Ex-Manager: Scharfe Kritik an "Apple Fellow" Phil Schiller und dessen Rolle
Als der App Store vor rund 15 Jahren an den Start ging, sahen die grundsätzlichen Regeln den heutigen recht ähnlich. Alle eingereichten Apps und Updates müssen durch den Review-Prozess, um auf Einhaltung der Regeln überprüft zu werden. Zunächst war ein ziemlich winziges Team dafür verantwortlich, die ursprüngliche Abteilung soll aus gerade einmal vier Personen bestanden haben. 2009 übernahm Phil Shoemaker die Rolle des "Sr. Director, App Store Review", 300 zusätzliche Mitarbeiter und mehrfache Neuaufstellungen waren in den folgenden sieben Jahren bis zu seinem Weggang zu leiten.
Schon in früheren Interviews ließ Shoemaker kein gutes Haar an Apple, denn seinen Angaben zufolge hatte man die Regeln des App Stores nicht zum Schutz der Anwender erarbeitet – sondern um eine
gezielte Waffe gegen Konkurrenten mit reichlich Spielraum zur willkürlichen Auslegung zu haben.
Bewusst unklare Regeln aufgestellt?Nun hat der ehemalige Apple-Manager noch einmal
nachgelegt und stößt weiterhin in ein sehr ähnliches Horn. Als man damals die erste Version der Store-Richtlinien verfasste, sei vieles bewusst sehr vage gehalten worden. Zunächst wollte man beobachten, welche Apps entstehen und was man davon auf der Plattform haben möchte. Allerdings kam es laut Shoemaker nicht zur geplanten Verfeinerung, stattdessen führte Apple eher noch mehr unklare Vorgaben ein – wohingegen es seiner Meinung nach ziemlich "schwarz oder weiß" mit sehr klaren Entscheidungen zugehen müsse. Die Chance, sich mit dem Markt weiterzuentwickeln, verpasste Apple.
Apple geht es vorrangig um die 30 Prozent TaxZur Apple Tax, also den 30 Prozent Provision auf Umsätze, hat er ebenfalls eine klare Meinung. 2008 handelte es sich beim App Store um eine neuartige Plattform – mit ebenso neuartigen Werkzeugen. Daran habe sich jedoch viel geändert und Apple könnte sehr einfach die hohen Gebühren senken, dennoch weiterhin jede Menge Geld verdienen. Damit spielt er auf die Frage an, warum Apple in den vergangenen zwei bis drei Jahren oft den Eindruck erweckte, in erster Linie für die 30 Prozent einfach verdiente Provision zu kämpfen. Ginge es wie vorgegeben nur um die Sicherheit der Nutzer, hätte Apple die Wettbewerbshüter frühzeitig besänftigen und die nun durchgesetzten, einschneidenden Regulierungen abwenden können – durch starke Absenkung der Apple Tax für alle.
Phil Schiller als Bremsklotz?Wer hinter jenem Kurs steht, nichts an den seit 2008 herrschenden Modalitäten zu ändern, ist für Shoemaker einfach ausgemacht. Während Dienstechef Eddy Cue, Marketingchef Greg Jozwiak und Vise President App Store Matt Fischer auf der progressiven Seite stehen, müsse der "Apple Fellow" Phil Schiller endlich seine "fetten Griffel" vom App Store lassen. Dieser nutze jedoch seinen schlechten Einfluss weiterhin, um alle Veränderungen zu verhindern. An den Umgangsformen Schillers nimmt er ebenfalls Anstoß, denn selbst vor Beleidigung der Kinder von Mitarbeitern schreckte der langjährige Apple-Manager nicht zurück – "sind deine Kinder wirklich so dumm?" war beispielsweise eine Reaktion, wenn in Meetings über Rückmeldungen ganz kleiner Anwender gesprochen wurde. Letzteres ist übrigens eine Rückmeldung, welche man häufiger über den auf der Bühne sonst so humorvoll auftretenden Schiller hört.
Shomakers Vorschlag: Automatische PrüfungenEin Weg hin zu objektiverer Begutachtung von Apps wäre laut Shoemaker, stärker auf automatisierte Prüfung zu setzen, anstatt alles von menschlichen Review-Mitarbeitern (sehr unterschiedlicher Fähigkeiten) bewerten zu lassen. In gewisser Weise ist das aber längst der Fall, denn vor der manuellen Begutachtung erfolgt grundsätzlich ein allgemeiner Scan. Mehr Objektivität müsse ein wichtiges Ziel sein, zeigt er sich überzeugt – denn in der Tat gibt es eine Vielzahl an Beschwerden über willkürliche und sinnlose Ablehnungen, wohingegen viele gefälschte oder betrügerische Apps unbeanstandet ihren Weg in den Store finden. Angeblich sind die meisten Entscheidungsträger bei Apple selbiger Ansicht – doch Schiller verhindere jede Abweichung von der seit 2008 gängigen Arbeitsweise. Wenn Schiller nicht endlich vom App Store ablasse, werden auch weiterhin die Gerichte statt Apple dafür sorgen, wie es mit dem Dienst weitergeht, so Shoemaker.