Fünf Gründe für den Abschied von Intel – und einige dagegen
Fünf Gründe
sprechen laut einem kürzlich erschienenen Meinungsartikel dafür, sich von Prozessor-Lieferant Intel zu trennen. Bisher setzt Apple bei der kompletten Mac-Reihe auf die Chips aus Santa Clara. Wir haben uns die Argumentation angesehen und einige Anmerkungen gemacht.
Grund 1: Apples A-Prozessoren sind (bald) schneller als Intel CoreEs ist kein Geheimnis mehr, dass der iPhone-Produzent hinter verschlossenen Türen an einer Implementation der eigenen Prozessoren für die Mac-Reihe arbeitet. Seit Jahren entwickelt das Apple-Team die Eigengewächse weiter und hat sich damit an die Performance-Spitze der Smartphones gesetzt. Ed Hardy von
Cult of Mac legt dar, dass die Leistung der iPads bereits fast das Niveau von MacBooks mit Intel-Ausstattung erreicht habe und demnächst in Sachen Prozessor-Performance schlagen werde.
Mithilfe dieses Diagramms soll bewiesen werden, dass die iPads noch innerhalb der nächsten Jahre MacBooks mit Intel-Prozessoren leistungstechnisch übertreffen. Zu Grund 1: Intel-Prozessoren zu schwach dargestelltSchon auf den ersten Blick scheint der Wert für das schnelleste MacBook nicht zu stimmen: Es erhält bei Geekbench 4 durchgehend über 26.000 Punkte. In Hardys Diagramm stehen deutlich unter 25.000. Das MacBook besitzt auch im Gegensatz zum iPad nicht den neuesten Prozessor des Herstellers, sondern ein Intel-Herz der achten Generation, aktuell ist die neunte. Wenn alle Macs mit A-Chips ausgestattet werden sollen, sind auch die Zahlen der Desktop-Modelle interessant: Der iMac erreicht 38134 Multicore-Punkte, der iMac-Pro mit zwei Jahre alten XEON-Chips fast 56.000. Das sind dreimal so viele wie das iPad. Auch die Prognose ist fraglich, schließlich hat Intel den Umstieg auf den 7-nm-Prozess noch vor sich.
Grund 2: Keine Engpässe mehrApple sei bei weitem nicht Intels größter Kunde. Daher stehe Tim Cook nicht in vorderster Reihe, wenn es um die Zuteilung ging. Das soll der CEO im letzten Quartal gemerkt haben und dadurch nach eigenen Angaben auf 5 Prozent Mac-Umsatz verzichten. Und Cook glaubt, ohne die Lieferengpässe hätte Apple sogar mehr Macs als im Vergleichsquartal 2018 verkauft. Von 263 Millionen Dollar entgangenem Umsatz war die Rede. Bei der A-Serie sähe die Situation anders aus: Apple sei TSMCs größter Kunde und die Taiwansesen lieferten immer pünktlich und ausreichender Menge.
Zu Grund 2: Apples Position gegenüber Intel ist starkSicher profitiert der iPhone-Hersteller von seiner Position gegenüber dem vergleichsweise kleinen Fertigungsunternehmen. Intel produziert noch für viele andere Hersteller und daher sind die Spezifikationen zudem nicht genau an die Mac-Hardware angepasst, wie das bei eigenen Chip-Designs der Fall wäre. Auf der anderen Seite ist Apples Einfluss auch nicht so gering, wie der Autor weismachen möchte. Der Anteil am Intel-Umsatz soll so groß sein, dass der Chip-Hersteller ohne den iPhone-Produzent keinen Gewinn mehr schreiben würde. So liegen die Engpässe wohl eher an Intels Unfähigkeit, dem Markt genügend Chips zur Verfügung zu stellen.
Grund 3: Sinkende PreiseApples Verhandlungsposition gegenüber TSMC führe zusätzlich zu niedrigeren Preisen. Bei Intel erhalte Apple aufgrund der „niedrigen“ Abnahmemenge vermutlich nicht die besten Stückpreise, vermutet Hardy.
Zu Grund 3: Mengenvorteile sprechen zusätzlich für ARMEs stimmt, dass Apple mit TSMC wohl besser verhandeln kann als mit Intel. Zusätzlich könnten die Fertigungskosten pro Einheit auch durch die Mengenvorteile sinken. Wenn Apple also bei TSMC neben den Prozessoren für die iOS-Geräte auch welche für macOS-Computer bestellt, könnten die Einzelpreise entsprechend sinken. Ob der Konsument am Ende etwas von den Kosteneinsparungen hätte, sei einmal dahin gestellt.
Grund 4: Bessere Akkulaufzeit für MacBooksHardy legt dar, dass das 12,9" iPad Pro bei ähnlicher Performance eine viel höhere Akkulaufzeit im Vergleich zum 13" MacBook Pro aufweist: 13 Stunden zu 9 Stunden. Das liege hauptsächlich am Prozessor, der 7-nm-Chip Apples erreiche eine viel bessere Energieeffizienz als Intel 14-nm-Produkt. Zudem brauche man eventuell keinen Lüfter oder müsse diesen seltener einsetzen – und spare damit wieder Strom.
Zu Grund 4: Vorsprung steht – jedoch für wie lange? Eigentlich liegt hier das Kernargument des Artikels: Der Miniaturisierungsvorsprung Apples gegenüber Intel. Doch ob dieser noch lange anhält, kann man bezweifeln, da Intel mit Hochdruck und schon lange an der Produktion im 10-nm- und im 7-nm-Bereich arbeitet. Fakt ist: Beim derzeitigen Stand geht die Medaille für hohe Energieeffizienz definitiv an den Konzern aus Cupertino.
Grund 5: Kompatibilität zwischen iPhone/iPad und MacsProjekt Marzipan deutet es auch denjenigen an, die es lange nicht gesehen haben: macOS und iOS steuern aufeinander zu. Der Vorteil liegt auf der Hand: Unzählige günstige, praktische und moderne Apps aus dem iOS-Universum finden ihren Weg auf den Mac. Für Entwickler wäre es weiterhin viel einfacher und interessanter, auf die Plattform zu kommen. Bisher bedienen sie mit ihren Apps Millionen iPhone-Nutzer, ohne einen hohen Mehraufwand könnten Millionen Mac-Anwender hinzu kommen.
Zu Grund 5: Windows-Kompatibilität erschwert oder unmöglichDas Gegenargument hat nur ein Wort: Windows. Während viele Mac-Anwender nicht unbedingt iOS-Apps auf ihren Computern brauchen, verwenden andere jedoch täglich das Betriebssystem aus Redmond. Schon immer waren viele Nutzer an Windows gebunden und ließen es mithilfe von Emulatoren und als eigenständige System-Partition auf ihren Rechnern mit dem angebissenen Apfel laufen. Zahlreiche professionelle Programme gab es nie auf dem Mac oder sie wurden wieder eingestellt und sind nur noch für Windows erhältlich. Mit einem Wechsel auf die ARM-Architektur wäre es extrem erschwert, sie noch auf macOS-Rechnern auszuführen. Ältere Windows-Programme (32-Bit) kämen auf Macs gar nicht mehr zum Einsatz.