Ein näherer Blick auf Apples neuestes Podcasts-Feature: Transkriptionen und “Freude am Lesen”
Als Apple iOS 17.4 vorstellte, bekam die automatische Transkription in der Podcasts-App nur geringe Aufmerksamkeit. Mit der Zeit offenbart sich der nachhaltige Nutzen des Angebots, bei dem Anwender eine Verschriftlichung des Gesprochenen angezeigt bekommen. In einem Interview mit The Guardian erklärte Ben Cave, Leiter der Podcast-Abteilung bei Apple, wie die
Funktion entstand. Das Ziel sei gewesen, Podcast zugänglicher und immersiver zu machen. Zudem sei Verschriftlichung eine der am häufigsten gewünschten Features von Podcast-Produzenten gewesen.
Die bei jeder neuen Podcastfolge automatisiert erstellte Transkription sattele auf eine bestehende Indizierungsfunktion auf. Diese erkenne bereits seit 2018 in eingeschränktem Umfang gesprochene Wörter und konnte so bestimmte Textstellen aufspüren. Um eine vollumfängliche intuitive Transkription zu schaffen, bediente sich Apple der Darstellung von Liedtexten in Apple Music: Podcasts hebt durch intuitive Textanimation hervor, welche Textstelle mit dem aktuell Gesprochenen korrespondiert. Beim Hören scrollt man frei durch den Text oder nutzt die integrierte Suche; durch Antippen eines Worts springt man direkt zu der entsprechenden Abspielposition im Audiomaterial. Die Erfahrungen aus der Bücher-App halfen bei der Auswahl von Farbkontrasten und Schriften, um Menschen mit Sehbehinderungen zu unterstützen.
Die Audiotranskription in Apple Podcasts hebt per dezenter Animation hervor, an welcher Stelle die Sprecher gerade sind.
Später, aber dafür für alleDie Konkurrenz kündigte automatische Transkription deutlich früher als Apple an: Amazon Music offeriert automatische Verschriftlichungen bereits seit 2021, Spotify seit September 2023. Dabei beschränken sich die beiden allerdings auf ihre Exklusiv-Inhalte. Apple transkribiert hingegen das gesamte Podcast-Verzeichnis: Bei neuen Folgen entstehen passende Transkripte binnen kürzester Zeit; nach und nach will Apple den gesamten Bestand der über das Apple Podcast-Verzeichnis erreichbaren Sendungen mit durchsuchbarem Text versehen.
Der Text bleibt in der Podcast-AppDie für Anwender wie Produzenten äußerst praktische Funktion beschränkt sich auf das Apple-Podcast-Universum: Generierte Texte sind nur über die Podcasts-App auf den verschiedenen Plattformen verfügbar. In der macOS-Podcasts-App kann man Transkripte zwar einblenden, doch fehlen aktuell noch Animationen. Wer seinen Podcast bei
Podcast Connect kostenlos registriert hat, darf eigentlich automatisch erzeugte Transkriptionen herunterladen. Das scheint aber nicht durchgängig zu funktionieren – in einem Beispiel-Podcast bleibt das Feld leer, während die Podcasts-App bei derselben Folge eine Verschriftlichung anzeigt.
Trotz erfolgreicher Transkription können Produzenten nicht zuverlässig die Verschriftlichung herunterladen.
Es bleibt Raum für VerbesserungTranskription offeriert Apple derzeit für Podcasts in Deutsch, Englisch, Französisch sowie Spanisch. Die erzeugten Texte sind von hoher Qualität und mit Satzzeichen sowie Umbrüchen versehen, aber nicht fehlerfrei; aktuell zeigen sie keine Sprecherwechsel an. Nachträglich korrigieren dürfen Anwender das automatisch erzeugte Transkript nicht. Alternativ bindet Apple im RSS-Feed integrierte Transkriptionen ein. Das beliebte WordPress-Plug-in
Podlove hat dafür einen integrierten Assistenten. Wer seine Podcasts von Apple hosten lässt, darf eigene Transkripte im VTT- oder SRT-Format hochladen und
zahlenden Abonnenten zur Verfügung stellen. Für Anwender, die eine kurze Textpassage für ein Zitat extrahieren möchten, weichen am besten auf Texterkennung in
Bildschirmfotos aus.