Gedrosselte Netflix-Verbindung wegen Corona? (Aktualisierung: Drosselung erfolgt)
Home Office, verstärkte Hausaufenthalte und sogar Ausgangssperren in manchen Ländern sorgen angesichts der Corona-Pandemie aktuell dafür, dass die Internetnutzung in Privathaushalten auch tagsüber vergleichsweise hoch ist. Insbesondere Video-Streamingdienste verursachendaher einen stetig steigenden Datenverbrauch. Je nach Nutzungsintensität kann das zu Engpässen bei den Leistungsreserven der Provider-Netze führen.
Die Europäische Union hat sich daher mit einer Bitte an Netflix, YouTube und andere Streaminganbieter gewandt: Die Unternehmen sollen erwägen, die Streamingqualität vorübergehend herunterzufahren. Konkret wird empfohlen, auf die Ausstrahlung von HD-Inhalten zu verzichten und Filme respektive Serien fortan nur noch in Standardqualität bereitzustellen, so Financial Times.
„Reibungslose Funktionsweise des Internets gewährleisten“Thierry Breton hat sich als EU-Beauftragter für Digital-Richtlinien bezüglich des erhöhten Internet-Datenaufkommens geäußert: „Streamingplattformen und Telekommunikationsunternehmen haben eine gemeinsame Verantwortung, um mit mit den jeweils nötigen Schritten die reibungslose Funktionsweise des Internets zu gewährleisten.“ Die Netz-Neutralität des EU-Rechts verhindert zwar die gezielte Drosselungen einzelner Streamingdienstleistern, doch mehrere Provider haben bereits entsprechende Schutzmaßnahmen angesichts der Corona-Krise erörtert.
Netflix reagierte bereits auf Bretons Kommentar. Der EU-Beauftragte weise zurecht auf die große Bedeutung eines problemlos funktionierenden Internets hin, so ein Sprecher des Unternehmens. „Wir konzentrieren uns schon seit Jahren auf Netzwerk-Effizienz und stellen den Providern unseren diesbezüglichen Open Connect Service kostenfrei zur Verfügung.“ Die adaptive Streaming-Technologie orientiere sich ohnehin an der jeweiligen Internetverbindung des Nutzers und reduziere die Abspielqualität bei Bedarf.
Corona als Belastungsprobe für das InternetDer Financial Times
zufolge mehren sich die Sorgen über die Belastbarkeit der europäischen Internet- und Mobilfunknetze von Privatnutzern. Während die Verbindungen normalerweise in den Abendstunden am meisten beansprucht werden (und auch dafür ausgelegt sind), steigt die Nutzung angesichts von Corona-bedingten Maßnahmen wie Home Office inzwischen auch während des Tages stetig an.
Videotelefonie, Online-Schulstunden und Videostreaming sind nur einige der Bandbreitenfresser. Italien etwa erlebte am Wochenende einen Anstieg des Internet-Traffics von Privathaushalten um 75 Prozent. In Großbritannien sorgte die erhöhte Zahl an Sprachanrufen für einen vorübergehenden Zusammenbruch mancher Mobilfunknetze. Die Europäische Union fordert daher jeden einzelnen Nutzer dazu auf, den eigenen Datenverbrauch im Blick zu behalten.
Aktualisierung: Netflix reagiertNetflix hat reagiert. Das Unternehmen gab bekannt, dass die Datenrate in Europa um 25 Prozent reduzieren werde. Dies bedeute aber natürlich nicht, keine HD-Inhalte mehr bereitzustellen.