Einsteiger-Ratgeber: Was ist besser für optimalen Musikgenuss? Aktiv- oder Passivlautsprecher?
Die Vorteile von AktivlautsprechernEs gibt eine Reihe technischer Gründe, die ganz klar für aktive Lösungen sprechen. Dazu gehört beispielsweise, dass passive Frequenzweichen weniger effizient arbeiten. So kann die Frequenztrennung mit ihnen nicht mit maximaler Trennschärfe an einem bestimmten Frequenzpunkt erfolgen. Es gibt immer gewisse Überlappungen der Frequenzanteile. Dem kann durch besonders steilflankige Filter entgegen gewirkt werden, aber die wiederum verursachen unerwünschte Phasendrehungen. Aktive Frequenzweichen erlauben eine genauere (schärfere) Trennung der Frequenzen, ohne die mit Passivweichen einhergehenden Nachteile, was (theoretisch) zu besserem Klang führt.
Passive Frequenzweichen „verbraten“ viel Leistung. Bei aktiven Weichen vor den Verstärkern kann mit deutlich geringerer Leistung der selbe effektive Ausgangspegel verglichen mit Passivlautsprechern erzeugt werden. Das bedeutet wiederum weniger Rauschen und Verzerrungen, höhere Energieeffizienz und (theoretisch) besserer Klang. Zudem lassen sich Verstärker, die hinter der aktiven Frequenzweiche liegen, besser auf die elektrischen Eigenschaften der jeweiligen Schallwandler auslegen (sofern der Hersteller den dafür nötigen technischen Aufwand und die Kosten in Kauf nimmt). Hersteller von Verstärkern für passive Lautsprecher müssen Ihre Elektronik so konzipieren, dass sie mit möglichst vielen unterschiedlichen Lautsprechern und deren unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften zurecht kommen, was den Aufwand und die Kosten erhöht. Daraus folgt (theoretisch) ein besserer Klang sowie günstigere Preise bei Aktivlautsprechern.
Beispiel einer sehr einfach aufgebauten passiven Frequenzweiche eines Zwei-Wege-Lautsprechers. (Foto: Totem Acoustic)
Beispiel einer äußerst komplexen passiven Frequenzweiche eines Zwei-Wege-Lautsprechers. Einfache oder komplexe Weichen haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.
Aktive Lautsprecher ermöglichen eine Bewegungskorrektur der Membranen, Gegenkopplung genannt. Es gibt verschiedene Arten der Gegenkopplung. Damit soll verhindert werden, dass die Membran beispielsweise zu weit ausschwingt, oder aufgrund der gefederten Masse zu lange nachschwingt. Schließlich soll die Membran exakt dem Signal folgen und darüber hinaus keine Bewegungen machen. Solche Gegenkopplungen haben ebenfalls ihre eigenen Problempunkte und werden heute nur noch selten mit analoger Technik eingesetzt. Viel mehr wird mit Hilfe von digitalen Mitteln versucht, die Membranbewegung so signalgetreu wie möglich zu machen.
Aktive Lautsprecher bedeuten kürzere Wege für die Verarbeitung des Audiosignals. Wenn, wie im Fall der oben als Beispiel genannten KEF LS50 Wireless, quasi die gesamte Signalverarbeitung innerhalb des Lautsprechers und auch noch zu weiten teilen in digitaler Form erfolgt, ist eine Beeinflussung des Audiosignals durch äußere Einflüsse wie elektromagnetische Einstrahlungen unwahrscheinlicher, bzw. lässt sich einfacher verhindern. – Theoretisch. In der Praxis wird die Elektronik in Aktivlautsprechern aber selten in eigene, abschirmende Gehäuse gesteckt. Es gibt daher gerade im Billigsektor viele Aktiv-Speaker, die erst recht anfällig für Einstrahlungen sind. Oft reicht schon ein neben dem Speaker liegendes Handy für häßliche Zwitschergeräusche aus den Boxen. Zudem ist die Aktivelektronik im Boxengehäuse meist ungeschützt starken Vibrationen ausgesetzt.
Nicht zuletzt kann bei Aktivlautsprechern der Bassbereich gezielt „entzerrt“ werden, weil dort alle Parameter des Schallwandlers bekannt sind. Diese Bassentzerrung führt (bei gleicher Gehäusegröße) zu einem tiefer reichenden und saubereren Bass. Auch das spricht – theoretisch – für einen klanglichen Vorteil. (Es sei jedoch erwähnt, dass Bassentzerrung mittels vorgeschalteter Elektronik auch bei Passivlautsprechern möglich ist.)
Last but not least: Gerade bei Desktop-Installationen sind Aktivlautsprecher klar im Vorteil, da kein zusätzlicher Platz für externe Verstärker auf oder neben dem Schreibtisch benötigt wird.