Epics geplante Eskalation: Ein Jahr lang mit PR-Experten vorbereitet
Im August 2020 bot Epic für den populären Titel Fortnite plötzlich In-App-Käufe an, die am offiziellen System des App Stores vorbeigingen und sogar günstiger erhältlich waren. Sowohl im iOS App Store als auch im Google Playstore währte die Freude nicht lange, denn es kam, wie es kommen musste: Apple und Google warfen Fortnite wegen Verletzung der Nutzungsbedingungen kurzerhand aus dem Store. Natürlich hatte es sich bei Epics Vorgehen nicht um einen Fehler oder eine spontane Entscheidung gehandelt, stattdessen war der Schritt bestens orchestriert. Apple und Google hatten gar keine andere Wahl, als mit Verbannung zu reagieren – andernfalls wären wohl alsbald sehr viele weitere Anbieter nachgezogen. Aus Gerichtsunterlagen geht nun hervor, wie lange der Verlauf bis zur geplanten Eskalation war.
Mit der Hilfe von PR-SpezialistenSo heißt es in den von Apple eingereichten Dokumenten, Epic habe bereits ein Jahr zuvor verschiedene PR-Unternehmen angeheuert, um eine neue Medienstrategie namens "Project Liberty" zu ersinnen. Diese sollte unter anderem zum Ziel haben, Apple als "Bad Guy" zu brandmarken. Schon im Oktober 2020 hatte die Richterin Yvonne Rogers übrigens genau dies befürchtet – nämlich dass Epic planmäßig und im besten Wissen um die Konsequenzen handelte. Das kontroverse Fortnite-Update sei eher nicht ein Versehen, sondern Ergebnis intensiver Vorbereitungen. Spätestens seit einer Aussage des Epic-CEOs über monatelange Planungen (Februar 2021) war jedem klar, wie wenig Spontanität die Geschichte beinhaltet.
Im Mai geht es erneut vor GerichtDie Verhandlung ist derzeit für den 3. Mai angesetzt, wenngleich sich der Termin je nach Pandemie-Geschehen durchaus noch ändern kann. Ein willentlich und von langer Hand geplanter Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen gilt eher als Nachteil für Epic – ohnehin lief es vor Gericht bislang alles andere als gut. Für Apple steht eines der Grundprinzipien des App Stores auf dem Spiel, nämlich keine alternativen Zahlungssysteme an der Store-Mechanik vorbei zu erlauben. Vordergründig geht es um Sicherheitsaspekte, allerdings dürfte die Milliardenumsätze durch 15 % bzw. 30 % Provision ein sehr wichtiger Faktor sein. Für dieses Jahr erwarten Marktbeobachter einen Umsatz von 75 Milliarden Dollar im App Store – Apples Gebühren daraus sind mehr als nur eine Einlage in die Portokasse.