Entwickler kritisiert traurigen Zustand der Mac-Hardware
Eine Mischung zwischen Wut und Verständnislosigkeit kann man aus dem
offenen Brief lesen, in dem Entwickler Quentin Carnicelli die Hardware-Politik Apples kritisiert. Der Gründer der App-Schmiede Rogue Amoeba nimmt die Veröffentlichung von macOS 10.14 Mojave zum Anlass, sich laut Gedanken über mögliche Neuanschaffungen aus der Mac-Sparte zu machen.
Viel Zeit vergeht, wenig passiertMit dem Erscheinen von macOS Mojave fallen wieder ein paar Mac-Reihen heraus, also denkt Carnicelli über den Neukauf einiger Test-Rechner nach. Er konsultiert dazu den
Buyer's Guide von MacRumors und stellt anhand dessen fest, wie lange es zum Teil schon her ist, dass das Unternehmen einige Serien neu aufgelegt hat.
Mac-Reihe | zuletzt aktualisiert |
iMac Pro | Vor 186 Tagen |
iMac | Vor 377 Tagen |
MacBook | Vor 377 Tagen |
MacBook Air | Vor 377 Tagen |
MacBook Pro | Vor 377 Tagen |
Mac Pro | Vor 439 Tagen |
Mac mini | Vor 1340 Tagen |
Ihm fällt dabei auf, dass es außer dem iMac Pro keine Reihe gibt, die Apple im vergangenen Jahr auf den aktuellen Stand gebracht hat. Außerdem betont er, dass selbst diese Zahlen geschönt seien. Als Beispiel pickt er sich den MacMini heraus: Der sei 2014 zum letzten Mal aktualisiert worden und selbst das 2014er Update sei glanzlos gewesen. Auch über die Entwicklung des Mac Pro beschwert sich der CTO: Die Modellreihe sei einst "stabil" gewesen, nun habe Apple die "Sackgassenversion" des Profi-Rechners seit 2013 nicht mehr auf den neusten Stand gebracht. Auch von einigen Updates zeigt sich Carnicelli enttäuscht: In einem Nebensatz erwähnt er die "fragwürdige" Tastatur des MacBook Pro und den einzigen Anschluss des MacBooks, der auch zum Laden verwendet werden muss.
Die Qual der Wahl aus einem dürftigen SortimentEs sei zur Zeit sehr schwierig, Kunden einen Mac zu empfehlen und das sei für eine mac-basierte Software-Firma "äußerst besorgniserregend". Carnicelli hat auch Schwierigkeiten, den eigenen Bedarf zu decken und daher sei Rogue Amoeba dazu übergegangen, nun gebrauchte Hardware zum Testen anzuschaffen. "Das ist weder gut für Apple, noch ist es das, was wir wollen", erklärt der Technische Leiter. Anstatt zu versuchen, die Welt mit "innovativen" neuen Designs wie dem gescheiterten Mac Pro zu begeistern, solle Apple viel häufiger Updates und Speed Bumps für das gesamte Line-Up bereitstellen, schlägt Quentin Carnicelli vor. Apple habe dies Mitte der 2000er Jahre als viel kleineres Unternehmen doch auch "mit Leichtigkeit" geschafft. Apples Versagen trotz einer Marktkapitalisierung, die sich einer Billion Dollar nähert, die Mac-Linie frisch zu halten, nennt er für jeden der mit der Plattform seinen Lebensunterhalt bestreite, "verwirrend und beängstigend".
Der Buyer's Guide warnt vor dem Kauf in fünf von sieben Mac-Kategorien. Nichts Neues auf der WWDCCarcinelli's Hoffnung, zur WWDC neue Hardware zu sehen, wurde von Apple enttäuscht. Das sei angesichts des "unglaublich traurigen Zustands" der Mac-Produktreihe schwer zu verstehen, erklärt der Chefentwickler. Er hatte Hoffnung geschöpft als Apple zugab, dass das Mac-Pro-Konzept nicht aufgegangen ist. Doch auch mehr als ein Jahr später hat der Technikkonzern keine neuen Pro-Rechner auf den Markt gebracht. Der CTO beschwert sich darüber, dass Kunden gezwungen seien, entweder Jahre alte Hardware zu kaufen oder in der Hoffnung auf Neuvorstellungen immer weiter zu warten. Die Situation verschlimmere sich täglich. Carcinelli fordert, Apple müsse sich öffentlich hinter die Mac-Sparte stellen. Jetzt. Er sei an einem Punkt angelangt, wo er selbst die Hand beiße, die ihn ernährt. Irgendwann scheine es aber nichts mehr zu geben, dass es wert sei, gebissen zu werden.
Doch nicht nur Entwickler, auch in den diversen User-Foren machen sich Unmut und Ratlosigkeit breit. Etwa bei uns
im Forum kündigt ein Leser an, sich nach 22 Jahren von der Plattform zu trennen. Dabei lässt er durchblicken, dass sein neues Thinkpad P51 technische Daten und Möglichkeiten enthält, die er bei Apple vermisst (4.1 Ghz-Prozessor, 64GB RAM, wechselbarer Akku…). Immer wieder liest man von ehemaligen Mac-Enthusiasten, die ihr Geld für neue Hardware ausgeben wollen, aber angesichts der Modellsituation den Kauf verschieben oder komplett aufgeben und wechseln.