Erstes Spiel mit eGPU-Unterstützung unter macOS: Rise of the Tomb Raider
Das Thema eGPU am Mac, also die Verwendung externer Grafikkarten, die über Thunderbolt-3 betrieben werden, bekommt weiter Rückenwind. Nun hat der erste Mac-Publisher ein Spiel mit offizieller eGPU-Unterstützung vorgestellt: Rise of the Tomb Raider. Feral Interactive heißt das Studio und es hat sich einen Namen darin gemacht, PC-Spielehighlights auf macOS zu portieren. Damit ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer generellen Unterstützung von externen Grafikkarten erreicht worden. Erste Benchmarks zeigen die Leistungssteigerung deutlich.
Das letzte Puzzlestück zum eGPU-BildDie Meldung klingt profan: "Wir freuen uns, verkünden zu können, dass eGPUs nun offiziell in Rise of the Tomb Raider (…) unterstützt werden." Das meldete
Feral Interactive nun auf seiner Homepage. Damit fügt der Spiele-Publisher dem eGPU-Puzzle das letzte Stück hinzu: Nachdem es die Gehäuse schon länger gibt, veröffentlichte Apple im März macOS High Sierra 10.13.4. Das Update unterstützte zum ersten Mal eGPU-Lösungen offiziell auf Betriebssystemebene. Weniger als drei Monate später erreicht uns die Meldung, das erste Spiel sei jetzt fertig. Heißt das, dass man erst jetzt mit eGPUs spielen kann? Nein, das geht schon lange. Der Knackpunkt der Meldung liegt in einem einzigen Wort.
Offiziell: Kleines Wort mit großer BedeutungEntscheidend ist das Wort "offiziell", denn eGPU-Lösungen für den Mac gibt es schon länger. Spätestens seit Apple vor zwei Jahren Macs mit Thunderbolt-3-Anschlüsse auf den Markt gebracht hat, versuchen Mac-Gamer externe Grafikkarten an der Turbo-Schnittstelle zu betreiben. Und auch für die Vorgänger-Books gab es schon Lösungen. Doch immer, wenn Probleme auftraten, konnten sich alle Stellen herausreden: Die Hersteller der Gehäuse, die Treiber-Entwickler, die Spielehersteller und nicht zuletzt Apple selbst. Und das, obwohl der US-Konzern durch seine Hardwarepolitik das Problem erst entstehen ließ. Um die Gehäuse schlanker designen zu können, sind bei Apple mobile Modelle mit hoher Grafikperformance selten und teuer. Immer höhereren Auflösungen, etwa bei All-in-One-Geräten, folgte zudem selten eine dementsprechende Grafikausstattung – zumindest nicht zu einem vernünftigen (Auf-)Preis. Nun gibt es Support für eGPU von offizieller Seite und damit vermutlich auch stabilere und sauberere Lösungen als zuvor. Liegt etwa die Entwicklung der Grafikengine, in diesem Fall Metal, und die der Grafiktreiber (beispielsweise für eine eGPU) in einer Hand, gewährleistet das ein reibungsarmes Zusammenspiel. Wenn alles gut aufeinander abgestimmt ist, macht die Portierung weniger Arbeit und umso mehr Spiele können erscheinen, die optimal in der eGPU-Umgebung funktionieren.
eGPU: Die Leistung spricht für sichGrafikperformance kostet bei Apple verhältnismäßig viel Geld und bei keinem Gerät lässt sich die Grafikkarte austauschen, wenn sie den Ansprüchen nicht mehr genügt. Der Ausweg – nicht nur für Gamer, sondern alle, die hohe Leistung brauchen – liegt im Ausweichen auf externe Lösungen. Zum
Vergleich: Besagtes Spiel in 2460x1440 Pixeln läuft auf einem 2013er MacPro mit 8-Kern-Xeon und 6GB-FirePro-Karte etwa 32 Bildern pro Sekunde. Derselbe Mac mit einer per eGPU angebundenen Radeon Vega Frontier berechnet glatt doppelt so viele Bilder in der Sekunde. Die Leistungstester von Barefeats.com sprechen von einem Unterschied von 82 bis 355 Prozent zwischen der Konfiguration mit und ohne eGPU.
Modell | Auflösung | Frames/Sek. |
Mac Pro 3 Ghz, FirePro 700 | 1920 x 1080 | 45 |
Mac Pro 3 Ghz, eGPU Radeon VegaF | 1920 x 1080 | 81 |
Mac Pro 3 Ghz, FirePro 700 | 2560 x 1440 | 32 |
Mac Pro 3 Ghz, eGPU Radeon VegaF | 2560 x 1440 | 64 |
Mac Pro 3 Ghz, FirePro 700 | 3840 x 2160 | 8 |
Mac Pro 3 Ghz, eGPU Radeon VegaF | 3840 x 2160 | 37 |
Quelle: Barefeats.comIm Ausblick positivSicher wünscht sich die Interessenten-Schar noch stärkere Unterstützung, etwa in Form von Treibern für Nvidia-Grafikkarten. Abgesehen davon, dass findige Mac-Gamer schon GTX-Karten auf macOS 10.13.4 zum Laufen gebracht haben, steht der eGPU-Support erst am Anfang. Je nachdem wie sich die Beziehungen zwischen den Herstellern entwickeln, ist mit weiteren Grafikkarten in der Liste der unterstützten Komponenten zu rechnen. Sie könnte Apple mit den nächsten macOS-Upgrades liefern. Dann wäre es den Nutzern möglich, ihre Hardware länger leistungsfähig halten. Vielleicht bereitet die Zentrale in Cupertino auch einen ganz anderen Coup vor: Womöglich basiert der nächste Mac Pro sogar von Anfang auf der modularen Anbindung einer Grafikkarte über Thunderbolt-3. Eventuell konstruiert Apple sogar einen Bildschirm mit dieser Möglichkeit: Warum sollte man in Cupertino sonst zwei Jahre lang an einem Apple Display arbeiten?!