Einsteiger-Ratgeber: Was ist besser für optimalen Musikgenuss? Aktiv- oder Passivlautsprecher?
Aktiv oder passiv? Die Frage, welches Lautsprecherkonzept das Bessere ist, wird unter HiFi-Fans schon seit Jahrzehnten diskutiert. Doch aktuell taucht genau diese Frage immer häufiger unter Neueinsteigern auf, da Aktivlautsprecher heute auch zu sehr erschwinglichen Preisen erhältlich sind, während sie früher meist nur im High-End-Sektor oder im Tonstudio eine Rolle spielten. Im Internet kursieren zu dem Thema schon einige Artikel, die aber mit Vorsicht zu genießen sind. Nicht selten handelt es sich dabei um Gegenüberstellungen von Herstellern, die entweder auf aktive oder auf passive Lautsprechersysteme spezialisiert sind. Daher ist es kein Wunder, wenn deren Fazit immer zugunsten der jeweils eigenen Produktspezialität ausfällt. Dabei gibt es zwischen Aktiv- und Passivlautsprechern eigentlich kein eindeutig überlegenes Prinzip. – Jedenfalls nicht in der Praxis. Doch der Reihe nach…
Die seit ihrer Erfindung gebräuchlichste Art von Lautsprechern sind passiver Natur. Das bedeutet, die für die nötige Antriebsenergie der Membranen zuständige Leistungselektronik – landläufig als Endverstärker bekannt – befindet sich außerhalb der Lautsprechergehäuse. Boxen mit mehreren Frequenzwegen (d. h. mehrere Membranen sind für die Abstrahlung unterschiedlicher Frequenzen eingebaut) haben eine Frequenzweiche, die von dem verstärkten Musiksignal des vorgeschalteten, externen Verstärkers gespeist wird und die Frequenzaufteilung übernimmt. Ohne die Frequenzweiche würde beispielsweise der kleine Hochtöner auch die tiefen Frequenzanteile des Signals abstrahlen, was ihn bald zerstören würde. Große Bassmembranen hingegen sind zu schwer und zu träge, um hohe Frequenzen abzustrahlen, also filtert man diese mit Hilfe der Frequenzweiche für den Basstreiber heraus. Je mehr Wege ein Lautsprecher hat, desto aufwendiger wird die Frequenzweiche.
Aktivlautsprecher zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass die Verstärkerelektronik bereits im Gehäuse mit eingebaut ist. Sie benötigen daher eine eigene Stromversorgung. Es gibt darüber hinaus bei Aktivlautsprechern noch einige Unterscheidungen. So liegt die Frequenzweiche meistens noch vor den Verstärkern (aktive Frequenzweiche), sodass erst nach der Frequenzaufteilung die Signalverstärkung erfolgt. Bei so einem Konzept kann für jeden Frequenzweg ein eigener, optimierter Verstärker eingesetzt werden. Aktivlautsprecher mit einer
passiven Frequenzweiche
hinter den (eingebauten) Verstärkern gibt es ebenfalls, sind aber seltener anzutreffen und aus technischen Gründen, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, auch weniger sinnvoll.
Außerdem gilt es noch zu unterscheiden, ob in einem Stereo-System mit zwei getrennten Lautsprechern beide Lautsprecher aktiv arbeiten, oder nur einer davon. Viele im unteren Preisbereich angesiedelten aktiven Lautsprecherpaare arbeiten mit einem aktiven „Master“-Lautsprecher, der die Signale für beide Kanäle empfängt, verstärkt und für den anderen Kanal dann an einen passiven „Slave“-Lautsprecher schickt, der keine eigenen Verstärker besitzt und eine passive Frequenzweiche nutzt. Bei so einem Gespann braucht nur der Master eine eigene Stromversorgung. Ein Beispiel dafür finden Sie in diesem
Testbericht der Micromega MySpeaker.
Viele moderne Aktivlautsprecher jüngeren Datums verfügen zusätzlich über eingebaute Digitalelektronik. Als Beispiel dafür seien die erst
kürzlich getesteten nubert X-3000 genannt. Solche Boxen empfangen Digitalsignale beispielsweise über USB vom Mac oder via Bluetooth vom iPhone. Die Signalverarbeitung erfolgt hier in der Regel nach dem Master/Slave-Prinzip, bei dem die Lautsprecher in Reihe geschaltet sind, wobei allerdings auch der Slave heutzutage meistens aktiv arbeitet.
Die Frequenzaufteilung erfolgt hierbei auf der digitalen Ebene und die Signalverarbeitung wird durch digitale Signalprozessoren (DSP) unterstützt. Digitale Frequenzweichen haben diverse Vorteile. Und weil dafür passende Digitalelektronik in billigen Fertigmodulen zu haben ist, arbeiten inzwischen fast alle Anbieter günstiger Aktivlautsprecher mit digitaler Signalverarbeitung. Erst nach diesem Schritt gehen die Signale dann in einen DAC (Digital-zu-Analog-Wandler) und werden verstärkt.
Noch einen Schritt weiter gehen aktive Lautsprecherkonzepte wie die
hier getesteten KEF LS50 Wireless, die auch über eingebaute Streamingmöglichkeiten verfügen und Musik beispielsweise direkt aus dem Internet wiedergeben können. Hier ist praktisch die gesamte Signalkette von der Verarbeitung der Quellensignale bis zur Schallwandlung in einem Gehäuse vereint. Auch Apples HomePod ist so ein Digital-Aktivlautsprecher.
WICHTIG: Es sei darauf hingewiesen, dass es abweichend von den zuvor beschriebenen Beispielen noch andere Variationen gibt. Es handelt sich bei den o. g. lediglich um die gängigsten. Die Aufzählung und die Schemata erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das gilt auch für die nachfolgenden Erläuterungen.