Kommt Apples Foto-Scan nach illegalen Inhalten zurück? Anbieter könnten bald gesetzlich dazu gezwungen sein
Im August 2021 handelte sich Apple viel negative Presse ein, als nämlich Pläne bekannt wurden, nach illegalem Foto-Material zu scannen. Zwar ist es beim Upload auf Plattformen seit vielen Jahren üblich, Bilder automatisiert zu überprüfen, im Falle Apples sorgte aber gerade die Vorgehensweise für große Kritik. Apples Ansatz sah vor, den Scan vor dem iCloud-Upload lokal auf dem Gerät des Nutzers auszuführen und eben nicht serverseitig. Zwar ist aus datenschutzrechtlichen Aspekten lokale Auswertung normalerweise zu bevorzugen, in diesem Fall kam bei vielen aber die Botschaft an "Apple scannt meine lokal gespeicherten Daten". Nachdem sich viele Seiten gegen die Idee gewandt hatten, strich Apple die geplante Einführung einen Monat später wieder.
Pflicht, nach illegalem Material zu scannen?Allerdings könnten Anbieter bald gesetzlich
gezwungen werden, im Kampf gegen Kinderpornografie aktiv zu unterstützen und übertragene Inhalte zu überprüfen. Sämtliche Bildinhalte auf der iCloud, Google Drive oder anderen Hosting-Plattform zu überprüfen, wäre damit nicht nur eine freiwillige Leistung der Anbieter, sondern ausdrücklich Pflicht. Konkret geht es aber auch um Messaging-Dienste mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, da diese momentan in entsprechenden Kreisen als sicherer Hafen gelten.
Cybersicherheit-Experten warnen vehementFür Diskussionen dürfte vor allem letztgenannter Punkt sein, denn das Konzept der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung basiert darauf, nicht in der Mitte Kommunikation abfangen und auswerten zu können. Es müsste also eine Aufweichung geben, beispielsweise die seit vielen Jahren von Ermittlern geforderten Hintertüren, oder eben eine lokale Analyse im Augenblick vor dem Abschicken. Experten für Cybersicherheit zeigen sich daher besorgt, ob durch eine solche gesetzliche Neuregelung nicht erheblich mehr Schaden erzeugt als verhindert wird. Es sollte schlicht keine Debatte um Dinge geben, die technisch unmöglich sind, so Ella Jakubowska von European Digital Rights (EDRi). Sobald es bewusst eingebaute Schwachstellen gebe, sei Tür und Tor geöffnet, diese auszunutzen und beispielsweise in totalitären Staaten gezielt Journalisten oder Oppositionelle zu verfolgen.
Seit einigen Monaten Gespräche mit den Tech-GrößenNachdem derlei Vorstöße bislang meist aus den USA oder auch Großbritannien gekommen waren, ist es diesmal die Europäische Kommission, welche sich erneut an das Thema wagen will. Dies geschieht unter Verweis auf die Tatsache, dass Europa ein Zentrum für den Umschlag des illegalen Bildmaterials wurde – angeblich liegen 62 Prozent der weltweit verbreiteten kinderpornografischen Darstellungen auf Servern innerhalb der EU. Gespräche mit den Tech-Größen laufen bereits seit geraumer Weile. Bisherige Unterredungen ergaben, dass Unternehmen explizit nach illegalen Inhalten scannen
dürfen, allerdings bleibt nun abzuwarten, wie drastisch die anvisierte Verschärfung ausfällt und wie weitreichend Freiwilligkeit zur Pflicht wird.