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Facebooks ehemaliger Sicherheitschef kritisiert Cooks Aussagen in Brüssel

Der ehemalige Chefbeauftragte von Facebook, Alex Stamos ist hart mit Apple und CEO Tim Cook ins Gericht gegangen. Der Konzern solle "reinen Tisch" in China machen und den dortigen Bürgern einen sicheren und privateren Weg eröffnen, um auf Apps zuzugreifen. Damit spielt Stamos auf Apples Blockade von VPN- und verschlüsselte Messaging-Apps, sowie den Umzug der iCloud-Server auf chinesische Anbieter an.


Cook greift in seiner Rede Datensammler an
Stamos reagiert mit seinem Angriff auf den eindringlichen Appell Cooks für einen effektiveren globalen Datenschutz am gestrigen Tag in Brüssel. Der Apple-Chef eröffnete dort den offenen Teil der Internationalen Konferenz für Datenschutzbeauftragte mit einer Grundsatzrede. Darin betonte er seine kritische Einstellung zu industriell erstellten Nutzerprofilen über Social-Media-Konzerne. Es könne leicht geschehen, dass die eigenen Informationen gegen einen selbst eingesetzt werden. Die Algorithmen von Empfehlungen sorgten außerdem dafür, dass aus latenten Vorlieben der Nutzer gefestigte Überzeugungen geschaffen würden – damit verstärkt sich auch das Filterblasen-Phänomen. Auf Twitter betonte Cook ein weiteres Mal: "Wir glauben Privatsphäre ist ein fundamentales Recht. Egal in welchem Land Sie leben, dieses Recht sollte geschützt werden."

Stamos legt den Finger in die iCloud-Wunde
"Apple muss klarstellen, wie iCloud in China funktioniert und aufhören, schädliche Präzedenzfälle dafür zu schaffen, wie bereit US-Unternehmen sind, die internen Sicherheitswünsche der Kommunistischen Partei Chinas zu erfüllen," entgegnet Alex Stamos daraufhin. Er spielt damit darauf an, dass Apple im Sommer alle iCloud-Accounts chinesischer Nutzer samt Verschlüsselungscodes auf eine staatlich betriebene Server-Farm übertrug. Unter anderem protestierte Amnesty International gegen die Maßnahme. Apple erklärte, dass man den Dienst sonst gar nicht in China anbieten könne. Das chinesische Cybersicherheitsgesetz zwingt ausländische Unternehmen, alle Daten im Land zu speichern. Auch andere Unternehmen wie Amazon und Microsoft bedienen sich chinesischer Server-Anbieter. Apple speichert iCloud-Daten bei allen möglichen Anbietern, die jedoch nicht auf die Inhalte zugreifen können.

VPN- und Verschlüsselungsapps in China gesperrt
Weiterhin betont Stamos, Apple nutze hardwarebasiertes DRM, um chinesischen Nutzern den Zugang zu VPN- und E2E-Messaging (E2E = Ende-zu-Ende-verschlüsselt) zu verwehren. Diese Anwendungen ermöglichten es aber gerade den Bürgern der allgegenwärtigen Zensur und Überwachung zu entgehen. Die Medien sollten nicht ignorieren, dass chinesische Bürger als weniger datenschutzbedüftig angesehen werden, nur weil ein CEO das Geschäftsmodell seines Hauptkonkurrenten schlecht rede. Auf der anderen Seite rief Stamos Firmen wie Google, Twitter und Facebook dazu auf, weniger Daten zu sammeln und sich – wie Cook – für starke Datenschutzgesetze in den USA stark zu machen.

Kommentare

deus-ex
deus-ex25.10.18 20:02
Wenn Facebook Cook kritisiert, hat Cook alles richtig gemacht.
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truth
truth26.10.18 06:30
Ja, aber Stamos' Kritik ist richtig und wichtig.
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Pixelmeister26.10.18 13:18
Stamos' Kritik an Apples Geschäftspolitik in China ist richtig – allerdings versucht er zu verschleiern, dass dadurch Cooks Kritik an FB und Co. nicht unrichtiger wird. Facebook und Google machen die Kunden zum Produkt – das bleibt auch nach Stamos' Kritik an Apple bestehen.

Apple sitzt, was China angeht, in der Zwickmühle. China ist der weltweit größte Markt für elektronische Produkte – den kann man schlecht auslassen, wenn man in dem Bereich wachsen will. Und China macht es Apple sehr schwer – Die Regierung lässt die Bürger lieber Android-Phones von chinesischen Anbietern kaufen – zum einen, weil das Geld im Land bleibt, zum anderen, weil China im Android-Bereich alle wichtigen Dienste (App-Stores, Suchmaschinen, Kaufportale, Kommunikation) durch eigene chinesische Dienste ersetzt hat und damit natürlich Zugriff auf alle Daten der Handy-Bürger besitzt. Bei Apples Diensten ist das halt nicht so einfach. Also macht China Apple das Geschäft kaputt, so gut sie können. Und Apples einzige Chance, in dem Markt den Fuß in der Tür zu halten, ist es, sich extrem zu verbiegen – oder halt, wie Google, den Dienste-Markt des eigenen Systems komplett in Chinas Hand zu legen. Zielführend wäre das aber auch nicht – außer dass man dann in der Presse sauberer dasteht.

Ist halt eine schwierige Sache – bei der Apple eigentlich fast immer verlieren muss, egal, was sie machen. Schön ist das für alle Beteiligten nicht. Ich glaube aber nicht, dass Apple in der Position ist, China die Daumenschrauben anzulegen und deren Forderungen zu ignorieren. Bliebe halt nur, sich komplett aus den Markt zurück zu ziehen und damit auch auf weltweite Marktanteile zu verzichten, während Androids Anteil in China weiter Richtung 100% geht.
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Motti
Motti26.10.18 15:35
Jeder schlau denkende Mensch weiß wieso sich Apple in China so verhält. In China sind die User sowieso das Ausspionieren der Daten gewohnt. Manche finden das sogar gut...

Das spiegelt keine negative Wirkung auf das gesamte Tun und Handeln von Apple wieder...
Jeder, der ein Unternehmen führt, würde sich so verhalten. Engstirnig, wer daraus Apple einen Strick drehen möchte
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Unwindprotect26.10.18 17:36
truth
Ja, aber Stamos' Kritik ist richtig und wichtig.

Hm... das sehe ich anders.

Es ist in erster Linie eine Ablenkungsstrategie nach dem Schema "hey schaut mal Apple macht ja selbst was böses - sollen erstmal vor der eigenen Tür kehren". Damit soll dem Vorwurf an Google und Facebook die Kraft genommen werden. Es soll sich bloß nichts ändern! Eine ganz alte Diskussions-Strategie.

Betrachtet man die Fälle etwas genauer, sieht es nämlich gar nicht mehr so ähnlich aus:

Cook kritisiert letztlich Geschäftsmodelle, die darauf basieren, dass sich Unternehmen frei an den Informationen beliebiger Menschen bedienen dürfen. Geschäftsmodelle deren Zweck es ist diese Informationen gewinnschöpfend zu nutzen. Die Entwicklung dazu hat bereits vor vielen Jahren begonnen. Schon vom "Privatfernsehen" sind wir dazu erzogen worden, dass der Deal "Dienstleistung gegen (ignorierbare) Werbung" voll cool ist. Aber: Das was Google und Facebook machen ist anders! Es ist kein "Dienstleistung gegen (ignorierbare) Werbung"... es ist ein massives Sammeln von detaillierten Daten über Menschen. Diese Daten haben einen hohen Wert. Den meisten Leuten ist nicht bewusst welcher Wert ihnen da eigentlich methodisch _geklaut_ wird. Ja geklaut - denn eine Zustimmung ist oft nichtmal erfolgt. Im Gegenteil oft geschieht das Sammeln sogar entgegen dem expliziten Wunsch (Do not Track-Header) Ich halte diese Entwicklung für eine der allergrößten Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte.

Zum Vergleich nun was Apple in China macht:

Wie auch Amazon, Microsoft und alle anderen, sind Firmen dazu verpflichtet die Cloud-Daten chinesischer Nutzer in chinesischen Rechenzentren zu lagern. Wie in den meisten anderen Ländern (inkl. US) werden Cloud-Anbieter dazu verpflichtet Daten zur Strafverfolgung herauszugeben wenn es gesetzlich vorgeschrieben ist. Apple hat hier in China letztlich die exakt gleichen Probleme wie in der Heimat - der Staat will an die Daten kommen und sie wollen ihre Kunden schützen weil diese sonst das Vertrauen in den Dienst verlieren. Vor einiger Zeit war es noch möglich, dass chinesische Nutzer ihre Daten auf amerikanischen Servern speichern konnten. Damit wurde ein Zugriff zur Strafverfolgung in China organisatorisch besser geschützt - jedoch nicht technisch.

Es gibt also das generelle Problem staatlichen Zugriffs auf Clouddaten - nicht nur in China sondern allernorten. Gegenüber dem was Google und Facebook machen muss man sich die Frage stellen ob Apple ein inhärentes geschäftliches Interesse daran hat, dem Staat die Daten seiner Nutzer einfach so auszuliefern. Die Antwort dazu ist: eher nicht. Die einzige Möglichkeit wo es notwendig würde sind gesetzliche Drohungen die für das Unternehmen selbst einen nicht tragbaren Schaden erzeugen würden. Das ist ein Risiko, mit dem ein Unternehmen wie Apple kalkulieren muss. Im Idealfall indem sie das Risiko schlicht beseitigen: Indem die Schlüssel auf den Geräten der Nutzer liegen und Apple demnach keine unverschlüsselten Daten bereitstellen kann. Noch ist nicht alles verschlüsselt, weil zur Bereitstellung mancher Dienste eben _manche_ Daten auch unverschlüsselt bzw. "Betreiberentschlüsselbar" zur Verfügung stehen müssen. Man kann aber davon ausgehen, dass Apple technologischen Fortschritt in diese Richtung für wichtig ansehen wird (Reduzierung des eigenen Risiko).

Im Vergleich dazu Google und Facebook: Diese Unternehmen horten personenbezogene Daten auf die sie jederzeit zugreifen können. Es ist ihnen nicht möglich diese Daten entgültig vor staatlichen Zugriffen zu schützen, weil sie sich sonst selbst ihres wirtschaftlichen Vorteils berauben würden. Sie nehmen also eher in kauf, dass der Staat eben auch draufschauen darf.

Kommen wir zurück zum Anfang ob Stamos Kritik richtig und wichtig war. Nach obiger Darstellung trifft das nicht zu. Die Kritik zielt darauf ab Fortschritt in eine bessere Zukunft des Datenschutzes zu unterminieren um die Opportunität des Datensammelns zu erhalten.
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sierkb26.10.18 22:20
Alex Stamos:
AlexStamos
I believe that Chinese people should have the same access to fundamental human rights as the rest of the world.
Q:

heise (25.10.2018): Nach Cooks Kritik: Facebooks Ex-Sicherheitschef schießt zurück
Er stimme Cooks Datenschutzforderung zu, so der ehemalige Sicherheitschef des sozialen Netzwerkes, doch müsse Apple seine China-Praktiken offenlegen.

SZ (02.08.2018): Sicherheitschef Alex Stamos geht – Facebooks Frühwarnsystem schaltet sich selbst ab
  • Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos wechselt an die Stanford-Universität.
  • Er hat sich immer für die Belange der Nutzer eingesetzt und wollte die mutmaßlich russische Desinformations-Kampagne früher und deutlicher öffentlich machen.
  • Als er seinen vorherigen Job bei Yahoo kündigte, protestierte er damit gegen massive Datenschutzverletzungen.


Spiegel Online (20.03.2018): Machtkampf wegen Russlandaffäre: Facebook stellt Sicherheitschef kalt
Facebook hat laut "New York Times" Sicherheitschef Alex Stamos entmachtet. Er wollte Russlands Propaganda für Donald Trump schon 2016 öffentlich machen - doch Mark Zuckerbergs Top-Management war anderer Meinung.
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