Faltbare Smartphones: Wie Corning Glas flexibel macht
Moderne Smartphone-Displays halten eine Menge aus. Verantwortlich dafür sind kratzfeste Spezialgläser. Allerdings haben diese einen Nachteil: Das Material bricht, wenn man versucht, es zu biegen. Das macht es ungeeignet für faltbare Telefone wie sie jüngst Huawei und Samsung vorstellten. Der Hersteller Corning jedoch entwickelt ein flexibles Glas, das sich problemlos biegen lassen soll. Apple könnte damit ein faltbares iPhone bauen.
Kunststoff ist anfällig für KratzerEin Nachteil der auf dem Mobile World Congress präsentierten Falttelefone liegt auf der Hand: Ihre Displays haben eine Oberfläche aus Kunststoff. Das macht sie zwar elastisch, aber auch anfällig für Kratzer und Knitterfalten. Glas hingegen ist wesentlich unempfindlicher, aber eben - zumindest bislang - nicht sehr flexibel. Corning ist es allerdings einem
Bericht von Wired zufolge gelungen, ein extrem dünnes Spezialglas mit einem Biegeradius von 5 Millimetern zu entwickeln. Das neue Material eignet sich jedoch noch nicht für den Serieneinsatz in Smartphones, da es zu leicht bricht, wenn das Gerät zu Boden fällt.
200.000 Faltvorgänge ohne SchädenCorning kombiniert bei dem flexiblen Glas die Eigenentwicklungen "Willow Glass", ein extrem dünnes Borosilikatglas, und "Gorilla Glass", das heutzutage die meisten Smartphone-Displays schützt. Das neue Material ist mit 75 Mikrometern (0,075 Millimetern) hauchdünn und soll 200.000 Faltvorgänge unbeschadet überstehen. Die Struktur des Glases sei quasi selbstheilend, erklärt Professor John Mauro von der Penn State University, der 18 Jahre für Corning tätig war.
Flexibel, aber noch nicht sturzfestDer Glashersteller muss aber noch ein entscheidendes Problem lösen, bevor das Material serienreif ist. Faltbare Smartphone-Displays müssen einerseits Stürze unbeschadet überstehen und andererseits einen extrem geringen Biegeradius aufweisen. "Bislang können wir entweder das eine oder das andere bieten", sagt John Bayne, Senior Vice President und General Manager von Corning. Um das flexible Glas serienreif zu machen, müsse man diese beiden Eigenschaften erfolgreich kombinieren, daran arbeite man zur Zeit sehr intensiv.
Serienreif erst in ein paar JahrenBayne rechnet damit, dass faltbare Displays aus Glas in ein paar Jahren zum Einsatz kommen werden. Mauro hingegen ist etwas optimistischer, was den Zeitrahmen angeht. In jedem Fall aber bliebe Apple voraussichtlich hinreichend Zeit, um auf der Grundlage des neuen Materials ein faltbares iPhone zu entwickeln - falls man das in Cupertino überhaupt für notwendig erachtet. Bislang hält sich der kalifornische Hersteller bei diesem Thema sehr bedeckt und setzt zumindest vorläufig weiterhin auf klassisches Design mit Gorilla Glass und Saphirglas.