Emnid-Umfrage: Was sich Nutzer von neuen Smartphones wünschen - und was nicht
Steve Jobs erklärte einst, warum Marktforschung für Apple komplett unwichtig sei. Seiner Ansicht nach wissen viele Menschen gar nicht, was sie wollen - bis man es ihnen dann zeige. Würde man hingegen Produktentwicklung danach betreiben, was Nutzer in Umfragen angeben, so wollen diese schon wieder etwas ganz anderes, sobald ihr Wunsch irgendwann einmal marktreif ist. Nur ein einziges Mal habe Jobs auf die Expertise von Marktforschern gesetzt. Es ging darum, die Retail-Strategie von Gateway zu analysieren, um zu vermeiden, dieselben Fehler erneut zu machen. Man kann darüber diskutieren, ob eine momentan kursierende Emnid-Umfrage daher wirklich wichtige Erkenntnisse bringt - oder ein Beispiel dafür ist, dass Nutzer nur ihnen bekannte Konzepte nennen.
Emnid hatte im Auftrag von testberichte.de Nutzer zwischen 14 und 60 Jahren danach befragt, was sie sich von einem neuen Smartphone wünschen. Mit überwältigender Mehrheit lautete die Antwort: Mehr Akkulaufzeit. 77 Prozent der Teilnehmer entschieden sich für diese Option. 40 Prozent hätten gerne Aufladen ohne Kabel, 23 Prozent sind Fans rahmenloser Displays, 17 Prozent fügten der Wunschliste Gesichtserkennung hinzu. Ein Gehäuse aus Glas nannten 14 Prozent der Teilnehmer. 11 Prozent waren für keine der Optionen zu begeistern. Eine Folgerung der Umfrage ist, dass Innovationen der Smartphone-Hersteller an den Bedürfnissen der Kunden vorbeigehen.
Der durchschnittliche Nutzer könne angeblich mit technischen Neuerungen gar nichts anfangen und sei schon zufrieden, würde der Akku länger halten. In der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen lag dieser Wunsch mit 90 Prozent sogar noch weiter vorne. Allerdings greift das Umfrage-Fazit viel zu kurz. Sicherlich wäre es ein Vorteil, würden Smartphones so lange halten wie Handys aus der Ära vor iPhone und Co. Wer ohnehin sein Smartphone jeden Abend ans Netz hängt, hat von moderat längerer Laufzeit gar nichts. Eine Verdoppelung der Akkulaufzeit klingt toll, ist aber nicht sonderlich realistisch - außer, man lässt die Geräte wieder wesentlich dicker werden oder stutzt moderne Smartphones so zurück, dass sie kein leistungsfähiger Computer im Hosentaschenformat mehr sind. Dies ginge aber jetzt schon. Wer die Plus-Modelle des iPhones als reines Handy verwendet und so viele Dienste wie möglich deaktiviert, niedrige Display-Helligkeit verwendet und keine rechenintensiven Apps nutzt, kann damit ebenfalls drei bis vier Tage ausharren. Die doppelte Laufzeit wäre damit erreicht. Aber ist ein Tag mehr Akkulaufzeit wirklich etwas, das als Innovation in die Smartphone-Geschichte einginge?