Faltbare Smartphones: Rettung für den schrumpfenden Markt oder nur eine technische Spielerei? – Meinung
Auf der diesjährigen Mobile World Congress (MWC) in Barcelona dreht sich vieles nur um das Thema 5G, also dem designierten neuen Funknetz-Standard für deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeiten. Ohne näher auf die Details eingehen zu wollen ist 5G zweifellos ein wichtiger Schrift für die Zukunft der Mobilkommunikation. 5G soll neue Möglichkeiten eröffnen, die zum Beispiel in der automobilen Vernetzung oder bei Industrieabläufen Fortschritte versprechen, oder Privatanwendern schnelleres Streaming unterwegs ermöglicht. Der Ausbau der Netze, vor allem hier bei uns im technologisch trägen und bürokratischen Deutschland, wird sich aber noch Jahre hinziehen. Und auch Apple hat noch einen
schwierigen Weg zu 5G vor sich.
Mindestens ebenso wichtig dürfte es für die Smartphone-Industrie (einschließlich Apple natürlich) sein, auch künftig noch genügend neue Endgeräte verkaufen zu können. Und das ist keine leichte Aufgabe. In den letzten Jahren zeichneten sich neue Smartphones im Wesentlichen nur durch evolutionäre technische Verbesserungen aus: größere Displays, bessere Kameras, schnellere Prozessoren etc. Doch für viele Nutzer ist die Leistung der Geräte schon seit einigen Gerätegenerationen mehr als ausreichend, sodass ihr Kaufzyklus für neue Modelle immer länger wird. Darüber hinaus steigt der technische Aufwand mit jeder Weiterentwicklung immer weiter an, was die Preise in immer höhere Sphären treibt.
Konzeptstudien zu faltbaren iPhones wie diese sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. (via foldable.news) Aktuelle iPhones kosten so bis zu 1.650 Euro. Also den Gegenwert eines ausgewachsenen MacBook Pro oder iMac. Die Preise für aktuelle Spitzenmodelle der Konkurrenz, allen voran Samsung, stehen dem kaum nach. Wenn überhaupt. Gerade Apples Konkurrenten haben dazu noch das Problem, nur mit den Topmodellen noch brauchbare Gewinne erzielen zu können. Um neue Kaufanreize zu schaffen, sind daher wirklich umwälzende Verbesserungen notwendig, in denen die Verbraucher einen tatsächlichen Mehrwert erkennen.
Die Hoffnungen der Hersteller scheinen sich derzeit auf Geräte mit flexiblen Displays zu konzentrieren. Ein Smartphone von heute üblicher Größe lässt sich dadurch mittels Scharnier einfach wie ein Buch aufklappen und so quasi in ein Tablet verwandeln.
Nachdem Anfang des Jahres auf der CES die ersten Hersteller mit eher halbgar wirkenden Produkten vorpreschten (siehe zum Beispiel das
Royole FlexiPai), treten nun die markbeherrschenden Unternehmen wie Samsung mit dem
Galaxy Fold und Huawai mit dem
Mate X auf den Plan, deren Entwicklung einen weitaus höheren Reifegrad zu haben scheinen. Apple hat wie üblich noch keinerlei Aussagen zu vergleichbaren künftigen Produkten getroffen. Ob es in absehbarer Zeit ein faltbares iPhone geben wird, ist äußerst ungewiss. – Aber nicht vollkommen ausgeschlossen.
Samsung Galaxy Fold (links) und Huawei Mate X
Was zunächst wie wahr gewordener Science-Fiction-Traum aussieht, muss sich erst in der Praxis bewähren. Und genau da habe ich Bedenken, ob die Zeit für die Knick-Displays tatsächlich schon reif ist. Denn nur weil etwas technisch funktioniert, bedeutet das noch lange nicht die nächste Smartphone-Revolution.