FBI zwingt Verdächtigen sein iPhone per Face ID zu entsperren
Nun wurde der erste Fall publik, bei Strafverfolgungsbehörden einen Verdächtigen dazu nötigten, sein iPhone per Face ID zu entsperren. Special Agent David Knight befahl demnach am 10. August dem Verdächtigen Grant Michalski, sich seinem iPhone zuzuwenden. So steht es in Gerichtsunterlagen, die das Magazin Forbes
zitiert.
Neues Niveau der ErmittlungenMichalski ist verdächtigt worden, Kinderpornografie empfangen und besessen zu haben. Im Laufe einer Hausdurchsuchung hat Knight den Verdächtigen mit vorgehaltenem Durchsuchungsbefehl aufgefordert sein Gesicht vor das iPhone zu bewegen, worauf sich dieses entsperrte. So gelangte der Beamte an Online-Chats, Fotos und andere Dokumente. Allerdings soll es ihm dennoch nicht möglich gewesen sein, alle nötigen Daten abzuschöpfen, da ihm der Passcode unbekannt war. iPhones sperren nach einer Stunde ohne zwischenzeitliche Autorisierung den Zugang über den Lightning-Port. Diesen Zugang verwenden sogenannte "forensische Technologien", um Daten von den Geräten herunterzuziehen.
Face ID in den Durchsuchungsbefehl integriertAnwälte sehen den Schritt als rechtmäßig an, ein Gesicht zu "verwenden", um Beweise zu erlangen. Ein Musterurteil gibt es jedoch noch nicht. Stattdessen sollen die US-Behörden in den Durchsuchungsbefehlen schon festgelegte Textbausteine verwenden, damit Polizisten Freischaltungen per Face ID anordnen dürfen. Es bleibt das Problem, dass die Ermittler die Informationen dann innerhalb einer Stunde aus dem Gerät holen müssen. Im oben genannten Fall behalf sich Agent Knight mit dem Abfotografieren der entsprechenden Einträge. Er gab in der Verhandlung zu, dass er nicht an alle interessanten Daten herangekommen wäre. Allerdings fanden die Fahnder auf anderen Geräten genügend Hinweise auf Michalskis Aktivitäten.
Mit oder ohne PasscodeIn einer weiteren Aussage bestätigte der FBI-Angestellte, dass sowohl das örtliche Polizeipräsidium als auch die zuständige FBI-Dienststelle im Besitz von Geräten sind, die Daten auch ohne Passcode aus gesperrten iPhones extrahieren. Es bleibt unklar, was bei der forensischen Untersuchung von Michalskis iPhone herausgekommen ist. Sein Anwalt Steve Nolder etwa behauptet, dass die Cellebrite-Box des FBI die Smartphone-Inhalte nicht extrahieren konnte. Cellebrite ist eines der zwei Unternehmen, die für solche Dienstleistungen bekannt sind; das andere heißt Grayshift. Grayshift soll gerade erst einen 484.000-Dollar-Vertrag mit dem Secret Service ausgehandelt haben. Zuvor hatte der Dienst 780.000 US-Dollar bei Cellebrite ausgegeben.