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EuGH entscheidet: Apple muss 13 Mrd. Euro Steuern nachzahlen

Selbst für einen Konzern wie Apple sind 13.000.000.000 Euro eine mächtige Summe. Dieser Betrag ist auf einem Treuhandkonto geparkt und sollte dort verbleiben, bis der Rechtsstreit über irische Steuereinnahmen endgültig entschieden ist. Der Hintergrund ist ein seit Jahrzehnten bei amerikanischen Firmen beliebtes Steuersparmodell namens „Double Irish“. Apple nutzte es bis 2016. Die EU-Kommission argumentierte, dass diese Steuerersparnis dreizehn Jahre lang unzulässig gewesen sei. Das Gericht der Europäischen Union (EuG) entschied gegen die EU-Kommission, woraufhin diese in Berufung ging. Heute entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass der Einspruch gerechtfertigt war, und stellte die ursprüngliche Forderung wieder her.


Aktualisierung: Entscheidung endgültig
Damit ist entschieden, dass die 13. Mrd. Euro nun an den irischen Fiskus und zu einem geringen Teil an den EU-Haushalt überwiesen werden, berichtet Tagesschau. Hinweis: In einer früheren Version stand, dass der EuGH die Entscheidung zu erneuter Nachverhandlung zurückgeben würde. Dies war die Vermutung, die unter anderem The Guardian gestern noch geäußert hatte. Stattdessen beendete der EU-Gerichtshof das Verfahren zu Gunsten der EU-Kommission.

EU klagt gegen Apple – und Irland
Das Steuermodell namens „Double Irish“ soll bereits in den Neunzigerjahren als Schlupfloch für amerikanische Firmen Verwendung gefunden haben. Dabei wurden Umsätze, Gewinne und Lizenzeinnahmen zwischen zwei Subfirmen geschickt aufgeteilt, dass kaum versteuerbare Umsätze anfielen – bei Apple zeitweilig 0,005 Prozent. Ab 2015 durfte Irland nach EU-Intervention neu gemeldeten Firmen diese Steuererleichterung nicht mehr gewähren. Bestehende Unternehmen, und dazu gehörte Apples Double-Irish-Konstrukt, erhielten eine großzügige Übergangsfrist von fünf Jahren. Die EU-Kommission argumentierte, dass Irland im Zeitraum von 2003 bis 2016 Apple unerlaubte Steuervorteile gewährte. Sie verlangte, dass Irland 13 Milliarden Euro Steuernachforderungen von Apple eintreibe. Apple und Irland klagten dagegen vor dem EuG – und bekamen 2020 vorläufig Recht. Dieses Urteil wurde nun vom EuGH annulliert.

Auch Amazon und Starbucks betroffen
Ähnliche Verfahren liefen gegen Fiat Chrysler, Amazon und Starbucks – mit gemischtem Erfolg: Fiat Chrysler musste die geforderten 30 Millionen Euro nach EuG-Entscheidung zahlen, Starbucks nicht, berichtete Reuters. Auch Amazon konnte sich gegen eine Nachzahlung von 250 Mio. Euro gerichtlich wehren.

Kommentare

Megaseppl10.09.24 15:45
MTN
Damit ist längst nicht entschieden, dass die 13. Mrd. Euro nun an den irischen Fiskus und zu einem geringen Teil an den EU-Haushalt überwiesen werden. Stattdessen geht der Rechtsstreit in eine neue Runde. Die Entscheidung des EuGH führt dazu, dass das Verfahren neu aufgerollt wird, das EuG wird mit einer neuen Verhandlung beauftragt. Es ist abzusehen, dass weitere Jahre ins Land ziehen, bis ein neues Urteil gesprochen wurde.
tagesschau.de
Das oberste Gericht der EU hob damit nicht etwa das Urteil der unteren Instanz auf und verwies es zur erneuten Verhandlung zurück - die obersten EU-Richter entscheiden vielmehr selbst und beenden damit ein Verfahren, das sich seit 2016 hinzieht. Irland selbst wollte das Geld jahrelang nicht eintreiben.
Quelle:

tageschau.de sagt, es ist vorbei. Entscheidung endgültig gefällt. MTN sagt, es geht in eine neue Runde. Was stimmt denn nun?
+7
desko7510.09.24 15:55
Ich lese auch in verschiedenen Quellen, dass der Rechtsstreit jetzt endgültig beendet wurde.

"Mit der Entscheidung des EuGH ist der Fall endgültig beendet."
heise.de
+6
immo_j10.09.24 16:08
Megaseppl
tagesschau.de
Das oberste Gericht der EU hob damit nicht etwa das Urteil der unteren Instanz auf und verwies es zur erneuten Verhandlung zurück - die obersten EU-Richter entscheiden vielmehr selbst und beenden damit ein Verfahren, das sich seit 2016 hinzieht. Irland selbst wollte das Geld jahrelang nicht eintreiben.
Quelle:

tageschau.de sagt, es ist vorbei. Entscheidung endgültig gefällt. MTN sagt, es geht in eine neue Runde. Was stimmt denn nun?
Das stimmt durchaus. Gestern gingen viele Medien noch davon aus, dass es eine zweite Runde vor dem EuG geben würde. Ich habe den entsprechenden Passus aktualisiert und einen Hinweis auf die Änderung dazugeschrieben.

Vielen Dank für den Hinweis!
+13
tranquillity
tranquillity10.09.24 16:29
Hintergrund:
Apple hat auf seine europäischen Gewinne in Irland 2003-2014 effektiv 0,005% Steuern bezahlt, also 50 Euro für eine Million Euro Gewinn.

Dafür hat Apple eine Firma in den Niederlanden gegründet, alle Patentrechte an die Firma in Irland übertragen und dann hat genau diese Firma "Nutzungsgebühren" für Apple-Patente in Höhe der Gewinne in Rechnung gestellt.

Der Clou: Gewinne aus Patenten waren damals in den Niederlanden steuerfrei.
+16
RobRoy10.09.24 16:52
tranquillity
Hintergrund:
Apple hat auf seine europäischen Gewinne in Irland 2003-2014 effektiv 0,005% Steuern bezahlt, also 50 Euro für eine Million Euro Gewinn.

Dafür hat Apple eine Firma in den Niederlanden gegründet, alle Patentrechte an die Firma in Irland übertragen und dann hat genau diese Firma "Nutzungsgebühren" für Apple-Patente in Höhe der Gewinne in Rechnung gestellt.

Der Clou: Gewinne aus Patenten waren damals in den Niederlanden steuerfrei.

Danke für diese Information. Irgendwie kann ich da ja kein Vergehen Apples feststellen.

Dennoch schön das Gewinne besser verteilt werden
-7
teorema67
teorema6710.09.24 17:41
RobRoy
... Irgendwie kann ich da ja kein Vergehen Apples feststellen ...

Darum geht es glaub ich nicht. Es ist DurchschnittsbürgerInnen, die in DE 48 % Einkommenssteuer (Nebensteuern eingeschlossen) in der Spitze bezahlen, recht schwer zu vermitteln, dass Superreiche ihre ESt auf Null drücken können und superreiche Konzerne mit Witzbeträgen zur Kasse gebeten werden.
Rassismus ist, überall Rassismus zu wittern, wo keiner ist, und damit echten Rassismus zu bagatellisieren. (Dieter Nuhr)
+21
tobias.reichert10.09.24 18:54
Da schreibt der Finanzminister wenigstens ne Rechnung, unseren interessiert Geld verdienen ja nicht (außer bei sich selbst)...
-2
Hans G10.09.24 19:02
Dafür gibt’s halt kein AI in Europa. 🫢
+4
tranquillity
tranquillity10.09.24 21:35
RobRoy
tranquillity
Hintergrund:
Apple hat auf seine europäischen Gewinne in Irland 2003-2014 effektiv 0,005% Steuern bezahlt, also 50 Euro für eine Million Euro Gewinn.

Dafür hat Apple eine Firma in den Niederlanden gegründet, alle Patentrechte an die Firma in Irland übertragen und dann hat genau diese Firma "Nutzungsgebühren" für Apple-Patente in Höhe der Gewinne in Rechnung gestellt.

Der Clou: Gewinne aus Patenten waren damals in den Niederlanden steuerfrei.
Danke für diese Information. Irgendwie kann ich da ja kein Vergehen Apples feststellen.

Dennoch schön das Gewinne besser verteilt werden

Ich kann da durchaus ein Vergehen Apples feststellen.
Ne Fake-Firma gründen und Fake-Rechnungen zu schreiben, damit formal keine Gewinne anfallen klingt für mich nach Steuerhinterziehung. Apple wird natürlich argumentieren, dass es ein Schlupfloch ist, aber dem entgegne ich, dass die Steuerbefreiung für Patente nicht den Zweck hatte, Gewinne mit Geräten usw. zu kompensieren. Die "Nutzungsgebühren" an das eigene Schwesterunternehmen sind utopisch hoch gewesen.
+4
RobRoy10.09.24 22:32
tranquillity

kaufe ich nur halte ich die Politik für die „Schuldigen“ überhaupt so ein Schlupfloch geschaffen zu haben
-2
Deppomat11.09.24 03:26
Klasse!
+3
lotus.bluete11.09.24 09:08
Da gibts noch ne menge anderer firmen, die so operieren - nike zb.

Auch ein dämpfer für die kleinen eu länder (niederlande, irland).
Die angelsachsen haben ja als sie noch zur eu gehörte, auch so gespielt
+2
Kujkoooo11.09.24 10:33
Es ist doch viel wichtiger die Diversity- und Recyclingflagge hoch zu halten, als seine Steuern ordentlich zu zahlen!
Wir leben in einer Zeit, in der Firmen Großteils nur dazu dienen, Raubzug an Steuergeldern zu betreiben.
-2
tranquillity
tranquillity11.09.24 13:06
RobRoy
tranquillitykaufe ich nur halte ich die Politik für die „Schuldigen“ überhaupt so ein Schlupfloch geschaffen zu haben

Richtig. Und da müsste man einmal genau schauen, auf wessen Betreiben solche Schlupflöcher geschaffen wurden. Könnte ja sein, dass es da Beeinflussungen gibt … Denn im Sinne der Allgemeinheit ist diese Ungleichbehandlung sicher nicht!
+2
holk10011.09.24 14:19
tranquillity
RobRoy
tranquillity
Hintergrund:
Apple hat auf seine europäischen Gewinne in Irland 2003-2014 effektiv 0,005% Steuern bezahlt, also 50 Euro für eine Million Euro Gewinn.

Dafür hat Apple eine Firma in den Niederlanden gegründet, alle Patentrechte an die Firma in Irland übertragen und dann hat genau diese Firma "Nutzungsgebühren" für Apple-Patente in Höhe der Gewinne in Rechnung gestellt.

Der Clou: Gewinne aus Patenten waren damals in den Niederlanden steuerfrei.
Danke für diese Information. Irgendwie kann ich da ja kein Vergehen Apples feststellen.

Dennoch schön das Gewinne besser verteilt werden

Ich kann da durchaus ein Vergehen Apples feststellen.
Ne Fake-Firma gründen und Fake-Rechnungen zu schreiben, damit formal keine Gewinne anfallen klingt für mich nach Steuerhinterziehung. Apple wird natürlich argumentieren, dass es ein Schlupfloch ist, aber dem entgegne ich, dass die Steuerbefreiung für Patente nicht den Zweck hatte, Gewinne mit Geräten usw. zu kompensieren. Die "Nutzungsgebühren" an das eigene Schwesterunternehmen sind utopisch hoch gewesen.
Definitiv kein Steuervergehen, weil Irland die Steuern genauso gesetzlich festgelegt hatte und Apple da auch nichts verschwiegen hat. Irland hat sogar auf Seiten Apple die EU Kommision verklagt. Diese hat den Steuersatz nur als verbotene Beihilfe gewertet (weil steuerrechtlich unangreifbar). Dem hat das EU Gericht erster Instanz klar widersprochen und nun die zweite Instanz das Urteil umgedreht. Zu beachten ist noch, dass Apple durchaus weitere Steuern gezahlt hat, nur eben in den USA.
-2
spheric
spheric12.09.24 11:36
tranquillity
Ich kann da durchaus ein Vergehen Apples feststellen.
Ne Fake-Firma gründen und Fake-Rechnungen zu schreiben, damit formal keine Gewinne anfallen klingt für mich nach Steuerhinterziehung.

Was Du übersiehst: Dieses Konstrukt ist nur möglich, weil die irische Regierung ausdrücklich genau hier für die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen hat.

"Steuerhinterziehung" ist es nur, wenn es illegal ist. Aber dieses Verhalten war von Irland ausdrücklich gewollt, denn es hat die Ansiedlung großer internationaler Konzerne dort gefördert.

Diese Förderung hat sich dann als unrechtmäßige Benachteiligung anderer EU-Länder erwiesen, weswegen sie dann auch schon vor einem Jahrzehnt abgeschafft wurde.
Früher war auch schon früher alles besser!
+1
tranquillity
tranquillity18.09.24 13:45
Trotzdem ist es nicht im Sinne des Erfinders, eine „Scheinfirma“ in den NL zu gründen, an die man dann utopische Lizenzgebühren entrichtet.
+1
spheric
spheric18.09.24 14:24
tranquillity
Trotzdem ist es nicht im Sinne des Erfinders, eine „Scheinfirma“ in den NL zu gründen, an die man dann utopische Lizenzgebühren entrichtet.

Welches "Erfinders"?

Du kannst erstmal davon ausgehen, dass JEDES Steuer-"Schlupfloch" nur deswegen existiert, weil es irgendjemand ganz bewusst eingebaut hat.

Wenn es rechtlich möglich ist, über ein Konstrukt aus Offshore-Briefkastenfirmen Einnahmen in Steuerparadiese zu verschieben, dann genau deshalb, weil irgendjemand diese Möglichkeit im Gesetz verankert hat.

Dass Staaten mittlerweile trotz Lobbyverbänden und Wirtschaftsverbandelungen der Legislativen hier teilweise einen Riegel vorzuschieben beginnen, ist schlicht der öffentlichen Wahrnehmung geschuldet, wieviele hunderte Milliarden an Staatseinnahmen hier verschwinden. (Dem Vernehmen nach waren die EU-Bestrebungen in diese Richtung nicht unbeteiligt an den Mühen verschiedener britischer Polit-Milliardäre, ihre Offshore-Konten durch einen Brexit vor strengerer Gesetzgebung zu schützen.)
Früher war auch schon früher alles besser!
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