Audio-Streaming: Fünf BeispiellösungenUnd damit wären wir bei der Liste mit fünf Beispielen für Streaming-Lösungen angelangt, die alle den selben Zweck haben, in Ausführung, Funktionsumfang und technischem Aufwand aber sehr unterschiedlich sind und die eine Preisspanne von quasi umsonst bis 2.200 Euro abdecken.
Das Angebot an Streamern jeglicher Couleur ist inzwischen sehr groß. Es handelt sich bei den im Folgenden genannten um Produkte bzw. Anwendungen, die ich (mit einer Ausnahme) aus eigener Erfahrung kenne, teils ausführlich getestet habe und die ich für empfehlenswert halte. Spezial- und Bastellösungen wie Raspberry Pi lasse ich dabei außen vor, weil es um möglichst einfache Lösungen für Streaming geht.
Für Computer-Only-Nutzer: Mac/PC oder Smartphone als StreamerVoraussetzung für Musikstreaming über Computer-Devices wie Mac oder iPhone ist, dass ein passendes „Empfangsgerät“ vorhanden ist. Die einfachsten und günstigsten Geräte hierfür sind Aktivlautsprecher mit Bluetooth – oder auch Bluetooth Kopfhörer – die es schon für unter 50 Euro gibt.
Um Musik vom Mac/iPhone auf eine vorhandene HiFi-Anlage auszugeben, reicht im günstigsten Fall ebenfalls Bluetooth, oder ein USB-Kabel, wenn der Verstärker über entsprechende Eingänge verfügt. Multiroom ist in diesem Fall nicht möglich, da das derzeit gängige Bluetooth und Kabel nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen darstellen.
Um mit dem Mac/iPhone echte Multiroom-Beschallung über das Heimnetz zu verwirklichen, benötigt man Endgeräte, die ein entsprechendes Netzwerkprotokoll beherrschen (AirPlay 2 oder UPnP/DLNA). AirPlay-2-fähige Lautsprecher wie der
B&W Formation Wedge kämen in Frage.
Es fallen „nur“ die Kosten für passende Endgeräte an. Der „Streamer“ ist quasi umsonst, da bereits als Mac oder iPhone vorhanden. Allerdings beschränkt man sich damit bei der Auswahl der Endgeräte auf solche, die unbedingt entsprechende Netzwerkfähigkeit bzw. Verbindungsmöglichkeit mitbringen müssen. Eventuell vorhandene HiFi-Anlagen älterer Bauart können ggf. über Bluetooth- oder WLAN/AirPlay-Adapter relativ günstig fit gemacht werden, aber das sind oft nur Notlösungen.
Vor- und Nachteile:
+ Kein dedizierter Streamer erforderlich und in fast jedem Haushalt vorhanden
+ vorhandene und bewährte Software wie iTunes kann genutzt werden
– Bedienung nur über macOS oder iOS Interface (oder PC/Android)
– wenn Bluetooth: begrenzte Reichweite, klanglich limitiert, kein Multiroom
– klanglich meist im Nachteil ggü. dedizierten Streamern
Dedizierte StreaminglösungenFür Einsteiger: Yamaha WXAD-10 (ab ca. 120 Euro)Einer der günstigsten und dabei doch ungeheuer vielseitigen Streamer ist der
WXAD-10 von Yamaha. Das kleine Gerät unterstützt nicht nur AirPlay und Bluetooth als „Empfänger“ sondern ist eine ausgewachsene Streaming-Quelle. Es wird per WLAN oder LAN mit dem Netzwerk verbunden und beherrscht Streaming von diversen Online-Diensten, ist DLNA-kompatibel und versteht natürlich Yamahas eigenes MusicCast. – Unabhängig vom Mac oder PC.
Voraussetzung ist ein analoger Verstärker, an den der WXAD-10 per Cinch-Kabel angeschlossen wird. So lassen sich ältere Anlagen kostengünstig ins Streaming-Zeitalter holen.
Vor- und Nachteile:
+ sehr preisgünstiger Streaming-Player
+ Computer-unabhängige Wiedergabe über das Netzwerk
– kein Anschluss lokaler Festplatten möglich
– kein Digitalausgang
– kein eigenes Display, Steuerung nur über App
Für Aufsteiger: Lindemann Audio Limetree BRIDGE (745 Euro) oder NETWORK (895 Euro)Der
Limetree Network vom deutschen Hersteller Lindemann Audio ist dem zuvor erwähnten Yamaha funktional sehr ähnlich. Auch dieses Gerät ist ein Streaming-Player, der Musik online und aus dem Heimnetz wiedergeben kann und per analogem Ausgang an passende Verstärker angeschlossen wird. Allerdings ist der Network u. a. mit hochwertigeren Komponenten für einen besseren Klang ausgestattet.
Wer schon einen hochwertigen DAC oder Verstärker mit eingebautem Wandler besitzt – oder Aktivlautsprecher mit passendem Digitaleingang – findet in der Lindemann Limetree-Serie alternativ das Modell BRIDGE (745 Euro). Der verzichtet auf auf den internen DAC und gibt die Musik nur digital aus.
Einen Kurztest der beiden Komponenten finden Sie
hier.
Vor- und Nachteile:
+ deutlich besserer Klang an guten Anlagen im Vergleich zu WXAD-10
+ wahlweise mit oder ohne Analogausgang erhältlich (Network o. Bridge)
+ sehr kompakt
+ roon ready
+ USB-Anschluss f. lokale Massenspeicher
– kein eigenes Display, Steuerung nur über App
Für Allrounder: CocktailAudio X14 Streaming-Server und Verstärker (699 Euro)Bislang hatte ich noch nicht die Gelegenheit, Geräte von CocktailAudio selbst zu testen, aber der Hersteller bietet für fast jeden Bedarf eine passende und gut durchdachte Streaming-Lösung an. Als Beispiel sei hier der X14 genannt.
Es handelt sich um einen sehr kompakten Quader, der nicht nur ein kompletter Streaming-Server mit allem Komfort (inkl. großem Display) ist, sondern sogar einen Class-D Vollverstärker mit 2x 30 W eingebaut hat. Nur noch Passivlautsprecher anschließen und man hat eine komplette Anlage mit Streaming-Server.
Mit einem UVP ab 699 Euro (
Amazon) ist der
CocktailAudio X14 (Produktseite) günstiger und vielseitiger, als die zuvor genannten Komponenten von Lindemann. Dank analoger und digitaler Ausgänge ist er bei Bedarf sogar mit externen DAC oder Endstufen erweiterbar, wenn die interne Leistung nicht mehr ausreichend erscheint. Über seine klanglichen Fähigkeiten konnte ich mir bislang noch kein eigenes Urteil bilden. Das wird beizeiten nachgeholt.
Das Gerät kann mit oder ohne interne Festplatte geordert werden. Eine Fernbedienung ist im Lieferumfang enthalten. Optional gibt es für 149 Euro auch eine „Premium“-IR-Fernbedienung aus Alu.
Vor- und Nachteile:
+ Bis auf die Lautsprecher alles an Bord
+ Bedienung am Gerät
+ optional mit Fernbedienung
+ großes Display
+ große Kompatibilitäts-Vielfalt (inkl. roon ready)
– relativ begrenzte Verstärkerleistung
Für High-Ender: Auralic Aries G1 Streaming Transporter (2.200 Euro)Für Musikliebhaber mit hohem Klanganspruch sind Geräte wie der Auralic Aries G1 entwickelt worden. Die Auralic-Plattform mit der zugehörigen App Lightning DS ist schon seit vielen Jahren erhältlich und hat inzwischen einen sehr hohen Reifegrad.
Der Aries G1 ist spezialisiert für den Betrieb mit hochwertigen DACs (möglichst mit USB), hat ein sehr aufwändiges, aus dicken Alu-Platten gefertigtes Gehäuse und ein hochauflösendes Farbdisplay. Außer über die App kann er – wenn auch nicht ganz so komfortabel – auch mit den Tasten an der Front gesteuert werden. Zudem kann er IR-Befehle von vorhandenen Fernbedienungen erlernen und so auch ohne App ferngesteuert werden.
Der technische Aufwand zur Signalverarbeitung im Gerät ist sehr hoch. Die
Produktseite verrät näheres dazu. Der Auralic kann per LAN oder WLAN mit dem Netzwerk verbunden werden, unterstützt alle gängigen Online-Streamingangebote, spielt Musik von lokal angeschlossenen Speichern und aus dem Heimnetzwerk. Der Aries G1 ist ein rein digitales Gerät und benötigt zum Betrieb einen extern angeschlossenen DAC, der über verschiedene Schnittstellen, primär über USB, angeschlossen werden kann.
Klanglich ist er, sofern die nachgeschalteten Komponenten entsprechend hochwertig sind, den vorangegangenen Lösung deutlich überlegen. Das Gesamtsystem hat sich bei mir in der Praxis zudem als äußerst zuverlässig und komfortabel erwiesen. Preislich stellt der Auralic G1 zwar die Spitze der hier genannten Lösungen dar, doch für Nutzer mit entsprechend hohem Anspruch ist das Preis/Leistungsverhältnis sogar als günstig anzusehen.
Vor- und Nachteile:
+ klanglich sehr überzeugend
+ ausgereifte Plattform und App (zuverlässig, hoher Bedienkomfort)
+ sehr hochwertige Verarbeitung für die Preisklasse
+ kann mit fast jeder IR-Fernbedienung gesteuert werden
+ große Kompatibilitäts-Vielfalt (inkl. roon ready)
+ parametrischer DSP-Equalizer zuschaltbar
+ sehr umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten
+ roon ready
FazitDie genannten fünf Beispiele bilden natürlich nur einen kleinen Teil des verfügbaren Angebots ab, zeigen aber auf, wie vielseitig die Gerätegattung der Streamer ist. Für fast jeden Geldbeutel und Anspruch gibt es eine passende Lösung. Die Beispiele sollen Einsteigern als Orientierungspunkte dienen, um sich im Falle einer geplanten Anschaffung im Streaming-Dschungel etwas besser zurecht zu finden.