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Einstimmige FTC-Entscheidung: Apples Reparaturpolitik kann es an den Kragen gehen

Im Mai hatte die Federal Trade Commission, vermutlich die mächtigste Handels- und Wettbewerbskommission der Welt, eine Studie zur Reparaturpolitik großer Anbieter vorgelegt. Es galt unter anderem zu untersuchen, wie sich die Hersteller verhalten, wenn es zu Defekten ihrer Geräte kommt. Das nicht sonderlich überraschende Urteil lautete: Nicht immer fair, oft sogar direkt wettbewerbsfeindlich. Als Reaktion darauf erteilte US-Präsident Biden der FTC den Auftrag, neue gesetzliche Vorgaben auszuarbeiten. Konkretes Ziel der Maßnahmen ist, Marktführern bzw. Weltkonzernen generell die Möglichkeit zu nehmen, das Reparaturgeschehen nach Belieben zu diktieren.


FTC-Ankündigung: Konkrete Maßnahmen kommen
Die FTC hat infolgedessen nun einstimmig dafür gestimmt, Regulierungen und Maßnahmen gegen wettbewerbsfeindliches Verhalten auf den Weg zu bringen. Bislang konnten Hersteller oft ihren reichen Schatz an Patenten auffahren, durchgesetzt von mächtigen Rechtsabteilungen. Wer als Drittanbieter Ersatzteile anbot, die nicht den Segen des Geräteanbieters hatten, sah sich rasch teuren Klagen ausgesetzt. Derlei Vorgehen sowie bewusstes Abschneiden unabhängiger Reparaturstellen von Ersatzteilen ist der FTC ein Dorn im Auge. Einerseits komme es dabei zu einer preislichen Verzerrung, denn Wettbewerb werde systematisch ausgebremst, andererseits verleiten komplizierte oder teure Reparaturen Kunden oft dazu, dann lieber ein Neugerät zu erwerben.

Apple wird sich umstellen müssen
Auch wenn sich die geplanten Regulierungen nicht ausschließlich gegen Apple richten, dürfte Cupertino dennoch einer der Hauptbetroffenen sein. Mehrere Kritikpunkte des Berichts treffen nämlich direkt auf den Mac- und iPhone-Hersteller zu. Beispielsweise beanstandete die FTC das Verhalten, externen Reparaturstellen nur unter hohen Auflagen und komplexen Lizenzbestimmungen Ersatzteile zur Verfügung zu stellen. Apples "Independent Repair Programm" ist ein Beispiel für derlei Vorgehen, denn was auf dem Papier nach einfacher Registrierung klingt, stellt sich in der Praxis oft als weniger angenehm heraus.


Apples angeblich unabhängiges Reparaturprogramm
Studiert man die Teilnahmebedingungen, so enthalten diese unangekündigte Inspektionen, Beschlagnahmung von Material und ein Verbot der Lagerung "verbotener Ersatzteile" – wer neben iPhones auch Smartphones anderer Hersteller repariert, fällt je nach Auslegung genau unter letztgenannte Klausel. Apple verlangt zudem Herausgabe vollständiger Kundendaten, insbesondere Name, Anschrift und Telefonnummer. Während Apple sich sonst als Datenschützer feiert, sieht man die Sache in diesem Punkt offensichtlich gänzlich anders.


Kunden sollen mehr reparieren können, weniger neu kaufen müssen
Wann die FTC die angestrebten Regelungen zur Gesetzesreife bringen kann, ist noch nicht bekannt. Dennoch dürften sich die Großunternehmen trotz aller Lobbyarbeit und massiven Protesten gegen das "Right to Repair" auf Konsequenzen einstellen müssen. Es handelt sich nicht mehr um allgemeine Überlegungen, sondern um die geplante, konkrete Umsetzung verschiedener Vorschläge. Im Rahmen der Kartell-Ermittlungen hat sich die Stimmung ohnehin gewandelt und gerade Big Tech kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass man weiterhin nur mit Samthandschuhen angefasst wird. Für Kunden soll die Regulierung bedeuten, mehr Reparaturmöglichkeiten bei gleichzeitig niedrigeren Preisen zu erhalten.

Kommentare

STB
STB22.07.21 10:06
Das mit den dann niedrigeren Reparaturpreisen bleibt abzuwarten. Da findet sich bestimmt ein fadenscheiniger Vorwand, weshalb die Reparaturpreise dann steigen müssten.

Dem Verbraucher wurden damals auch niedrigere Routerpreise angekündigt mit dem Wegfall der Routerbindung durch die Provider, das Gegenteil war der Fall.

Ansonsten natürlich besonders vorteilhaft wenn die Zeiten der fest verlöteten Speicher und anderer vergossener Komponenten beendet wären. Dann könnte man wie in den guten alten Zeiten wieder alles selber reparieren...
+1
MacSquint
MacSquint22.07.21 10:08
Absolut begrüßenswert!
Womöglich werden dann auch viele Reparaturen an Macs wirtschaftlich interessant, wo bei Apples teilweise opulenten Pauschalpreisen eher zum Neukaufen optiert wurde.
+7
kvoecking
kvoecking22.07.21 10:26
Mein MBP darf gern etas dicker sein, wenn ich dann wieder RAM und SSD selbst tauschen kann. Ich hoffe daher, dass die FTC da klare Regeln aufstellt.
Zur weisen Belehrung gehört Intelligenz, zum Anschreien lediglich eine laute Stimme.
+7
Tommy1980
Tommy198022.07.21 10:32
kvoecking
Mein MBP darf gern etas dicker sein, wenn ich dann wieder RAM und SSD selbst tauschen kann. Ich hoffe daher, dass die FTC da klare Regeln aufstellt.

Dem wirkt Apple ja bereits mit dem SOC entgegen. Bei SSD werden sie dann auch auf irgendwas propritäres gehen, was man nirgends sonst bekommt. (Ist das nicht sogar schon so?)
+1
Borimir22.07.21 11:17
kvoecking
Mein MBP darf gern etas dicker sein, wenn ich dann wieder RAM und SSD selbst tauschen kann. Ich hoffe daher, dass die FTC da klare Regeln aufstellt.


ein Verbot von fest verlöteten RAM und SSD wird garantiert nicht kommen. darüber hinaus, irre ich mich oder war der RAM nicht in den M1 Chip integriert?
0
Metty
Metty22.07.21 11:20
In den neuen M1 Prozessoren ist das RAM bereits enthalten. Deshalb dürfte es recht schwer werden RAM auszutauschen. Immerhin ist das RAM nun Teil der gesamten Prozessoreinheit. Das ist einer der vielen Gründe warum ein M1 Prozessor so schnell ist.
Auch die SSD ist nun Teil des Boards und kann nicht einfach getauscht werden. Das sollte allerdings kein Hindernis sein mehr Speicher in Form einer zusätzlichen SSD hinzufügen zu können. Externe Platten sind nun mal in portablen Geräten keine echte Alternative zu internem Speicher.
Auch ist es nicht notwendig alles zu verkleben. Ein Akkutausch sollte im Lebenszyklus eines MacBooks normal sein, auch wenn das auf Kosten einer 0.5 mm größeren Bauweise geht.
Hier in Luxemburg gibt es keinen Apple Store. Da werden minimale Erweiterungen oder Reperaturen gleich zu einem Abenteuer.
Ich finde den Vorstoß der FTC gut.
+2
brad12majors22.07.21 11:25
Das ist echt überfällig.
+1
Borimir22.07.21 11:35
Metty
In den neuen M1 Prozessoren ist das RAM bereits enthalten. Deshalb dürfte es recht schwer werden RAM auszutauschen. Immerhin ist das RAM nun Teil der gesamten Prozessoreinheit. Das ist einer der vielen Gründe warum ein M1 Prozessor so schnell ist.
Auch die SSD ist nun Teil des Boards und kann nicht einfach getauscht werden. Das sollte allerdings kein Hindernis sein mehr Speicher in Form einer zusätzlichen SSD hinzufügen zu können. Externe Platten sind nun mal in portablen Geräten keine echte Alternative zu internem Speicher.
Auch ist es nicht notwendig alles zu verkleben. Ein Akkutausch sollte im Lebenszyklus eines MacBooks normal sein, auch wenn das auf Kosten einer 0.5 mm größeren Bauweise geht.
Hier in Luxemburg gibt es keinen Apple Store. Da werden minimale Erweiterungen oder Reperaturen gleich zu einem Abenteuer.
Ich finde den Vorstoß der FTC gut.
Akkutausch war aber auch noch nie ein Problem. Daher verstehe ich nicht warum dass immer wieder (jetzt nicht nur von dir) angeführt wird. Mein Theorie dazu (will dir jetzt nicht zu nahe treten) : Kunden wollen den Akku selber gegen einen "Billig-China-Akku" tauschen. Original ist zu teuer. Dabei finde ich 50-80 Euro (je nach Modell ) für einen kompletten Akkutausch völlig in Ordnung.
+5
Bitsurfer22.07.21 13:10
Wer dann meint reparaturen werden günstiger glaubt auch an den Weihnachtsmann. Wenn ich mir hier die ersten Reparaturbetrieb die in Google auftauchen für iphones anschaue, sind identische Reparaturen im Apple Store günstiger. Glaubt nur keiner.
-1
blackboxberlin22.07.21 16:59
Na klar, mit dem Lötkolben im MacBook -
wie 1996!
Die EU hat hier zuerst nicht den Verbraucher im Blick, sondern es geht um eine angeordnete Deregulierung des Marktes!
Der Satz
„Wer als Drittanbieter Ersatzteile anbot, die nicht den Segen des Geräteanbieters hatten, sah sich rasch teuren Klagen ausgesetzt.“ beschreibt es doch ganz gut: jetzt soll jede Elektronik-Butze in Shenzen „Original-Apple-Teile“ herstellen dürfen!
Darum geht es: um die Wirtschaft in China, nicht um uns Kunden!

Für Verbraucher, die Original-Ersatzteile bevorzugen, wird es halt teurer!
Für einige Verbraucher, die alternative Reparaturanbieter nutzen, eventuell auch!

Ich freue mich jedenfalls schon darauf, das auch Volkswagen, BMW, Audi auch durch die EU gezwungen werden, nicht freigegebene, nicht überprüfte Ersatzteile akzeptieren zu müssen!
-2
Metty
Metty22.07.21 17:03
Borimir
Akkutausch war aber auch noch nie ein Problem.

Wie schön, dass Dein iPhone/iPad ein paar leicht erreichbare Standardschrauben hat, mit dem Du das Gerät sauber öffnen und wieder schließen kannst. Und da Dein Akku auch nicht verklebt ist, steckst Du ihn einfach ab und tauscht ihn gegen den Neuen aus dem nächsten Elektronikmarkt aus (nicht "Billig-China-Akku"). Ganz einfacher Akkuwechsel in 3 Minuten gemacht. Na dann ist ja alles bei Dir in Ordnung ...

Ich bin eher älteres Semester. Für den Austausch von RAM in meinem Mac IIfx habe ich nicht einmal einen Schraubenzieher gebraucht. Einfach Klappe mit den Fingern an den dafür vorgesehenen Griffen aufmachen, altes RAM rausziehen, neues einsetzen und fertig. Zeit: 30 Sekunden. Das war damals normal für alle Apple Produkte. Schau Dir mal an wie kompakt der Cube war und wie leicht man den öffnen konnte um an alles heran zu kommen. Das war damals Teil der Philosophie von Apple.

Für den Austausch von RAM und SSD in meinem Mac mini habe ich das letzte mal über eine Stunde gebraucht und da war ich froh, dass es erstens überhaupt möglich war und ich zweitens eine Anleitung auf YouTube gefunden habe wie man was in der richtigen Reihenfolge macht ohne dabei die WiFi Antenne zu zerrupfen.

Ach ja, seufz, damals war alles besser ...
+4
Stefanie Ramroth22.07.21 22:02
Sorgen macht mir hier der Gebrauchtmarkt.
Wer bisher ein Gerät nach einer Reparatur erworben hat, konnte sich auf Ersatzteile und Service in Herstellerqualität verlassen.
Ich möchte kein gebrauchtes iPhone mit Dritthersteller-Akku und Hinterhof-Refurbished Display kaufen.
So schön die neuen Beschlüsse also für die Eigentümer sein können, immerhin haben die dann mehr Möglichkeiten, ihr Eigentum länger nutzbar zu machen, die Wiedervermarktung dürfte darunter leiden.
-1

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