Experte vor Gericht: Qualcomm besitzt nicht genügend Macht, um der Branche zu schaden.
Die Expertin Tasneem Chipty sagte aus, der Chiphersteller besitze nicht genügend Marktmacht, um die Produzenten in die Knie zu zwingen. Chipty führt eine spezialisierte Beratungsfirma und wurde in dem Kartellrechtsprozess der Federal Trade Commission (FTC) gegen Qualcomm als Zeuge gehört. Sie präsentierte als Belege die Eigenentwicklungen anderer Smartphone-Hersteller im Bereich Prozessoren,
berichtet CNET.
Qualcomm verliert Kunden und an MachtChipty führt an, Qualcomm habe zwischen 2014 und 2017 50 Prozent Marktanteil verloren. Diese Entwicklung sei zum einen durch das Erstarken der Konkurrenten MediaTek und Intel gekommen. Zum anderen verließen Huawei und Samsung in diesem Zeitraum die Abhängigkeit von dem Chip-Marktführer, indem sie eigene Prozessor-Reihen entwickelten. Seit März 2018 enthalten alle neuen Premium-Modelle der beiden Hersteller nur noch die selbstentwickelten Chipsätze. Zuletzt hatte Apples Direktor für Systemarchitektur, Matthias Sauer ausgesagt, Intel sei schon 2012 als Lieferant für LTE-Komponenten in Betracht gezogen worden. Bereits 2014 habe man Intel-Chips einsetzen wollen, erlag jedoch Qualcomms Offerten, doch Kunde dort zu bleiben. Wie diese Anreize genau aussahen, verschwieg der Apple-Manager.
„Dynamischer Wettbewerb“ statt MachtmissbrauchChipty warf dem Kläger, der FTC vor, den „dynamischen Wettbewerb“ der Chip-Industrie nicht erkannt zu haben. Die Vereinbarungen zwischen Apple und Qualcomm seien aus soliden Geschäftsgründen getroffen worden. Die FTC wirft dem Chip-Riesen vor, seine Marktposition missbräuchlich für die Festsetzung von überhöhten Lizenzgebühren ausgenutzt zu haben. Das Verfahren ist eines zwischen vielen, die zwischen den beiden Technologie-Konzernen toben. Apple soll dabei Kartellbehörden aus aller Welt belastende Dokumente zugespielt haben, die in der Folge Millionenstrafen gegen Qualcomm auslösten. Im Gegenzug verklagt der Chip-Gigant mithilfe seines Patent-Portfolios Apple auf Lizenzzahlungen und versucht über einstweilige Verfügungen, den iPhone-Verkauf einzuschränken. Zudem klagte Qualcomm über Geheimnisverrat: Apple habe Innovationen an Konkurrenten weitergegeben, um deren Produkte auf eine Ebene mit Qualcomms Chipqualität zu heben.