Epic kassiert womöglich erste Niederlage im Rechtsstreit mit Apple
Im Rechtsstreit zwischen Epic und Apple scheint Epic vor einer ersten Niederlage zu stehen. Apple schmiss das beliebte Epic-Spiel Fortnite Mitte August aus dem App Store, nachdem Epic eine Bezahlmethode vorbei an den In-App-Käufen von Apple freischaltete – ein klarer Verstoß gegen Apples Regelwerk. Epic rechnete mit dem Rauswurf und startete binnen Stunden eine Social-Media-Kampagne und reichte Klage in Kalifornien gegen Apple ein.
Vor einigen Wochen beantragte Epic eine einstweilige Verfügung, um Apple zum Weiterverkauf von Fortnite im App Store zu zwingen – trotz aktivierter, alternativer Bezahlmethode. Apple weigerte sich natürlich, da ansonsten Epic nicht wie die meisten anderen Entwickler 30 Prozent an Apple entrichten würde.
Richterin nicht überzeugtSoeben fand bezüglich diesem Antrags eine Anhörung vor Richterin Yvonne Gonzalez Rogers statt – und Epic machte keine gute Figur. Bezüglich des Antrags auf einstweilige Verfügung folgte die Richterin augenscheinlich Apples Argumentation, dass Epic sofort wieder in den App Store aufgenommen werde, wenn die alternative Bezahlmethode entfernt wird. Epic habe sich über fast zehn Jahre an das Regelwerk des App Stores gehalten – und könne urplötzlich nicht mehr für die Dauer des Verfahrens die Regeln einhalten, so Apple. Die Richterin sah den Sachverhalt ähnlich und ist geneigt, dem Antrag nicht stattzugeben. Die Anwältin von Epic hatte auf die Argumentation von Apple keine schlüssige Antwort, welche die Richterin hätte umstimmen könnte.
30% sind IndustriestandardFerner folgte die Richterin auch nicht Epics Argumentation, dass die 30-prozentige "Apple-Steuer" weit oberhalb von branchenüblichen Werten angesiedelt sei. Apple nannte Microsoft, Sony, Nintendo, Amazon, Walmart, Best Buy, Google und viele andere als Beispiel für eine 30-prozentige Umsatzbeteiligung – und laut der Richterin konnte Epic nicht schlüssig darlegen, warum die Beispiele nicht zu Apple passen. Epic argumentierte, dass Konsolenhersteller die Hardware mit Verlust verkaufen und diesen durch den Verkauf von Spielen kompensieren. Apple hingegen verkaufe die Hardware mit Gewinn – und kassiere zusätzlich die Entwickler ab, so Epic.
Helden, aber unehrlichDie Richterin sagte, dass einige Personen Epic als Held im Kampf gegen Apple ansehen – doch habe Epic durch einen kalkulierten Rechtsbruch den aktuellen Zustand willentlich herbeigeführt. Dies seien keine ehrlichen Geschäftspraktiken, so Rogers. Ein Vorschlag für Rechtsfrieden während der Dauer des Verfahrens wird wahrscheinlich von den Parteien nicht akzeptiert: 30 Prozent der Umsätze soll ein Treuhänder entgegennehmen und je nach Verfahrensausgang an die Parteien anteilig ausschütten.