Epics neuer Game Store will Steam das Fürchten lehren – und zeigt Ideen, die sich Apple abschauen sollte
Computerspiel-Gigant Epic Games hat
angekündigt, eine herstellerübergreifende Spiele-Plattform zu eröffnen. Der Epic Games Store soll demnächst mit einer "handverlesenen" Reihe von Windows- und Mac-Titeln starten und im nächsten Jahr auch Spiele für Android und andere "offene Plattformen" feilbieten.
Attraktive Offerte, Unreal-Engine mit Extra-VorteilZwei Dinge stehen laut Epic im Fokus des neuen Projektes: Ein wirschaftlich fairer Shop und eine direktere Beziehung zu den Spielern. Man wolle mit dem Game Store die Sache aller Entwickler vorantreiben. Dazu offeriert Epic den Studios einen attraktiven Handel: Die Entwickler behalten 88 Prozent des Umsatzes und zwar unabhängig von Umsatzstufen und -schwellenwerten. Wer in seinem Spiel Epics Unreal-Engine verwendet, erhält zusätzlichen einen Bonus: Epic übernimmt die Unreal-Lizenzgebühr (5 Prozent) für den Verkauf.
Steam fest im BlickMit dem finanziellen Deal greift Epic Games ganz klar die Steam-Plattform von Konkurrent Valve an. Der Marktführer lässt den Entwicklern zwischen 70 und 80 Prozent der Einnahmen über die Plattform. Die Höhe bestimmt sich nach dem Umsatz: Wer mehr als 10 Millionen US-Dollar umsetzt, erhält 75 Prozent, bei 50 Millionen Dollar Umsatz steigt der Entwickleranteil auf 80 Prozent. Valve hat am vergangenen Samstag erst seine
Provisionen gesenkt und das Stufenmodell rückwirkend zum 1. Oktober 2018 eingeführt – anscheinend im Vorgriff auf Epics Ankündigung. Valve argumentiert bei der Höhe des Anteils mit der Größe des Netzwerkes. Tatsächlich steht Steam ganz oben in der Popularität der Spieler, zum anderen erreicht keine andere Plattform bisher diese Größe.
Epic greift mit seinem neuen Store ganz offen die Steam-Plattform an Mac App Store & CoAndere Spieleplattformen haben sich Nischen geschaffen, etwa GOG (Eher ältere Spiele, dafür ohne DRM) oder Humble Bundle. Viele Spieleportale der Hersteller, etwa Origin (EA) oder Battlenet (Blizzard), kranken an niedriger Auswahl und vergleichsweise hohen Preisen. Allen großen Plattformen gemeinsam – und das gilt gottseidank auch für den Epic Games Store: Das Mac-Betriebssystem unterstützen sie ausdrücklich. Damit bekommt der Mac App Store, der im Spielebereich schon durch die genannten Wettbewerber weit abgeschlagen ist, eine weitere Konkurrenz. Insgesamt scheint die Entwicklung einiges gutes für die Spieleproduzenten zu bringen – speziell kleine Unternehmen, deren Umsätze weit entfernt von Steams Schwellen liegen, profitieren in Zukunft stärker von ihren Verkäufen.
Direkteren Kontakt zu Spielern etablierenDer zweite Aspekt neben der wirtschaftlichen Seite, liegt in der stärkeren Kundenbindung. Dazu hat sich Epic folgende Mechanismen ausgedacht: Die Kunden abonnieren automatisch beim Kauf die Newsfeeds der Studios, um über Updates und Neuigkeiten im Bilde zu sein. Wenn es der Spieler erlaubt, dürfen die Studios ihn auch über E-Mail anschreiben. Zudem sollen Entwickler sogenannte "Creators" besser erreichen können, damit meint Epic Blogger, Twitcher, YouTuber und andere Influencer. Die Spieleproduzenten sollen die Kreativen im Gegenzug an Umsätzen beteiligen. Fünf Prozent dieser Beteiligungen trägt Epic innerhalb der ersten 24 Monate als Anschubbonus.
Alle Engines, kein Cross-MarketingEpic legt Wert darauf, dass alle Engines willkommen sind. Die ersten Spiele auf dem neuen Portal werden auf Unreal-, Unity- und spieleinternen -Engines basieren. Zudem verspricht der Konzern, die Entwickler hätten volle Kontrolle über ihre Spieleseite und den Newsfeed. Es werde weder Werbung in der Shop-Komponente noch Cross-Marketing von Konkurrenzprodukten auf deren Seite geben. Auch die Suchergebnisse will Epic frei von bezahlten Anzeigen halten. Der Betreiber kündigt zudem an, die nächsten Jahre stetig in die Plattform zu reinvestieren.
Konkurrenz ist gut fürs GeschäftEine weiterere Plattform in dieser Größe, das hört sich erstmal gut an. Epic steht – im Gegensatz zu vielen anderen großen Playern – nicht im Ruf, macOS zu vernachlässigen oder gar zu hassen. Gerade Epics Förderung für kleine Studios macht Hoffnung auf mehr interessante Titel in der Zukunft. Speziell die Unity-Engine hat dazu geführt, dass es mehr kleine, innovative Spiele auf den Mac geschafft haben. Diese Entwicklung könnte der Epic Game Store noch befeuern. Aber zunächst einmal muss Epic die Durststrecke aushalten bis die neue Plattform soviel Popularität erreicht, dass sie auch wirklich viele Studios und Spieler anzieht. Aber mit der Cashcow Fortnite im Nacken, sollte Epic nicht allzuschnell das Geld oder die Ressourcen ausgehen. Man darf gespannt sein, ob auf dem Epic Games Store vielleicht coole, neue Mechanismen und Features debütieren, die man bis dato bei anderen Portalen noch nicht sehen konnte.