Facebook wird 15 – von der Frauenschau zum zweiten Internet
"Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen" - so lautet das deutschsprachige Motto von Facebook, eines der weltweit am häufigsten aufgerufenen Internet-Angebote. Am 4. Februar 2004 ging "The Facebook" an den Start - den Vorläufer gab es schon ein Jahr früher. Marc Zuckerberg hatte in Harvard facemash.com ins Leben gerufen, eine Art Bewertungssystem für das Aussehen der Mitstudentinnen. Ohne die Genehmigung der Frauen veröffentlichte Zuckerberg deren Fotos, Nutzer konnten dann aus jeweils zwei zufällig ausgewählten Personen die attraktivere wählen. Dass aus einer solchen Idee einmal eine Plattform mit mehr als einer Milliarde Nutzer wird, hätte Zuckerberg damals wohl im Traum nicht gedacht.
Viel tat sich in 15 Jahren Bei der ersten Nennung von Facebook auf MacTechNews.de lautete die Erklärung noch, Facebook sei so etwas wie StudiVZ - heutzutage müsste man eher erklären, was StudiVZ ist bzw. war. Die damalige Version des Netzwerks war noch ziemlich anderer Natur als das heutige Facebook. Der ikonische "Like-Button" kam beispielsweise erst im Jahr 2009 hinzu – und bis 2011 lag der klare Fokus auf kurzen Textbeiträgen anstatt großformatigen Fotos. Chatten via Facebook (was später in den Facebook Messenger mündete) konnte man übrigens seit 2008. Hierzulande dauerte es wesentlich länger, bis Facebook starke Marktdurchdringung schaffte. Dafür verantwortlich war nicht nur der spätere Start (erst 2006 erlaubte Facebook offiziell, sich weltweit zu registrieren), sondern auch die lokale Konkurrenz. Was den Diensten hierzulande allerdings nach und nach das Genick bracht, war die simple Tatsache, nur im deutschsprachigen Raum zu arbeiten.
Seit jeher KritikAuch wenn sich Facebook enormer Beliebtheit erfreut, so sollte die Kritik am Dienst nie abreißen. Immer wieder war Datenschutz ein beherrschendes Thema, da sich Facebook unter anderem umfassende Nutzungsrechte an veröffentlichten Informationen einräumt, die Registrierung mit Klarnamen vorschreibt, Nutzerdaten aus- und verwertet oder standardmäßig auch versucht, Gesichter auf Fotos zu erkennen.
Wenn Netzwerke Stimmung und Präsidenten machenDas generelle Prinzip der Relevanz-Algorithmen lautet, Nutzern Inhalte zu präsentieren, die von Interesse sind. Da Menschen nun einmal Informationen bevorzugen, die ihrer Meinung entsprechen oder gar ihre Vorurteile bestätigen, eigenen sich Netzwerke dieser Art sehr gut zur Stimmungsmache. Die Verbreitung von Falschinformationen gelingt damit einfacher und reichweitenstärker denn je, wie man beispielsweise bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 beobachten konnte. Wer Hillary Clinton ohnehin schon für die Ausgeburt des Bösen hielt, verhalf natürlich gerne Beiträgen zu Millionenpublikum wie ihrem angeblichen Kinderpornografie-Ring in einer Pizzeria, ihren Pläne zur muslimischen Weltherrschaft, ihrem florierenden Waffenhandel mit dem IS – oder auch die angebliche Empfehlung des Papstes, für seinen engen Vertrauten Donald Trump zu stimmen.
Damit einhergehend: Der bislang größte SkandalJedem war klar, dass ein kostenloser Dienst wie Facebook natürlich Geld damit verdient, Nutzerdaten auszuwerten – sprich: auch Werbepartnern möglichst passgenaue Profile zur Verfügung zu stellen. Während aber zuvor nicht die Person "Hans Müller", sondern eher der "48-jährige Mann aus Frankfurt mit höherem Einkommen und Interesse an X, Y und Z" im Mittelpunkt stand, stellte Facebook mehrfach auch sehr viel detailliertere Informationen zur Verfügung. Gerade der Drittanbietern erlaubte Zugriff auf persönliche Informationen, die bewusst nur für Facebook-Freunde veröffentlicht wurden, handelten Facebook massiven Vertrauensverlust ein. Der Skandal rund um die Datenanalyse durch Cambridge Analytica war der Höhepunkt – und brachte Facebook mehr Gegenwind (und Anhörungen...) denn je ein.
Was bleibt...Facebook hat ganz maßgeblich mitgeformt, wie Online-Kommunikation heutzutage funktioniert – und wie es beispielsweise mit wenig Aufwand möglich ist, Kontakt zu internationalen Freunden aufrechtzuerhalten. Gleichsam ist es wohl ebenfalls Facebooks (ungewollter) Verdienst, viele Nutzer für die Themengebiete Datenschutz, Fake News oder Hasspostings zu sensibilisieren. Wovon selbstverständlich Twitter und andere Netzwerke ebenfalls nicht verschont blieben, hagelte in der Berichterstattung vorrangig auf Facebook ein – wohl auch gerade wegen der Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica. Man darf gespannt sein, ob Marc Zuckerberg aus den Unwettern der letzten beiden Jahre lernte und Facebook auf eine etwas andere Bahn bringt – denn bei Fortführung des oft skrupellosen Kurses der letzten Jahre könnte irgendwann die Zerschlagung blühen.