Erfahrungsbericht: Die ersten 48 Stunden mit dem iPhone X
Lange haderte ich, ob ich mir das neue iPhone X bestellen sollte. Das iPhone 7 und iPhone 8 haben mich wenig begeistert und ich sah, abgesehen von etwas Rechenpower und beim iPhone 8 einer leicht besseren Kamera, keinen Grund, mein iPhone 6s Plus in Rente zu schicken. Zwar fand ich das Apple-Marketing zum iPhone X stark übertrieben (besonders die Vergleiche mit dem ersten iPhone, welches tatsächlich einen ganzen Markt revolutionierte), bot es aber endlich mal wieder ein paar sichtbare Neuerungen. Am Abend vor dem Vorbestellungsstart entschied ich mich, das teure Smartphone zu ordern und möchte nun meine (subjektiven) Erfahrungen nach 48 Stunden schildern.
Face IDApple hat es tatsächlich noch einmal geschafft. Als damals das iPhone 5s samt Touch ID auf den Markt kam, dachte ich nach einigen Tagen: Genau so muss Technologie funktionieren, völlig transparent und ohne große Stolpersteine. Touch ID bot gute Sicherheit ohne die Eingabe eines nervigen Pin-Codes (am besten noch 6-stellig!) und nach wenigen Stunden hatte man sich vollständig an die Bedienung gewöhnt.
Die Messlatte für Face ID lag also für mich recht hoch - aber Apple enttäuschte nicht. Face ID arbeitet ähnlich problemfrei, schnell und intuitiv wie Touch ID. Nach gewisser Zeit vergisst man, dass Face ID überhaupt seine Arbeit verrichtet: Man nimmt das iPhone X in die Hand, wischt von unten über die Kante und landet auf dem Home-Bildschirm. Es funktioniert in Dunkelheit, direkt nach dem Aufstehen, beim Laufen und mit verschwitztem Gesicht - einfach so.
Glaubt man dem Apple Marketing, soll Face ID sicherer als Touch ID sein. Sollten die zahlreichen derzeit laufenden Versuche, Face ID zu hacken, nicht von Erfolg gekrönt sein, fällt das Fazit zur neuen Technologie sehr kurz aus: Daumen hoch!
Weg ist der Home-KnopfBeim ersten iPhone als der einzige wirkliche Knopf angepriesen, der dem Anwender immer erlaubt, zum Home-Bildschirm zu gelangen, hatte dieser einen festen Platz in der iOS-Welt: Kein iOS-Gerät kam bisher ohne ihn auf den Markt. Mit dem iPhone 5s wurde der Home-Knopf zeitgleich zum Fingerscanner, die grundsätzliche Funktionalität blieb aber erhalten. Beim iPhone X wurde der Home-Knopf gestrichen und durch einen immer auf dem Display sichtbaren Anfasser ersetzt: Wischt man mit dem Finger nach über diesen Anfasser nach oben, gelangt man auf den Home-Bildschirm. Der Grund hinter der Veränderung ist einfach: Mehr Bildschirmfläche, ohne die Ausmaße des Gerätes zu erhöhen.
Merkwürdig ist, wie schnell man sich an die neuen Bedienung gewöhnt - selbst als iPhone-Kunde der ersten Stunde. Nach kurzer Zeit ist es ganz natürlich, auf diese Weise zum Home-Bildschirm zu gelangen. Apple hat den Anfasser im Vergleich zum Home-Knopf um eine sehr nützliche weitere Geste erweitert, welche das Wechseln zwischen Apps deutlich vereinfacht: Wischt man von Rechts nach Links über den Anfasser, gelangt man sofort zur zuvor geöffneten App, ohne den App Switcher oder den Home-Bildschirm bemühen zu müssen. Dies geschieht dank des schnellen Prozessors ohne merkliche Verzögerung, so dass das parallele Benutzen von mehreren Apps auf dem iPhone X deutlich angenehmer ist.
Ein Punkt an dieser neuen Bedienung ist aber gewöhnungsbedürftig: Zwar lässt sich so schnell vor und zurück durch offene Apps navigieren, allerdings ändert sich die Sortierung der Apps, je nachdem ob man mit dieser interagiert hat oder nicht. Beispiel: Hat man Safari offen und will kurz zurück zu Mail, wischt man von links nach rechts über den Anfasser und gelangt sofort zur Mail-App. Nun wird es merkwürdig: Will man zurück zu Safari, hängt es nun davon ab, ob man mit der Mail-App interagiert hat (ein scrollen durch Mails reicht!) oder nicht. Mail wird bei Interaktion zur vordersten App in der Reihe, so dass man von links nach rechts wischen muss, um zu Safari zurückzukehren. Ohne Interaktion mit Mail muss man von rechts nach links wischen - dies wird mit Sicherheit für einige Verwirrung sorgen.
Andere Funktionen des Home-Knopfs mussten verlagert werden: Siri beispielsweise aktiviert man nun über das Halten des seitlichen Knopfs, einen forcierten Neustart erreicht man durch sequentielle Drücken des Lautstärke hoch, Lautstärke runter und das Halten des seitlichen Knopfes. All dies erfordert eine gewisse Umstellung, die Vorteile des virtuellen Home-Knopfs überwiegen aus meiner persönlichen Sicht aber bei weitem.