FazitImmer wieder liest man in der Tages- und Fachpresse zum iPhone Sätze wie „Gelungen, aber teuer“ oder „Die Konkurrenz hat mehr zu bieten und kostet weniger“. Ist das so? Aus meiner Sicht nicht. Wird ein Smartphone dadurch besser, wenn seine Kamera mehr Megapixel hat? Oder das Display eine noch höhere Pixeldichte? Oder durch die Anwesenheit eines SD-Kartenslots? Sicher nicht! Höchstens dann, wenn jemand meint, auf genau so ein Feature absolut unmöglich verzichten zu können und dafür bereit ist, andere schwerwiegende Kompromisse einzugehen. Für mich zeichnet sich ein gutes Smartphone, wie auch ein Computer, ein Auto, eine HiFi-Anlage, vor allem durch eins aus: die Ausgewogenheit des Gesamtpakets. Eine gute HiFi Anlage ist mehr als nur ein Paar Referenzlautsprecher. Ein Rennwagen ist mehr als die Anzahl seiner Pferdestärken und ein Computer oder Smartphone ist vor allem dann gelungen, wenn die gesamte Infrastruktur drumherum stimmig ist und dem Bediener möglichst wenig Steine in den Weg legt. Genau das zeichnet das iPhone mehr aus als jedes andere Smartphone. Und das iPhone 6 ist da keine Ausnahme.
Am Ende hängt alles von den persönlichen Ansprüchen und dem tatsächlichen Bedarf ab. Wer beispielsweise ein Smartphone will, das ihm erlaubt, eine 200 GB große Musiksammlung mit sich zu führen, wird bei Apple nicht fündig und muss zu einem Gerät mit Speicherkartenslot greifen. Wer hingegen ein durchweg gut funktionierendes, durchdachtes und sicheres Ökosystem will, wird nichts vergleichbares zu Apples Angeboten finden.
Für sich genommen ist das iPhone 6 vielleicht nur eine Produktpflegemaßnahme, deren Mehrwert gegenüber bisherigen Modellen sich in Grenzen hält. Aber es ist auch schon für zukünftige und möglicherweise bahnbrechende Anwendungen wie Apple Pay gerüstet und bietet gerade durch sein größeres Display und seine handlicheren Gehäuserundungen praktische Zugewinne. Genau wie die zahlreichen anderen Änderungen, die einzeln betrachtet nur Schönheitskorrekturen zu sein scheinen. Im Vergleich zur Konkurrenz, egal zu welchem Preis, stellt sich aber wieder mal heraus, dass auch ein Smartphone mehr als nur die Summe seiner technischen Eigenschaften sein kann. Auch wenn es aus keinem Datenblatt hervorgeht, scheinen viele Menschen dies sehr gut zu begreifen, was eine Erklärung für die
ungebrochenen Verkaufserfolge des iPhone ist. Trotz des Preises.
Apple iPhone 6 oder 6 Plus bei der Telekom (Partnerlink)Plus/Minus iPhone 6+ größeres Display mit deutlichen Verbesserungen bei Farbdarstellung und Blickwinkelstabilität
+ hervorragende Verarbeitung
+ gerundetes Gehäuse haptisch sehr angenehm
+ Kamera mit besserer Bildqualität speziell in kontrastreichen Situationen
+ verbesserte Performance in allen Bereichen bei etwa gleicher Akkuausdauer
+ mit Abstand bestes Ökosystem aller Smartphones auf dem Markt
+ Touch ID noch etwas schneller und zuverlässiger
+ sehr flach, dadurch beim Tragen nah am Körper sehr unauffällig
+ vorbereitet für Apple Pay
+ zahlreiche Sensoren für Anwendungen wie HealthKit
– NFC derzeit ohne Nutzen, da nur für Apple Pay zugänglich, das momentan noch nicht verfügbar ist
– hervorstehendes Kamera-Schutzglas ist ein kleiner Schönheitsmangel
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Und dann war da noch…das katastrophale Update auf iOS 8.0.1. – Als Apple noch das kleine, aufmüpfige Unternehmen war, das sich mit gut gemachten Werbespots, viel Kreativität und tollen, aber viel zu teuren Computern übermächtigen Gegnern wie Microsoft in den Weg stellte, hatte jeder die Marke mit dem Apfel irgendwie lieb. Außenseiter-Bonus, sozusagen. Jetzt, nachdem Apple innerhalb nur einer Dekade zum erfolgreichsten und einflussreichsten IT-Unternehmen der Welt aufgestiegen ist, sieht die Sache ganz anders aus. Zwar bietet Apple meiner Meinung nach noch immer die besten Computer und Betriebssysteme, aber Erfolg zieht nun mal Neid und Missgunst an und so ist Apple heute auch eines der meistgehassten Unternehmen und muss sich ständigem Spott und häufig ungerechtfertigter Kritik erwehren.
Zahlreiche Anschuldigungen und Attacken gegen Apple, wie etwa ganz aktuell das hirnrissige "Bendgate" (oder auch "bentgate" – die Shitstormtroopers sind sich da nicht ganz einig) um angeblich zu leicht verbiegbare iPhone 6 Plus oder immer wiederkehrende Versuche, Apples wirklich gelungenes Touch ID durch aufwändig nachgemachte Fingerabdrücke als unsicher hinzustellen, obwohl niemand sonst einen vergleichbaren Sicherheitsgrad bietet, sind Dinge, die nicht sein sollten. Aber wer so sehr im Mittelpunkt steht wie Apple, muss damit wohl irgendwie klarkommen. Einen wirklich fetten Bock hat Apple allerdings vergangenen Mittwoch mit dem Update von iOS 8.0 auf 8.0.1 geschossen. Anstatt damit ein paar kleinere Fehler auszubügeln, die in x.0-Versionen praktisch unvermeidbar sind, hat das Update gleich zig tausende (Update: rund 40.000, nach Apples Aussagen) iPhone 6 und 6 Plus lahmgelegt, denen das Paket "over-the-air" eingespielt wurde. Plötzlich ging weder Touch ID, noch gab es Mobilfunkempfang. Wobei gerade letzteres für ein Mobiltelefon natürlich ziemlich fatal ist.
Von der Erkenntnis über einen Fehler im Update, über die ersten erschrockenen Kommentare im Internet (mich eingeschlossen), Lösungsansätze zur Wiederherstellung bis hin zum ersten
Song im Internet, der die Situation um das Update zum Thema hatte, vergingen nur wenige Stunden! Die "early updaters" hatten ihr iPhone 6/Plus durch zurücksetzen auf iOS 8.0 schnell wieder am Laufen und Apple versprach schnellstens eine Untersuchung des Vorfalls und ein neues Update. Das war zwar ein Schreck zu (bei uns) später Stunde, aber eigentlich auch schnell wieder behoben, und doch zählt dieser Vorfall eindeutig zu denjenigen, die das Image von Apple nachhaltiger beschädigen könnten, als all die konstruierten Versuche, den Apple-Machern vorsätzlich gegen das Schienbein zu treten. Denn dieses Missgeschick war real und hätte wirklich nicht sein dürfen. Nichtsdestotrotz ist es weniger sachliche Kritik, die von der Lokalpresse bis hin zu den großen Tageszeitungen die Runde macht, sondern nur billiges Apple-bashing ohne Sachverstand. So schrieb beispielsweise ein Autor in den Kieler Nachrichten in einem absurden Kommentar zu dem Update-Problem: "
Kombinationen aus anderen Marken und dem Google-Betriebssystem Android gelten vielfach als besser und sicherer." und in der berühmt berüchtigten BILD-Zeitung erschien gar ein längerer und sagenhaft inkompetenter Artikel,
"warum Apple untergeht". Wahrheit und Sachlichkeit spielen bei einem Shitstorm, egal ob von den Medien oder Usern in Sozialen Netzwerken initiiert, einfach keine Rolle, und nichts anderes als ein Shitstorm zieht derzeit über Apple hinweg.
Inzwischen, genauer gesagt seit gestern, ist übrigens das Korrektur-Update 8.0.2 online und es scheint auch bei den iPhone-6-Modellen und als OTA-Installation einwandfrei zu funktionieren.
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