Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Einstieg in die Musikproduktion auf dem Mac, Teil 6

Audio aufnehmen

Einstieg in die Audio-Aufnahme mit dem Mac

In den vergangenen Teilen haben wir uns mit der Verwendung von Loops und der Aufnahme von MIDI-Daten beschäftigt.

Das Schöne an diesen Techniken ist, dass der Mac dafür nicht konfiguriert werden musste. Viele kompatible MIDI-Interfaces oder Keyboards mit integriertem Interface brauchen nicht einmal einen gesonderten Treiber, sondern werden automatisch als CoreMIDI-kompatibles Gerät erkannt und eingebunden. Für Sie bedeutet das, dass Sie Garage Band starten, ein Software-Instrument laden und auswählen und einfach drauf los spielen können.

Irgendwann kommt dann aber doch der Wunsch auf, Gesang aufzunehmen oder mit Gitarre oder Klavier das starre Playback aufzulockern. Außerdem fängt bei der Audio-Aufnahme der Spaß am Experimentieren erst richtig an; warum sollten Sie nicht vom Papierkorb unter dem Schreibtisch bis zum Sektglas die ganze Bandbreite an Perkussionsinstrumenten ausschöpfen, die die meiste Zeit anderen, völlig unmusikalischen Aufgaben nachgehen?

Probleme bei der Aufnahme mit Mikrofonen

Der einfachste Weg zur Audio-Aufnahme ist, das in mobilen Macs und dem iMac integrierte Mikrofon zu nutzen. Hier beginnt aber dann auch der Teil der Musikproduktion, bei dem es ganz ohne Investitionen nicht mehr geht. Im einfachsten Fall wäre das ein guter Kopfhörer, idealerweise sollte aber auch gleich ein gutes Audio-Interface auf der Wunschliste stehen. Zu Interfaces später mehr. Das Problem, das wir mit Hilfe eines Kopfhörers lösen, ist, dass ein Mikrofon nicht zwischen dem unterscheidet, was es aufnehmen soll und dem, was an Umgebungsgeräuschen zwangsläufig mit aufgenommen wird.

Wenn Garage Band unser Playback über die Lautsprecher des Macs wiedergibt, dann wird jedes Mikrofon, das sich im selben Raum befindet, automatisch diese Geräusche mit aufnehmen. Was wir jedoch brauchen, ist unsere reine Stimme oder nur die Gitarre, nicht gemischt mit dem Playback, das wir schon in Garage Band haben.

Je sauberer das Nutzsignal, also beispielsweise Gesang, von Störsignalen getrennt ist, desto besser. Mikrofone sind sehr empfindliche technische Komponenten, gehen Sie also immer davon aus, dass fast alles auf der Aufnahme zu hören sein wird, auch sehr leise Geräusche wie Lüfter-Rauschen oder der vor dem Haus vorbeifahrende LKW. Der Kopfhörer sorgt dafür, dass das Playback, zu dem wir beispielsweise Gesang aufnehmen, für uns sehr laut, für das Mikrofon aber sehr leise wird. Denn wenn ein Kopfhörer in die Kopfhörerbuchse am Mac gesteckt wird, dann bleiben die integrierten Lautsprecher stumm. So könnten Sie im Prinzip Ihren Gesang nur mit Hilfe des integrierten Mikrofons aufnehmen.

Einstellungen für die Aufnahme

Legen Sie dazu in GarageBand mit dem Plus-Knopf eine neue Spur an. Wählen Sie diesmal "Echtes Instrument" aus, aber bestätigen Sie die Auswahl nicht sofort, sondern klicken Sie auf das Dreieck links neben der Beschriftung "Instrument Setup".

Hier finden Sie links die Auswahl des Audio-Eingangs, rechts die des Ausgangs und eine Option für Software-Monitoring. Solang Sie keine zusätzliche Audio-Hardware besitzen, können Sie hier zwischen den Systemeinstellungen, dem integrierten Mikrofon und dem integrierten Eingang / Ausgang wählen. "Systemeinstellung" bezieht sich auf die Standardeinstellungen, die Sie für Toneingabe und -Ausgabe eingestellt haben:

Diese Einstellungen finden Sie sowohl in "Systemeinstellungen - Ton", als auch im Hilfsprogramm Audio MIDI Setup, das Sie am Ende des vorherigen Kapitels gesehen haben. Darüber hinaus können Sie aber auch direkt hier in GarageBand eine Audio-Quelle und einen Ausgang auswählen. Stehen Ihnen mehrere zur Verfügung, dann sollten Sie stets Eingang und Ausgang des selben Geräts wählen, um die Latenz (siehe Erklärung Latenz) möglichst gering zu halten. Im Fall der integrierten Hardware sind Mikrofon, Eingang und Ausgang ein gemeinsames Gerät. Wenn Sie ein zusätzliches Audio-Interface anschließen, dann sind die Eingänge und Ausgänge dieses Interfaces ein Gerät.

Monitoring

Wenn Sie Gesang aufnehmen, brauchen Sie eine verlässliche Rückmeldung darüber, ob Sie in der richtigen Tonhöhe singen. Hören Sie jedoch während der Aufnahme das Playback über einen Kopfhörer, dann schirmt dieser Ihre Ohren nach außen hin ab. Alle modernen DAWs können deshalb das Signal, das durch Mikrofon oder Audio-Eingang aufgenommen wird, mit dem Playback mischen (Software Monitoring) und so alles zusammen über Kopfhörer oder Lautsprecher ausgeben. Beim Anlegen einer Spur können Sie das Monitoring mit der Option "Ich möchte mein Instrument hören, wenn ich spiele und aufnehme" aktivieren.

Aufnahmepegel einstellen

Haben Sie jemals mit einem Tonbandgerät oder Kassettendeck aufgenommen? Dann wissen Sie, dass Sie das Eingangssignal vor der Aufnahme verstärken oder abschwächen können, um hinterher beim Abspielen möglichst wenige Störgeräusche zu hören. Rauschen entstand durch einen zu schwachen Signal-Pegel und wenn Sie mit einem zu hohen Pegel aufnahmen, dann erzeugten Sie Verzerrungen. Das Prinzip ist bei der digitalen Aufnahme das selbe. Der entscheidende Unterschied ist, dass Sie um jeden Preis verhindern möchten, dass es während Ihrer Produktion auch nur die kleinste Verzerrung gibt. Digitale Verzerrungen bei der Aufnahme klingen immer und ohne Ausnahme unangenehm und störend. Hier zeigt GarageBand die größten Schwächen - die einzige Kontrolle über den Aufnahmepegel haben Sie links in der Spuren-Spalte.

Den Verstärkungsregler für das integrierte Mikrofon dagegen sehen Sie in der rechten Spalte. Das Einstellen des richtigen Pegels ist aber ein Prozess, bei dem man nicht großzügig schätzen sollte. Der Pegelmesser in der Spuren-Spalte ist nicht präzise genug, um eine saubere Einstellung vorzunehmen. Vergleichen Sie die Anzeige mit drei professionellen Produkten (alle Abbildungen Originalgröße), dann sehen Sie den Unterschied:

  1. GarageBand
  2. MOTU Digital Performer 7.2
  3. Logic Pro 9
  4. Steinberg Cubase 5.5

Singen Sie so laut Sie können in das Mikrofon und regeln Sie den Pegel so, dass die Anzeige bei den lautesten Passagen gerade so aus dem grünen Bereich herauskommt. Der gelbe und orangene Bereich sollte aufgrund der wenig präzisen Pegelanzeige Ihre Reserve sein. Arbeiten Sie mit einem anderen Programm, in dem Sie die Pegel in Zahlenwerten ablesen können (bei Logic beispielsweise im Kästchen über der Pegelanzeige), dann steuern Sie Gesang auf ungefähr -10 dB aus. Sehen Sie an irgendeiner Stelle einmal die rote Warnleuchte anspringen, dann korrigieren Sie Ihre Aussteuerungs-Einstellung. Haben Sie bereits ein externes Audio-Interface, dann regeln sie den Einganspegel am Interface selbst und kontrollieren Sie den Wert in GarageBand. Beachten Sie dabei, dass eine Übersteuerungsanzeige, wenn am Interface vorhanden, niemals aufleuchten sollte.

Aufnahme

Die eigentliche Aufnahme ist dann vergleichbar zu der Aufnahme von MIDI-Noten - wenn Sie eine Spur auswählen, ist sie automatisch aufnahmebereit. Klicken Sie dann nur noch auf den Aufnahmeknopf im Transport-Bereich und singen Sie als gäbe es kein Morgen - eine begeisternde Gesangsaufnahme lebt von der Energie, die Sie beim Singen versprühen. Bei aktiviertem Software-Monitoring können Sie bei der Aufnahme sogar einen Halleffekt auf Ihre Stimme legen, die meisten Sänger empfinden das als sehr angenehm, weil die Stimme dadurch groß und mächtig klingt und sie so weniger Hemmungen haben, wirklich laut zu singen.

Die Qualität des in Macs integrierten Mikrofons ist ausreichend aber sicher in den meisten Fällen ernüchternd. Es wird sehr viel Raumklang mit aufgenommen und die Stimme klingt nicht präsent und rund, wie man es von professionellen Aufnahmen gewohnt ist. Will man die Aufnahmequalität deutlich steigern, bietet es sich an, ein gutes Gesangsmikrofon zu dem Audio-Interface dazu zu kaufen, das man nun langsam aber sicher mit einzuplanen beginnt. Abzuraten ist zumindest für Musikaufnahmen von günstigen USB-Mikrofonen, die erzielbaren Latenzwerte sind in den meisten Fällen nicht vergleichbar mit denen eines guten Audio-Interfaces.

Lassen Sie sich bei der Entscheidung am besten von erfahrenen Verkäufern im lokalen Musikgeschäft beraten und lesen Sie Testberichte. Fragen Sie Freunde und Bekannte und wenn dann das gewünschte Gerät mehr kostet als Sie gerade bereit sind auszugeben, dann schreiben Sie am besten für den Moment erst einmal weitere Songs und sparen Sie noch einen oder zwei Monate. Sie werden immer mit dem Gerät am zufriedensten sein, das Sie eigentlich kaufen möchten, nicht mit der geringfügig günstigeren Alternative. Achten Sie vor allem auf die Mac-Kompatibilität, die (Kunden-)Meinungen zur Stabilität im Betrieb und realistisch erzielbare Latenzen. Alle Interfaces der selben Preisklasse sollten gut genug klingen, die Unterschiede werden Sie erst mit hochwertigen Mikrofonen und akustisch optimierten Räumen hören.

Im nächsten Teil der Serie geht es darum, wie Sie die Spuren Ihres Arrangements mit Effekten bearbeiten, einen automatisierten Mix erstellen und dann das Ergebnis als Musik-Datei ausgeben, um es an Freunde und Bekannte zu geben, auf Ihrem iPod zu hören oder über das Internet zu verbreiten.

Teil 7 der Serie

Werbung: