NACHTRAG 07/2024: Die Internet-Präsenz von Luma Labs ist nicht mehr unter der genannten Adresse erreichbar und die Firma möglicherweise "Out of Business".
Adapterplatten oder Kupplungen zur Kamera-Befestigung auf Stativen gibt es wie Sand am Meer. Die allermeisten funktionieren nach einem Prinzip, dass der Schweizer Hersteller Arca-Swiss eingeführt hat. Eine Platte aus Metall ist dabei mit zwei V-förmigen Vertiefungen, manchmal auch Schwalbenschwanz genannt, versehen. Diese Platte wird an der Unterseite der Kamera oder des Objektivsockels angeschraubt und in eine dafür passende Klemmvorrichtung am Stativ eingesetzt und fixiert. Ähnlich wie Tesa oder Kleenex wird der Begriff "Arca-Mount" oft synonym für dieses Befestigungssystem verwendet, auch wenn es nicht vom Erfinder stammt.
Die dafür nötige Adapterplatte zur Montage an Kamera oder Objektiv ist praktisch, weil die Befestigung am Stativ und auch das Abnehmen damit ohne viel Gefummel möglich ist. Diese Platten haben aber auch den Nachteil, dass sie als Fremdkörper an Kamera/Objektiv das Handling etwas einschränken können.
Ohne jetzt alle möglichen Arca Adapter-Varianten und -Größen aufzählen zu wollen, ist der Kern der Aussage: sie werden geliebt und gehasst zugleich. Es gibt allerdings auch Arca-Mount-Adapter, die sich besonders elegant in das System integrieren. Zwei davon möchte ich Ihnen hier kurz vorstellen.
1. An die Kameraform angepasste AdapterEinige Zubehör-Hersteller bieten Arca-Adapter (auch Quick Release Plates genannt) an, die in unterschiedlichen Formen an die Gehäuse der beliebtesten Kameramodelle angepasst sind. Dazu gehören beispielsweise Adapter von
Mengs,
Smallrig oder
Really Right Stuff. Diese reichen von flachen Platten, die unter die Kamera geschraubt werden, über L-Mounts, die auch seitlich Haltevorrichtungen bieten, bis hin zu "Cages" (Käfigen), welche die Kamera quasi komplett einrahmen und Haltepunkte für weitere Zubehöre wie Leuchten bieten.
Ich selbst habe schon seit einigen Kamera-Generationen L-Adapter von Mengs bzw. früher auch RRS im Einsatz. Zuletzt eine passend für die Canon EOS R6/R6 II.
Zu den Vorteilen dieser Lösung gehören, dass sich das Konstrukt fast nahtlos an das Kamaragehäuse schmiegt. Bei kleineren DSLMs, wie beispielsweise Olympus, sorgt so eine Platte außerdem für ein etwas verbessertes Handling durch leicht vergrößerte Griffhöhe. Der kleine Finger findet besser Halt. Auch die Stabilität und Flexibilität solcher Adapter ist in der Regel sehr hoch. Im Gegensatz zu zwar kleineren, aber nicht den ganzen Kameraboden bedeckenden Adapterplatten werden diese Lösungen auch weniger als Fremdkörper am Gehäuse wahrgenommen.
Olympus E-M1 mit RRS BOEM1 Adapterplatte
Doch es gibt leider auch einige Nachteile. Zunächst erhöht so eine Platte das Gewicht. Im Falle des Mengs-Adapters um ca. 100 g – plus/minus ein paar Gramm, je nachdem, ob der seitliche L-Adapter mit montiert ist, oder nicht. Außerdem wird der Zugang zum Batteriefach zwar nicht versperrt, aber die Klappe zum Batteriefach lässt sich (zumindest bei der R6) nicht mehr so einfach öffnen. Da sind Fingernägel gefragt. Durch die zusätzliche Höhe passt die Kamera weniger gut in knapp geschnittene Kamerataschen.
Für Foto- und Videografen, die maximale Stabilität und Flexibilität benötigen und sich am Zusatzgweicht und der Größe nicht stören, sind solche für die Kamera maßgeschneiderten Lösungen top. Aber bedenken Sie auch, dass so ein Maßanzug beim Wechsel der Kamera mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr passt und für die neue Kamera wieder ein neuer Adapter gekauft werden muss. Bei brandneuen Kameramodellen dauert es zudem oft Monate, bis die Zubehör-Anbieter dafür angepasste Adapter im Handel haben.
2. LumaLabs: Der wohl kleinste und leichteste Arca-kompatible Adapter für hohe AnsprücheAuf diese Lösung bin ich schon letztes Jahr durch Zufall gestoßen. Der US-Hersteller
LumaLabs hat Adapter im Angebot, die vor allem ein Ziel haben: so klein und leicht wie möglich!
Die meisten Adapterplatten bestehen aus Aluminium. Das Material ist relativ leicht und stabil … aber nicht stabil genug, um mit besonders wenig Material auch schwerere Kamera/Objektiv-Kombinationen sicher zu halten. Darum hat sich LumaLabs auf Adapter aus Titan spezialisiert.
Drei Modelle hat LumaLabs derzeit im Angebot. Eines für kompakte Kameras, eines für Kameras im Vollformat-Stil und eines für Objektivsockel. Im Vergleich zu den meisten Alu-Platten nutzt die LumaLabs-Lösung nur das halbe V-Profil. Dadurch ist die Ti-Lösung von LumaLabs nur etwa halb so hoch, wie der Großteil aller herkömmlichen Adapter. Dank des hochfesten Titans ist es dadurch aber nicht so instabil, wie vergleichbare Adapter aus Alu, die nur für leichteres Equipment ausgelegt sind.
Und noch ein Vorteil: Titan ist wie Aluminium sehr leicht. Da LumaLabs alles unnötige (nicht tragende) Material der Platte entfernt, sind die Adapter super leicht. Im Falle der von mir erworbenen "OFFSET MID TI PLATE" sind gerade mal 13 g an Zusatzgewicht mitzutragen. Dazu trägt die LumaLabs-Platte nur halb so dick auf, wie herkömmliche Platten mit ähnlicher Stabilität. Und die rund 100 g Gewichtseinsparung gegenüber der voll bestückten Mengs L-Platte sind auch an der R6 II mit großem Objektiv spürbar. Bei kleineren/leichteren Objektiven umso mehr.
Weiterer Vorteil: Die Ti-Plate passt auch an Kameras mit geändertem Gehäuse, was beim Umstieg auf ein neues Modell im Gegensatz zur oben genannten Lösung wieder Geld spart und den Preis relativiert. Ähnliche Lösungen aus Titan habe ich übrigens bisher nicht gefunden. Zumindest keine derart kompakten und leichten.
Zugegeben, die LumaLabs Mid Plate ist mit umgerechnet rund 86 Euro plus etwa 15 Euro Versand und weiteren 22 Euro Zollgebühren kein billiger Spaß. Wer sich zum Kauf entschließt, muss außerdem etwas Geduld aufbringen. Der Hersteller sammelt Bestellungen und fertigt nur einmal im Monat. Die bei mir fast zweiwöchige Versandphase mit eingerechnet, kann es nach der Bestellung im schlechtesten Fall bis zu zwei Monate dauern, bis die Ware ankommt. Immerhin kann bequem mit Apple Pay bezahlt werden. Und das Ergebnis überzeugt.
FazitWie so oft ist auch im Falle von Arca-Adapterlösungen vieles vom individuellen Bedarf und Anspruch abhängig. Beide der hier beschriebenen Lösungen haben sich in meinem fotografischen Alltag bewährt. Am Ende habe ich mich aus rein praktischen Gründen für die Anschaffung der LumaLabs entschieden, um mal wieder etwas zu "entschlacken". Die Ti-Plate stört weniger in der Fototasche und der Gewichtsvorteil ist spürbar.