings ist es auch erst ein Jahr auf dem Markt. Bei der großen Anzahl (und natürlich auch bei WP7) tummeln sich aber nicht nur hochwertige Apps, so dass man diese Menge auch nicht überbewerten sollte. Das Angebot ist aber breit gefächert und viele bekannte Apps findet man auch hier. Der Marketplace verfügt aber über eine sehr praktische Funktion: Demoversionen von Apps. Ist man sich unsicher, ob die App auch wie beschrieben funktioniert, so kann diese kostenlos als Demo gestartet werden (vorausgesetzt, der Entwickler erlaubt dies). Nicht für alle Programme gibt es Demo-Versionen, aber für ziemlich viele. Im konkreten Einsatz kann dies viele Fehlkäufe ersparen. Obwohl die meisten Apps teurer als unter iOS sind, gibt man im Endeffekt damit vielleicht sogar weniger Geld aus. Leider kann man nur per Kreditkarte bezahlen, eine Möglichkeit per Lastschrift oder Gutscheinkarten wie bei Apple gibt es bis jetzt nicht. Kostenlose Apps können aber problemlos geladen werden ohne dass eine Kreditkarte hinterlegt sein muss.

Die einzige Möglichkeit, Musik auf das Gerät zu bekommen, ist – wie schon beim iPhone – der Umweg über eine Software. Bei Apple heißt sie iTunes, bei Microsoft unter Windows Zune. Außerdem bietet Microsoft den Windows Phone Connector im Mac App Store an. Die kostenlose Software ermöglicht den Zugriff auf Inhalte der iTunes-Bibliothek, also Musik, Podcasts und Filme. Auch iPhoto-Alben lassen sich direkt damit abgleichen. Mit dem gerade veröffentlichten Update funktioniert dies zudem mit Aperture. Die Möglichkeit, das Handy als Datenstick zu nutzen, besteht nicht, das Windows Phone lässt sich nicht als normales Laufwerk einbinden. Mac-Anwender haben mit dem Windows Phone Connector zwar ein praktisches Tool an der Hand, mit dem das bequeme Synchronisieren von Bildern, Videos und Musik möglich ist - freier Dateiaustausch lässt sich aber auch damit nicht bewerkstelligen. Mit Version 2 des Phone Connector kann man aber immerhin direkt Dateien vom Gerät auf den Mac kopieren.

Gut gelöst ist die Bilder-App. Wie auch in vielen anderen Bereichen des Systems wird ein individuelles Bild als Hintergrund angezeigt, das sich über mehrere Bildschirme streckt. Das Bild zu diesem Absatz zeigt, was mit dieser Formulierung gemeint ist. Unter Windows Phone kann der Benutzer meistens endlos zur Seite scrollen kann, um irgendwann wieder bei der ersten Ansicht anzukommen:

Auf Wunsch werden aufgenommene Bilder direkt zum SkyDrive hochgeladen und lassen sich dann beispielsweise auch über den Browser ansehen. Auch Anbindung an iPhoto ist über den Windows Phone Connector möglich, um Alben auf das Gerät zu bringen. Möchte man live.com verwenden, so bietet die Web-Oberfläche Möglichkeiten, um neue Alben anzulegen und mit Bildern zu füllen. Die Bilder sind entweder in einer kompletten Darstellung, nach Monaten oder nach Alben sortiert zu durchstöbern. Befindet man sich in der Kamera-App (die über den Auslöse-Schalter direkt zu aktivieren ist), so kann der Benutzer direkt vom Kamerabild zur letzten Aufnahme scrollen. Ein Wort noch zur Kamera: Der Hardware-Button ermöglicht, so wie bei echten Kameras, je nach Druckstärke erst Fokussierung und dann Aufnahme des Bildes. Über die Einstellungen stehen zudem viele Optionen zur Verfügung, in welcher Auflösung, Belichtung, Sättigung, Kontrast und, und, und das Foto aufgenommen werden soll.

Auch wenn Windows Phone einige Dinge besser und eleganter als iOS löst, so wäre es zu weit gegriffen, iOS als klaren Verlierer zu bezeichnen. Wer die Vollintegration mit dem Mac schätzt, iTunes Kontakte, Adressen, gesamte Musik inklusive DRM-geschützter Titel, Apps und, und, und synchronisieren will, für den ist das iPhone auf jeden Fall die bessere Wahl. Verlässt man sich auf die von iTunes gebotenen Funktionen, so ist das Befüllen mit Daten insgesamt immer etwas einfacher und komfortabler. Zudem wartet Windows Phone derzeit auf das nächste große Update mit Codenamen "Mango" - dieses wird mehr als 500 Verbesserungen vornehmen und unter anderem Multitasking für Drittanbieter-Apps einführen. Auch eine Unified Inbox für E-Mails sucht man momentan vergebens; zwar lassen sich auch einzelne Mailboxen unterbringen; der zeitgleiche Abruf aller Nachrichten über eine gesammelte Inbox ist aber nicht möglich.

Im Gegensatz zu Googles Android macht Microsoft klare Vorgaben, welche Hardware ein WP7-Smartphone mitbringen muss. Die Modellvielfalt ist sehr viel eingeschränkter als beim schier unüberblickbaren Android-Markt. Bei der Telekom gibt es zwei WP7-Modelle von HTC sowie das Samsung Omnia 7 mit OLED-Display. Mit dem Update auf Mango werden neue Geräte auf den Markt kommen und auch Nokia hat Smartphones mit Windows Phone 7 angekündigt. In unserem Test wurden HTC Mozart und Samsung Omnia 7 unter die Lupe genommen - das HTC glänzte mit den von HTC beigesteuerten Zusatzprogrammen, die Stärke des Omnia 7 liegt im OLED-Display, das beindruckende Farbwiedergabe ermöglicht. Da der Erfahrungsbericht aber eher auf das System und nicht auf die Hardware eingehen soll, sei dies nur am Rande erwähnt.

Gerade als langjähriger Apple-Nutzer bringt man Microsoft tendenziell eher nicht mit Innovation, Stilempfinden und Liebe zum Detail in Verbindung. Windows Phone 7 überrascht allerdings. Von mehreren Personen im Synium-Büro war Verwunderung zu hören, dass Microsoft hinter dem gezeigten System steckt. Funktionell muss Microsoft zwar noch erheblich mehr liefern - wichtige Erweiterungen wie beispielsweise das Anordnen von Apps in Gruppen oder Multitasking kommen im Herbst mit dem Update auf Version 7.5 - das grundsätzliche Konzept von Windows 7 ist aber durchaus gelungen. Zumal Microsoft den Mut zeigte, einmal andere Wege zu beschreiten und ein sichtbar anders konzipiertes System auf die Beine zu stellen. Ob einem die Gestaltung und Bedienung gefällt, ist dann allerdings Geschmacksache.

WebOS

Auch wenn HP nun überraschend schon ein Jahr nach der Übernahme von Palm nur noch wenig Interesse an WebOS zeigt und auch keine Geräte mehr entwickeln will, braucht sich das System nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Wie die Zukunft von WebOS aussieht, werden voraussichtlich die Lizenz- und Verkaufsverhandlungen mit potenziellen Interessenten wie HTC und Samsung entscheiden. Noch immer ist in WebOS sehr viel Potenzial versteckt, welches es freizusetzen gilt.

Der erste Kontakt mit WebOS erfolgt ganz ohne Computer über den integrierten Einrichtungsassistenten, der nicht nur grundlegende Einstellungen vornimmt, sondern den Nutzer auch an die Bedienung heranführt. Grundvoraussetzung für die Einrichtung von WebOS ist eine Internet-Verbindung. Was bei iOS erst mit Version 5 geboten wird, ist bei WebOS nämlich bereits seit Anbeginn enthalten - die Anbindung an eine Cloud. In Wirklichkeit handelt es sich aber nicht nur um eine einzelne Cloud von HP & Palm, sondern auch um unzählige Cloud-Dienste anderer Anbieter wie Facebook, Google und Twitter. Die WebOS-Cloud ist hierbei nur für die Sicherung des laufenden Systems gedacht, wodurch beim Ausfall oder Wechsel des Gerätes alle Apps und Daten erhalten bleiben. Die eigentliche Synchronisation erfolgt dagegen über andere Cloud-Dienste, was eine gewisse Flexibilität aber auch Komplexität mit sich bringt. Die Verwaltung der einzelnen Cloud-Konten ist dennoch übersichtlich gelöst, sodass die Synchronisation zumindest in WebOS ein Kinderspiel ist. WebOS fasst hierbei die Cloud-Daten auch so zusammen, dass sich der Nutzer nur auf die Informationen selbst konzentrieren muss.

Im Vergleich mit den anderen Systemen weist WebOS die größten Gemeinsamkeiten mit dem klassischen Mac OS X auf. Verpackt hinter einer sehr konsistenten Benutzeroberfläche hat der Nutzer beispielsweise über Dritthersteller-Apps problemlos Zugriff auf das darunter liegende Linux-System. Wie bei OS X steht in WebOS eine Menüleiste zur Verfügung, die auf der linken Seite das Programm-Menü und auf der rechten Seite das System-Menü für Akku, Bluetooth und WLAN enthält. Am unteren Bildschirmrand befindet sich die Schnellstartleiste, in der die wichtigsten Apps abgelegt und alle installierten Apps aufgerufen werden können. Eine Übersicht der gerade laufenden Apps erhält der Nutzer mit einem Wisch vom unteren Bildschirmrand in die Bildmitte, was in seiner Präsentation stark an das Exposé von Mac OS X erinnert. Aktive Apps werden hierbei als Karten dargestellt und können mit einem Wisch zum oberen Bildschirmrand umgehend beendet werden. Sehr praktisch ist die automatische Gruppierung mehrerer Apps, wenn diese im Zusammenhang stehen. Öffnet eine App beispielsweise eine Webseite, werden App und Webseite in einem kleinen Kartenstapel zusammengefasst.

Aufgrund seiner intuitiven Nutzerführung und der grundsätzlichen Liebe zum Detail treten die vielen kleinen Fehler in WebOS umso deutlicher hervor. So ist in verschiedenen mitgelieferten Apps nicht nur eine gewisse Funktionsarmut auszumachen, sondern auch falsch gesetzte Berührungsflächen, welche die Nutzung zum ungewünschten Geduldsspiel verkommen lassen. Einige Apps wurden ganz offensichtlich mit heißer Nadel entwickelt, sodass beispielsweise Audio- und Video-Wiedergabe zwar möglich sind, aber im Vergleich zu iOS wenig Spaß machen. Punkten kann WebOS hingegen mit seinem Präsentationsmodus, durch den sich das WebOS-Gerät während des Ladevorgangs automatisch in einen interaktiven Bilderrahmen verwandelt. Im Präsentationsmodus lassen sich nicht nur Fotos betrachten, sondern auch Uhrzeit und Termine sowie Sonderfunktionen von Dritthersteller-Apps aufrufen.

Wie schon bei Android ist auch bei WebOS hauptsächlich die unzureichende Anbindung an den Computer ein größeres Problem. In dieser Disziplin ist iOS insbesondere bei Mac-Anwendern besonders überzeugend. Immerhin gibt es für WebOS aber einige Dritthersteller-Lösungen für den Mac, die kaum Wünsche offen lassen. Darüber hinaus erscheinen WebOS-Geräte aber sowieso als einfacher Datenspeicher, auf den sich beliebige Dateien kopieren lassen. Sofern eine WebOS-App das Dateiformat unterstützt, kann die Datei aus der App heraus geöffnet werden.

Bei den Bereichen Cloud und Benachrichtigungen, in denen WebOS momentan noch die Nase vorn hat, dürfte das kommende iOS 5 für einen Gleichstand sorgen. Sollte die Entwicklung von WebOS nicht signifikant fortgesetzt werden, dürfte das System somit früher oder später ins Hintertreffen geraten. HP verspricht zwar die Fortführung der Systempflege, doch sollte dies angesichts des bisherigen Geschäftsgebarens mit Skepsis betrachtet werden. Die offen gehaltene WebOS-Plattform wird sich in Zukunft aber auch unabhängig von HP sehr gut auf die individuellen Bedürfnisse anpassen lassen. Dies ist nicht zuletzt der relativ unbeschränkten App-Entwicklung zu Verdanken, die sich deutlich von iOS abhebt. Zwar werden über den App Catalog nur von HP geprüfte Apps angeboten, wie schon in Android lassen sich aber auch in WebOS separat Programme installieren. Sofern man also bereits im Besitz eines WebOS-Gerätes ist, gibt es momentan keine neuen Gründe, die für einen Systemwechsel sprechen.

Und das Fazit?

Nun ja, es lohnt durchaus, einmal den Horizont zu erweitern und sich mit Android, Windows Phone 7 oder WebOS zu befassen. Gibt man den anderen Plattformen unvoreingenommen eine Chance und beschäftigt sich einige Tage damit, so wird schnell klar, dass auch andere Hersteller ansprechende Lösungen bieten. Vielleicht ist Apple iOS weiterhin das "rundeste" System, stellt den Benutzer vor die wenigsten Schwierigkeiten und Konfigurationsprobleme, das unangefochtene und in jeder Disziplin überlegene System ist iOS aber ganz klar nicht (mehr). Die ganz klare Stärke bleibt die Vollvernetzung mit dem Mac und verbundener Dienste, iCloud wird diese Stärke noch einmal erweitern. Aber nicht jeder Benutzer benötigt diese Funktionen ... und vor allem möchte nicht jeder Nutzer dafür auch hohe Hardwarekosten entrichten. Während Apples Hardware preislich konstant bleibt, auch nach über einem Jahr auf dem Markt, geben die Konkurrenz-Geräte nach einer Zeit im Preis nach und lassen sich deutlich günstiger erwerben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zukunftsicherheit. Es steht außer Frage, dass iOS für Apple die wichtigste Plattform ist - bei einem Neugerät wird man daher zumindest über die zweijährige Nutzungszeit kontinuierlich mit Updates versorgt. Eine Abkehr von der iOS-Plattform (also vergleichbar mit HP und webOS) ist für Apple undenkbar. Android ist für Google ebenfalls ein wichtiger Geschäftszweig, dennoch sind die einzelnen Hersteller und Provider für Updates verantwortlich … und hier könnte es durchaus dazu kommen, dass bei sehr schlecht verkauften Modellen das Interesse schnell schwindet, die Geräte noch zu unterstützen. Somit könnte man also ein Gerät besitzen, für das es schon bald keine Aktualisierungen mehr gibt. Vor diesem Problem steht auch die WP7-Plattform. Der Marktanteil ist winzig, demzufolge auch die Verkaufszahlen der einzelnen Modelle. Es wäre daher denkbar, dass Hersteller die Pflege für aktuelle Modelle einstellen könnten oder diese nur noch halbherzig unterstützen. Aus diesem Hintergrund ist die Situation für webOS momentan am undurchschaubarsten - und für iOS am sichersten.

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