Epic vs. Apple: Microsoft ergreift Partei für den Spielehersteller und warnt vor Apple
Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple geht bekanntlich in eine zweite Runde, ein Ende ist nicht abzusehen. Beide Parteien legten mittlerweile Berufung gegen die erstinstanzliche Entscheidung von Richterin Yvonne Gonzalez Rogers ein. Sie hatte in ihrem Urteil im September 2021 dem iPhone-Konzern weitgehend Recht gegeben, in einem Punkt konnte sich der Spielehersteller allerdings juristisch vorläufig durchsetzen. Die vom Gericht verfügte Öffnung des iOS App Stores für alternative Bezahlmethoden stoppte die Berufungsinstanz jedoch kurz vor Ablauf der von Gonzalez Rogers gesetzten Frist.
Microsoft reicht Amicus-Brief bei Gericht einEpic Games steht in dem Berufungsverfahren, für das bislang kein Verhandlungstermin anberaumt wurde, allerdings nicht mehr allein da. Unterstützung erhält der Spielehersteller seit Kurzem von 35 US-Bundesstaaten, die einen Amicus-Brief beim zuständigen Court of Appeals einreichten (siehe
). Darin weisen die Generalstaatsanwälte auf eine aus ihrer Sicht vorliegende marktbeherrschende Stellung des iPhone-Konzerns hin. Jetzt ergreift auch Microsoft in dieser Angelegenheit Partei für Epic Games. Der Software-Konzern ließ dem Gericht ebenfalls ein solches
Dokument zukommen und leistet dem Spielehersteller damit Beistand.
Windows-Hersteller nennt Apple einen "mächtigen Torwächter"Der Windows-Hersteller geht in seinem Amicus-Brief auf die juristischen, ökonomischen und technologischen Aspekte des Verfahrens ein. Als Unternehmen, das ebenso wie Apple Hardware und Software anbiete, lege man großen Wert auf einen funktionierenden Wettbewerb und unterstütze die entsprechende Gesetzgebung. Apple habe als "Torwächter" ("Gatekeeper") eine außergewöhnliche Vormachtstellung, so Microsoft. Dank iOS kontrolliere der iPhone-Konzern eine enorme Bandbreite an ökonomischen Aktivitäten. Das betreffe nicht nur den App-Store-Zwang mit In-App-Käufen, sondern auch Dienste wie mobiles Bezahlen, Musik, Videos und Fernsehen sowie Werbung, Spiele und Cloud-Services. Hinzu kämen unter anderem Messaging, Wearables und Smarthome-Geräte. Seit der Aufspaltung von AT&T habe vermutlich kein anderes Unternehmen jemals eine derartige Position eingenommen.
Microsoft befürchtet Behinderung von InnovationenSollte das Berufungsgericht Apple Recht geben und Epic Games unterliegen, hätte das nach Ansicht von Microsoft negative Auswirkungen weit über den Spielesektor hinaus. Der iPhone-Konzern werde dadurch faktisch von wettbewerbsrechtlichen Überprüfungen ausgenommen. Das könne eine Ermutigung für das kalifornische Unternehmen darstellen, sein schädliches Verhalten unbehelligt fortzusetzen oder sogar noch auszuweiten. Darüber hinaus hegt der Windows-Hersteller die Befürchtung, dass eine solche Entscheidung künftige Innovationen erheblich beeinträchtigen oder verhindern könnte. Der aktuelle Vorgang entbehrt allerdings nicht einer gewissen Pikanterie, denn Microsoft selbst genießt in etlichen Bereichen ebenfalls eine Vormachtstellung, etwa bei Desktop-Betriebssystemen und Office-Anwendungen. Zudem hat der Konzern durchaus ein eigenes Interesse an der Abschaffung des App-Store-Zwangs, um beispielsweise auch auf iPhones und iPads seinen Streamingdienst für Spiele anbieten zu können.