„Friendly Fraud“: Wie Facebook Kinder und deren Eltern bei In-App-Käufen betrügt
Facebook kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. Der jüngste diesbezügliche Bericht bezieht sich aber ausnahmsweise nicht auf Datenschutz-Verletzungen – vielmehr geht es um die fragwürdige Vorgehensweise des Unternehmens mit Fällen, in denen Kinder ohne die Erlaubnis ihrer Eltern Geld für In-App-Käufe ausgeben. Demzufolge fördert das soziale Netzwerk nicht nur den von Eltern unbemerkten Konsum, sondern stellt sich bei der anschließenden Aufforderung zur Rückerstattung des jeweiligen Betrags auch systematisch quer.
„Friendly Fraud“ hat bei Facebook MethodeFacebook soll Game-Entwickler der Online-Plattform dazu angehalten haben, Kinder und Jugendliche über In-App-Käufe zu verführen, etwa kostenpflichtige Schwerter für Spielcharaktere zu erwerben, so
RevealNews. Virtuelle Gegenstände seien laut firmeninternen Dokumenten bestens geeignet, um maximale Umsätze zu erzielen, da die Schwerter oder Rüstungen keine Kosten erzeugen.
Hürden wie Passworteingabe zur Authentifizierung bei Zahlungen – wie Apple es im App Store praktiziert – soll Facebook RevealNews zufolge bewusst vermeiden, um In-App-Käufe so leicht wie möglich zu gestalten und insbesondere Minderjährige zur Geldausgabe zu bewegen. Oft sei es Kindern gar nicht bewusst, dass reale Beträge für den Erhalt von virtuellen Gegenständen fällig werden.
Intern bezeichnet Facebook die unlautere Methode als „Friendly Fraud“ und gesteht mit der Terminologie praktisch ein, auf die Unwissenheit der Käufer zu setzen, so die Meldung. Zudem seien sich Erziehungsberichtigte fast nie darüber im Klaren, dass ihre Kinder über das soziale Netzwerk einkaufen können, ohne dass vor der Zahlung eine ausreichende Authentifizierung – wie beispielsweise ein Pincode – verlangt wird.
Die Zahlung läuft über die bei Facebook hinterlegten Kreditkartendaten der Eltern – auch wenn sie zunächst gar nichts von dem Kauf mitbekommen und den Kindern gar nicht bewusst ist, dass sie echtes Geld ausgeben und die Eltern dafür zur Kasse gebeten werden. Erst bei der monatlichen Kreditkartenrechnung fällt der Online-Kaufrausch des Nachwuchses auf. Ein 15jähriger soll so zum Beispiel innerhalb von zwei Wochen über 6.500 US-Dollar an Kosten verursacht haben.
Facebook lehnt Rückerstattung der In-App-Käufe abWenn Eltern eine Rückerstattung des erhobenen Kreditkartenbetrags fordern, sind Facebook-Mitarbeiter laut des Berichts dazu angehalten, grundsätzlich abzulehnen und weitere Schritte der Gegenseite abzuwarten. Das Unternehmen soll sogar ein Programm entwickelt haben, das automatisch entsprechende Anfragen zur Geldrückerstattung zurückweist – ohne den jeweiligen Fall im Detail überhaupt zu prüfen. Ob die Software schon verwendet wird, ist nicht bekannt. Facebook soll den Einsatz davon abhängig machen, wie viele der Rückerstattung-Konflikte zugunsten des Unternehmens ausgehen.