Ende einer Ära: Die letzte gelbe Telefonzelle wurde abgebaut
Öffentliche Fernsprecher sind fast so alt wie das Telefon selbst: 1881 wurde in Berlin der erste "Fernsprechkiosk" in Betrieb genommen. Jahrzehntelang - allerdings erst ab 1946 in der Signalfarbe der Post - waren die Telefonzellen nicht aus Städten und Dörfern wegzudenken. Das letzte der einstmals mehr als 100.000 gelben Häuschen musste jetzt dem Siegeszug von iPhone und Co. weichen.
Versteckt in einem BootshausDie bundesweit einzige noch verbliebene bundespostfarbene "TelH78", so die offizielle Bezeichnung der Telefonzelle aus Kunststoff, stand im äußersten Südosten der Republik, im Wallfahrtsort St. Bartholomä auf einer Halbinsel im Königssee. Versteckt in einem Bootshaus wartete sie, unweit der Grenze zu Österreich, auf Menschen, die in ihr telefonieren wollten. Aber die blieben nicht erst in den letzten Jahren aus - seit fast jedermann ein Smartphone sein eigen nennt, werden öffentliche Fernsprecher naturgemäß immer weniger gebraucht.
Monatlicher Umsatz unter 50 EuroZuletzt lag der monatliche Umsatz der gelben Zelle am Seeufer deutlich unter 50 Euro - das bedeutete letztlich das Aus. Allerdings war es für die Telekom nicht damit getan, das Häuschen einfach auf einen Lkw zu laden und abzufahren: Der Wallfahrtsort ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Und so schipperte die allerletzte ihrer Art vor der idyllischen Bergkulisse auf dem Königssee ihrer Bestimmung entgegen - der kontrollierten Entsorgung und dem Recycling wiederverwertbarer Teile.
Gelbe Zellen waren historische ExotenGelbe Telefonhäuschen gehörten schon seit Jahrzehnten zu den historischen Exoten, denn nachdem aus der Bundespost die Telekom geworden war, erhielten die öffentlichen Fernsprecher ein neues Design in den Firmenfarben weiß, grau und magenta. Etliche gelbe Exemplare genießen aber heute den wohlverdienten Ruhestand in Privatbesitz: Nostalgische Zeitgenossen haben sie der Telekom abgekauft und sie beispielsweise im Garten oder im Partykeller aufgestellt.
Wallfahrtsort ist mit Mobilfunk versorgtÜbrigens: Wallfahrer und Touristen sind in St. Bartholomä auch nach dem Abbau des letzten gelben Telefonhäuschens der Republik natürlich nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Dank der Versorgung mit Mobilfunk können Besitzer von iPhone und Co. auch in den bayerischen Alpen jederzeit telefonieren, E-Mails checken und im Internet surfen.