Externe Grafikkarten (eGPU) am Mac: Fragen und Antworten
Für Freunde des Macs hatte Apple vor drei Monaten auf der WWDC gleich mehrere gute Nachrichten parat. Neben den Prozessor-Updates für fast sämtliche Mac-Linien und die Ankündigung eines iMac Pro gehörte dazu im Wesentlichen die Erfüllung eines Wunsches, den viele Mac-Nutzer schon seit Längerem ausgedrückt hatten: die native Unterstützung von externen Grafikkarten (eGPUs). Über Umwege waren diese bereits in früheren Betriebssystemversionen verwendbar, allerdings sind sie erst ab dem kommenden macOS High Sierra offiziell unterstützt und ohne große Kompromisse nutzbar. MacTechNews beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche Vorteile bringen eGPUs im Vergleich zu verbauten Grafiklösungen?Ganz kurz gesagt: Sie sind mächtiger und vor allem flexibler. Gerade Mac-Nutzer hatten oft mit dem Problem zu kämpfen, dass die Grafikleistung der Apple-Computer starr und nicht mehr aufrüstbar gewesen ist. Insbesondere Notebooks wie MacBook und MacBook Pro, welche immerhin 80 Prozent des Mac-Marktes ausmachen, müssen mit relativ schwachbrüstigen Grafikchips auskommen, die ziemlich schnell außer Puste kommen. Denn während die CPU zum Berechnen der Daten zuständig ist, übernimmt die GPU ihre Umwandlung in Bildschirminhalte auf Displays und Monitore. Je nach Anforderung des Monitors und vor allem des Bildschirminhaltes erfordert dies mitunter mehr Rechenleistung auf der GPU, als die internen Chips bieten.
Externe Grafikkarten sollen da Abhilfe schaffen und die leistungsstärkeren Produkte von Herstellern wie AMD und Nvidia nachträglich als Ersatz-GPU in einem externen Gehäuse anschließbar machen. Die notwendigen PCIe-Signale können über Thunderbolt 3 zwischen Mac und externer GPU in ausreichender Geschwindigkeit von 40 Gbps übertragen werden und stellen somit eine veritable Grafik-Aufrüstung dar. Nutzer von Mobil-Macs können also unterwegs ein praktisches Mobilgerät verwenden, das sich dann zu Hause zu einem Grafikbiest aufmotzen lässt. Ein solches ist vor allem dann notwendig, wenn man intensive Grafik- oder Filmbearbeitung vornimmt, gerne aktuelle Computerspiele mit hohen Grafikanforderungen spielt oder an dem Themenkomplex Virtuelle Realität (VR) interessiert ist, für das Apple den Mac in Zukunft öffnen will.
Was benötigt man für eine eGPU-Lösung?Zunächst muss es ein einigermaßen neuer Mac sein. Optimal sind die aktuellen Generationen von MacBook Pro und iMac mit ihren Thunderbolt-3-Anschlüssen (Vorsicht: Beim MacBook Pro 13’’ mit 4 Thunderbolt-3-Anschlüssen liefern nur die beiden linken volle Leistung für PCIe-Daten). Apples Angaben zufolge läuft die eGPU-Unterstützung aber auch auf Rechnern mit Thunderbolt 2 über ein entsprechendes Adapterkabel, allerdings muss dabei mit gewissen Leistungseinbußen gerechnet werden, die frühe Tester mit etwa 20 Prozent bezifferten.
Weiterhin ist natürlich eine Grafikkarte notwendig. Die meisten Karten dieser Art stammen von den Herstellern AMD oder Nvidia. Selbst die günstigeren aus ihren aktuellen Baureihen hängen Intels Grafikchips in MacBooks locker ab und sind bereits ab 100 Euro zu haben. Höherwertige Alternativen reichen bis 500 Euro. Außerdem braucht man in der Regel auch einen externen Monitor, sofern man die Grafikbeschleunigung nicht nur für das integrierte Display verwenden will, womit es aber noch Probleme gibt (siehe unten). Eine große Anschaffung ist auch ein geeignetes Thunderbolt-3-Gehäuse. Es gibt bereits
einige Lösungen, doch belaufen sich diese preislich noch im Rahmen von 300 bis 400 Euro. Für Entwickler gibt es den von Apple und Sonnet angebotenen
eGPU-Kit, der aus einer AMD Radeon RX 580-Grafikkarte mit 8 GB Arbeitsspeicher, einem Sonnet-Thunderbolt-3-Gehäuse und einem Belkin-Hub von USB-C auf 4 Ports USB-A besteht.
eGPU-Support ist noch in der Betaphase. Wann ist mit einem Release zu rechnen?Zwar zählt die Unterstützung von externen Grafiklösungen zu den wichtigsten Features von macOS High Sierra, trotzdem wird das Betriebssystem beim Start Ende dieses Monats zunächst noch ohne fertigen Support ausgeliefert werden. Das Ende der Betaphase hat Apple erst für Anfang 2018 anvisiert. Bis dahin dürften hoffentlich auch Preise und Angebotsvielfalt der Thunderbolt-3-Gehäuse für Grafikkarten gefallen sein.
Natürlich kann man trotzdem schon vorher externe Grafikkarten an den Mac anschließen. Da Apple noch nicht für fehlerfreien Betrieb garantiert, ist aber zunächst mit diversen Problemen zu rechnen. Einige der von früher bekannten großen Probleme sind bereits behoben. So ist etwa Hot Plugging möglich, also das Anschließen einer externen Grafikkarte im laufenden Betrieb ohne zusätzlichen Treiber (zumindest mit einer AMD-Grafikkarte). Es ist lediglich eine Neuanmeldung, bzw. ein Neustart des Systems notwendig. Wird im Gegenteil die Thunderbolt-Verbindung im laufenden Betrieb abgebrochen, so muss man sich lediglich neu im System anmelden und der Mac verfällt nicht wie früher in eine Kernel Panic.
Welche Probleme gibt es aktuell noch?Nichtsdestotrotz ist der Betrieb in einem Produktivsystem während der Betaphase nicht zu empfehlen. Es gibt noch eine ganze Menge an Fehlern und Problemen, die das sinnvolle Nutzen unkomfortabel bis unmöglich machen. Dazu gehört etwa der fehlende Clamshell-Mode, also das Weiterarbeiten bei zugeklapptem MacBook. Außerdem ist noch nicht möglich den Bildschirm des iMac oder MacBooks selbst mit der Grafikbeschleunigung zu beglücken. Zudem gibt es Probleme beim Spiegeln von Bildschirmen sowie mit dem Ruhezustand. Auch Audiosignale über HDMI und das automatische Login funktionieren noch nicht. All diese Probleme verspricht Apple bis zum Release behoben zu haben. Insbesondere bestätigte der Konzern, den Clamshell-Mode in der marktreifen Version zu unterstützen.