Eine App für alle Plattformen - was bedeutet es für die Apple-Welt, wenn wirklich Super-Universal-Apps kommen?
Preisschwankungen - auf Grundlage eines Praxisbeispiels
Sehr spannend wird, was die plattform-übergreifenden Apps mit den App-Preisen machen. Als Diskussionsgrundlage führen wir an dieser Stelle einmal zwei Produkte aus unserem eigenen Portfolio an. MacStammbaum wurde für den Mac entwickelt, MobileFamilyTree für iPhone und iPad. Der eigentliche Funktionscode ist weitgehend gleich, die Oberflächen hingegen komplett für die jeweilige Plattform entwickelt. MobileFamilyTree für iOS bringt fast die komplette Funktionalität von MacStammbaum mit und lässt sich auch als eigenständige App verwenden.
Wer seine Familiengeschichte nur auf iPhone oder iPad erforschen möchte, erhält damit ein Werkzeug, das die Funktionalität einer vollwertigen Desktop-App bietet. Der Preis liegt dann bei 19,99 Euro - wohingegen die Mac-Version 64,99 Euro kostet. Für Nutzer gibt es damit drei Kombinationsmöglichkeiten: 19,99 Euro für die vollwertige Mobilversion, 64,99 Euro nur für die Mac-Version oder als zwei getrennte Käufe für 84,98 Euro beide Versionen, die dann via CloudKit ihre Daten auf demselben Stand halten. Ein Bundle aus Mac- und iOS-Version ermöglicht der App Store nicht - Rabatte für für Käufer beider Versionen sind nicht umsetzbar. Das "Ein Preis für alle"-Modell des App Stores trägt dazu einiges bei.
Für uns steht daher die entscheidende Diskussion hervor, was mit den Preisen im Falle einer Hybridversion geschieht. Eine Version für 19,99 anzubieten, die dann auch auf dem Mac läuft, wäre mit großen Umsatzeinbußen verbunden. Nur noch für 64,99 Euro eine App anzubieten, die dann auch auf iPhone/iPad läuft, würde all jene abschrecken, denen die wesentliche günstigere Mobilversion ausreichte. Wird es dann ein Preis irgendwo in der Mitte? Wir wissen es noch nicht. Vor sehr ähnlichen Fragen stehen allerdings auch andere Entwickler. Fakt ist, dass sich bei der Preisgestaltung einiges tun wird... und spannend bleibt, ob Apple damit noch mehr vorantreibt, dass Software abonniert statt einfach gekauft werden soll. Sicherlich werden noch viele weitere Entwickler das Problem mit der Lösung beantworten, dann also auch auf Abos zu setzen.
...aber all das ist noch Jahre in der Zukunft
Wenn die Berichte stimmen und Apple die Hybrid-Apps mit macOS 10.14 und iOS 12 einführt, vergehen dennoch Jahre, bis die tatsächlichen Auswirkungen zu spüren sind. Im Juni 2018, zur WWDC, erscheinen die ersten Entwicklerversionen. Auf Grundlage dieser wird kaum jemand bereits produktiv arbeiten. Es ist davon auszugehen, dass jene Hybrid-Apps zu einem beträchtlichen Teil neuentwickelt werden müssen, was im Falle größerer Produktivitäts-Apps keine Sache von wenigen Monaten ist. Das oben angeführte Projekt MacStammbaum/MobileFamilyTree bringt es beispielsweise auf knapp eine Million Zeilen Code. Erst in einigen Jahren wäre es also für den Nutzer wirklich zum Alltag geworden, sich kaum noch Gedanken machen zu müssen, auf welchem seiner Apple-Geräte das jüngst erworbene Programm funktioniert. Einfache Programme stehen sicherlich schon sehr bald nach Erscheinen von macOS 10.14 und iOS 12 bereit (wenn Apple an diesem Zeitplan festhält und das Konzept wirklich in die Tat umsetzt) - die richtig großen Brocken erst viel später. Dann hätte Apple allerdings tatsächlich ein "Dies ist eine große Plattform"-Gefühl geschaffen.