Erstes Urteil: Apple kein Monopolist – aber das Geschäftsmodell des App Stores fällt
Im letzten Jahr begann Epic einen großen Rechtsstreit mit Apple. Als kleine Erinnerung: Epic schaltete alternative Bezahlmethoden im beliebten Spiel Fortnite frei – ein klarer Verstoß gegen die Regeln des App Stores. Im App Store ist für die meisten App-Arten vorgeschrieben, dass diese die Bezahlmethoden von Apple verwenden müssen – und somit 30 Prozent des Umsatzes an Apple abgeben müssen. Apple reagierte sofort auf Epics Verstoß und entfernte Fortnite aus dem App Store – doch damit hatte Epic gerechnet. Epic reichte binnen Stunden Klage gegen Apple ein und startete eine Medienkampagne.
Nun hat Richterin Yvonne Gonzalez Rogers ein erstes Urteil verkündet: Apple ist kein Monopolist – dies bedeutet, dass Apple nicht seine Marktmacht ausnutzt. Zwar habe Apple mit einem Marktanteil von 55 Prozent einen beachtlichen Marktanteil – aber Erfolg definiere noch kein Monopol, so Gonzalez.
Dennoch hat das Urteil sehr weitreichende Konsequenzen für den Konzern, denn die Richterin verfügt in dem Urteil, dass Apple nun Verweise auf alternative Bezahlmethoden im App Store zu dulden hat. Apple würde durch die Einschränkungen bezüglich der Bezahlungsmöglichkeiten im App Store einen normalen Wettbewerb verhinden, so die Gonzalez. Dies bedeutet, dass Entwickler nicht mehr gezwungen sind, Käufe im App Store über Apple abzuwickeln – ein Verweis auf externe Zahlungsanbieter ist dem Urteil nach explizit erlaubt. Entwickler dürfen, so im Urteil nachzulesen, in der Beschreibung der App, als Knopf, Link oder in anderen Formen auf externe Bezahlangebote verweisen. Auch explizit erlaubt die Richterin, die Kunden zu kontaktieren, welche sich für die alternative Bezahlmethode entschieden haben.
Apple feiert, Epic will BerufungEpic geht das Urteil nicht weit genug: Gerne hätte Epic die vollständige Öffnung der Apple-Plattformen erzwungen – doch alternative App Stores auf iPhone oder iPad werden mit diesem Urteil nicht möglich. Dennoch wäre Fortnite dem Urteil nach selbst mit dem Verweis auf die alternative Bezahlmethode im App Store erlaubt – sollte das Urteil rechtskräftig werden.
Apples oberste Anwältin Katherine Adams feiert das Urteil als großen Sieg für Apple – denn der Konzern habe kein Monopol inne, so die Richterin. Doch ganz verständlich ist Apples Party-Laune nicht – denn der Verweis auf alternative Bezahlmethoden wird sich sehr negativ auf Apples Geschäftsmodell des App Stores auswirken. Auch die Börse kann Apples Stimmung nicht nachvollziehen – und der Kurs der Aktie sackte deutlich ab.
Die KonsequenzenNoch sind sehr viele Details des Urteils völlig unklar. Aktuell dürfen Entwickler nicht auf alternative Bezahlmethoden in Apps hinweisen – bis auf wenige Ausnahmen müssen alle Käufe in Apps über Apples Bezahlmethoden abgewickelt werden. Dem Urteil nach fällt genau diese Pflicht: Entwickler dürfen demnach auf andere Bezahlmöglichkeiten hinweisen – komplett vorbei an der 30-prozentigen "Apple Tax".
Dies dürfte dazu führen, dass Entwickler sehr schnell zu alternativen Bezahlungsarten wechseln und aus diesem Grund ist die aktuelle Feierlaune von Apples Chefanwältin unverständlich. Apple macht mit dem App Store Milliarden-Gewinne und vielen Entwicklern sind die Kosten zu hoch – daher dürfte sich sehr schnell ein Markt für alternative Bezahlmethoden, welche einfach in iOS-Apps integrierbar und deutlich günstiger sind, etablieren.
Wie Apple reagieren könnteSollten solche Verweise auf andere Bezahlmöglichkeiten durch das Urteil möglich werden, kann Apple auf zwei Arten reagieren: Apple könnte die alternativen Methoden einfach dulden – und weiterhin 30 Prozent des Umsatzes von Entwicklern über die eigene Bezahlplattform verlangen. Dies hätte zur Konsequenz, dass die meisten Umsätze von Entwicklern, die Apple aktuell im App Store erzielt, nicht mehr über Apples Zahlungsplattform abgewickelt werden. Außerdem wäre dies für den Datenschutz schlecht: Je öfter Kunden Kreditkartendaten bei Drittanbietern hinterlegen, desto höher ist auch das Risiko eines Datenlecks.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass Apple die "Apple Tax" deutlich senkt, um Entwicklern ein konkurrenzfähiges Angebot zu machen. Die Kosten von alternativen Bezahlmethoden liegen zwischen 2 und 7 Prozent – deutlich geringer als Apples 30 Prozent (bzw. 15 Prozent, sollte der Entwickler Mitglied in Apples Small Business Program sein). Da Entwickler mit Apples In-App-Käufen weniger Aufwand bei der Implementierung haben, könnte Apple sich mit 5 bis 10 Prozent Umsatzbeteiligung konkurrenzfähig aufstellen.
Doch in beiden Fällen steht fest: Das Geschäftsmodell des App Stores wird leiden und in Zukunft deutlich weniger Umsatz erzielen als aktuell.
Bedeutung für den KundenSollte Apple an der 30-prozentigen "Apple Tax" festhalten, müssen Kunden wohl oder übel häufiger die Kreditkartendaten in Apps oder auf Webseiten eingeben, um das günstigste Angebot zu bekommen. Wenn Entwickler In-App-Käufe parallel zu einer eigenen Zahlungsabwicklung anbieten, dürften diverse Softwareschmieden die Käufe über das eigene System vergünstigt anbieten. Sollte Apple hingegen von den 30 Prozent abrücken, ist dies nicht zu befürchten – und für den Kunden wäre es aus Datenschutzgründen die beste Alternative.