Electronic Frontier Foundation fordert: Apple muss Foto-Scan komplett stoppen und Datenschutz-Versprechen halten
Angesichts der überwiegend negativen Presse und lautstarken Kritik von verschiedenen Seiten gab Apple am Freitag bekannt, den Scan nach illegalen Inhalten vorerst nicht einzuführen. Die Besonderheit der von Apple gewählten "CSAM"-Erkennung (Child Sexual Abuse Material) war, vor dem iCloud-Upload lokal einen Abgleich nach entsprechendem Bildmaterial vorzunehmen. Was als datenschutztechnisch besonders vorteilhafte Lösung angepriesen werden sollte, ging in der öffentlichen Wahrnehmung hingegen nach hinten los. Was beim Großteil der Nutzer ankam, war schlicht: Apple scannt fortan alle meine lokalen Fotos und wertet diese aus.
Apple kann die Diskussion nicht mehr einfangenZwar äußerte sich Cupertino rasch
und erklärte, es finde ein Abgleich mit bekannten kinderpornografischen Darstellungen und keine generelle Analyse statt, zu diesem Zeitpunkt war es aber schon zu spät. Auch Kritik, dass man hier despotischen Staaten Tür und Tor öffne, wirkungsvoll Regimegegner ausfindig zu machen, konnte Apple nicht mehr einfangen. Genau dieser Aspekt gilt als besonders gefährlich – aus der sicheren iPhone-Festung würde damit ein System, welches die von Apple so vehement bekämpften "Hintertürchen" faktisch böte.
EFF lobt Moratorium – und kritisiert weiterDie Electronic Frontier Foundation hat sich nun zu Apples jüngster Ankündigung
geäußert und begrüßt, dass erst einmal keine Umsetzung der Pläne stattfindet. Ein "vorerst" reiche aber nicht aus, denn Apple müsse jetzt mehr tun, als nur zuzuhören. Stattdessen sei geboten, die Idee vollständig zu begraben und keine bewussten Schwachstellen in die Verschlüsselung zu integrieren. Apple solle am bisherigen Versprechen festhalten, wirkliche Privatsphäre zu bieten und jeglichen Zugriff auf private Daten zu verhindern.
Apples jahrelang aufgebauter Ruf leidetBislang ist nicht bekannt, ob Apple den Forderungen nachkommt. Angesichts der aktuellen Stimmung, innerhalb kürzester Zeit litt Apples Ruf als Datenschutz- und Privatsphäre-Vorreiter ganz massiv, erscheint eine Abkehr vom Foto-Scan allerdings als ziemlich wahrscheinlich. Man darf sich weiterhin die Frage stellen, warum man das Problem während der Entscheidungsfindung nicht kommen sah – zumal kaum einem Normalanwender die Implikationen bewusst sein dürften, warum lokale Analyse
normalerweise die bessere Lösung für Datenschutz darstellt.