Europäische Paypal-Alternative: Holpriger Start von Wero Wallet
Spontan einer Freundin den Anteil der Restaurant- oder Taxirechnung digital überweisen – dafür gibt es mittlerweile mehrere Anbieter. Der in den Vereinigten Staaten zum Eponym aufgestiegene Anbieter Venmo hat bisher nicht die Reise über den Großen Teich gewagt. Stattdessen dominiert PayPal in der EU, doch auch Konkurrenten wie Wise versuchen, in Europa Fuß zu fassen. Heimische Banken haben sich zusammengeschlossen, um ihren Kundinnen und Kunden ebenfalls einen Weg für spontanen digitalen Geldaustausch einzuräumen. Sie nennen ihr Angebot „
Wero Wallet“, und es ging in dieser Woche offiziell an den (sehr eingeschränkten) Start.
Die „European Payments Initiative“ (EPI) hat einen stufenweisen Fahrplan für das Ausrollen der Bezahl-App aufgestellt: Zunächst soll die App lediglich den kostenfreien Geldtransfer zwischen Privatpersonen erlauben. Anwender benötigen dafür ein Bankkonto einer beteiligten Bank. Die Liste beteiligter Geldhäuser ist lang; für den Start des Pilotprojekts kommen allerdings nur Postbank-Kunden in Deutschland, Frankreich und Belgien zum Zuge. Um Geld senden und empfangen zu können, gibt man entweder eine Handynummer oder eine E-Mail-Adresse an.
Zwei-Faktor-Authentifizierung haktZum Einrichten der Geldaustauschplattform installiert man zunächst die App namens „
Wero Wallet“ auf dem iPhone. Beim Start fordert sie den Anwender auf, die eigene Bank auszuwählen. Dabei steht Anwendern aus Deutschland derzeit nur Postbank zur Auswahl. Über eine Browser-Ansicht meldet man sich dann mit den Kundendaten der eigenen Bank an. Diese fordert den für diese Bank üblichen zweiten Identifikationsfaktor per BestSign-App an. Doch hier bremst sich die Authentifizierung selbst aus: Verweilen Wero Wallet und BestSign auf demselben Gerät, läuft die Freigabe ins Leere, die BestSign-Bestätigung kommt bei Wero Wallet nicht an.
Wero Wallet mag den Wechsel in die BestSign-App nicht – die Bestätigung will nicht ankommen.
Authentifizierung hängtDie Frage, ob ein zweiter Faktor auf demselben Gerät wirkliche Sicherheit garantiert, wäre berechtigt – wenngleich in diesem Fall über Face ID oder Touch ID ein weiteres persönliches Merkmal abgefragt wird. Doch erhielten wir in unserem Fall keinen Hinweis, dass dies nicht erlaubt sei. Stattdessen blieb der Anmeldeprozess schlicht bei Punkt 2 von 2 hängen. Auch erneute Anläufe, das eigene Konto freizuschalten, liefen ins Leere. Auf einem testweise hinzugezogenen iPad ließ sich die App hingegen problemlos aktivieren – und im Anschluss auch eine E-Mail-Adresse für Zahlungseingänge hinterlegen. Womöglich betrifft dies nicht alle Nutzer, doch zumindest eine gleichlautende Beschwerde findet sich in den App-Bewertungen.
Zum Senden oder Empfangen geben Nutzer E-Mail-Adresse oder Handynummer ein – oder nutzen einen QR-Code, um die Verbindung zwischen zwei Wero-Wallet-Accounts herzustellen.
Stufenweiser Ausbau geplantDerzeit erlaubt Wero Wallet nur einen Geldaustausch im privaten Umfeld. Im Hintergrund läuft dazu eine SEPA-Echtzeitüberweisung. Ab Mitte 2025 will die App die Zahlung von Online-Käufen und Dienstleistungen ermöglichen, ein Jahr darauf soll auch die Bezahlung an Ladenkassen möglich sein. Das bisher für den Online-Einkauf vorgesehene
Giropay wird zum Jahresende eingestellt. Der wahrscheinliche Grund: Zu selten wurde die Bezahlfunktion genutzt.