Frauenfeindlich? Apples gefeuerter Werbe-Manager verteidigt sich und kritisiert Cupertino
Nicht einmal 30 Tage währte die Karriere eines erfahrenen Werbe-Managers bei Apple, bevor das Unternehmen den Arbeitsvertrag schon wieder kündigte. Antonio Garcia Martinez sollte eigentlich die Werbe-Abteilung voranbringen, doch bevor er so richtig beginnen konnte, fiel ihm eines seiner Bücher auf die Füße. Das 2017 erschienene Werk "Chaos Monkeys: Inside the Silicon Valley Money Machine" trifft Martinez diverse
Aussagen über Frauen im Silicon Valley, die je nach Lesart entweder direkt frauenfeindlich, weit aus der Zeit gefallen – oder seiner Ansicht zufolge aus dem Kontext gerissen sind. Erstmals hat sich Garcia Martinez nun zu Wort
gemeldet und einige Antworten beigesteuert, die er im Rahmen seiner Verschwiegenheitserklärung geben darf.
Nur aus dem Kontext gerissen?Seinen Rauswurf bezeichnet er als Spontan-Entscheidung des Managements. Dass es eine Petition gegen seine Anstellung gab, habe er überhaupt erst aus den Medien erfahren. Die zitierten Aussagen aus seinem Buch müsse man im gesamten Kontext verstehen, wenn er zum Beispiel Witze über seine Freundin gemacht habe. Der Versuch, einen Lobgesang anzustimmen, wurde offensichtlich nicht als solcher verstanden. Interessanterweise wollte der Herausgeber des Buches die Passage, Frauen des Silicon Valley seien "weich und schwach, außerdem verwöhnt, naiv – und redeten nur Schwachsinn" ("soft and weak, cosseted and naive despite their claims of worldliness, and generally full of shit") sogar streichen. Dies allerdings nicht deswegen, weil es zu kontrovers und provokant sein könnte, sondern einfach nur, um das Buch etwas zu kürzen. Garcia Martinez bestand hingegen darauf, nichts daran zu ändern – rückwirkend gesehen hätte er sich aber anders ausgedrückt, wie er angibt.
Dr. Dre wird anders behandelt, sagt MartinezGenerell ist ihm anzumerken, dass er von Apples Entscheidung nicht viel hält. Beispielsweise wirft Garcia Martinez die Frage in den Raum, warum ein Dr. Dre bitte anders behandelt werde? Damit spielt er auf die drei Milliarden Dollar schwere Übernahme von Beats an – die Marke des bekannten Rappers. Wie sehr man Privatleben, Kultur und Politik an den Arbeitsplatz holen dürfe, sei durchaus diskussionswürdig. Für ihn selbst bedeute die Entwicklung nun, erst einmal die ganze Geschichte hinter sich zu lassen und sich auf Werbetechnologie zu konzentrieren. Zumindest in einer Hinsicht haben sich die öffentlichen Diskussionen für Garcia Martinez gelohnt, denn vier Jahre nach Veröffentlichung findet sein Buch nun wieder reißenden Absatz.
Angeblich wusste Apple bestens BescheidAuf Apple ist er indes nicht mehr gut zu sprechen. Dem Unternehmen sei bestens bekannt gewesen, dass er der Autor des Bestsellers "Chaos Monkeys" war. Während der Bewerbungsphase habe es sogar ausführliche Diskussionen gegeben, um die Unterschiede zwischen seinem Bestteller und seinem "Wahren Ich" zu thematisieren. Nach Abschluss der Gespräche verkaufte er sein Anwesen in Washington State, zog um, hängte die Autorentätigkeit an den Nagel, damit er sich komplett auf die Karriere bei Apple konzentrieren könne – nur um dann kurzerhand wieder vor die Tür gesetzt zu werden. Jederzeit würde er diese Erklärung unter Eid wiederholen.
An dieser Stelle sei allerdings anzumerken, dass "Chaos Monkeys" bereits direkt nach Aufkommen der Auseinandersetzung noch einmal gründlich von vielen Seiten durchleuchtet wurde – mit dem Fazit, dass man hier kaum von "Aus dem Kontext gerissen" sprechen könne. Stattdessen handle es sich um einen konsequent fortgeführten, roten Faden, welcher auch in zahlreichen anderen Aussagen des ehemaligen Facebook-Managers auftauche.