Gefahr für Kennwörter im Schlüsselbund
Fast neun Monate ist es her, dass Apple von Sicherheitsforschern mehrerer Universitäten auf ein ernsthaftes Sicherheitsproblem in iOS und OS X hingewiesen wurde. Einer App kann es demnach gelingen, die
Sandbox von iOS und OS X zu durchbrechen und die von anderen Apps gespeicherten Kennwörter auszulesen. Dies betrifft auch Kennwörter und Zugangsdaten, die über einen Browser im Schlüsselbund abgelegt werden.
So war es den Forschern gelungen, über ihre App die in Chrome gespeicherten Formularfelder zu einer Bank-Webseite auszulesen. Grundsätzlich sind aber auch alle anderen Apps wie 1Password, Mail, Evernote, Facebook und Dropbox betroffen. Google hat bereits Konsequenzen gezogen und in Chrome die Speicherung von Daten und Kennwörtern im Schlüsselbund deaktiviert.
Apple selbst bat zwar um Verschwiegenheit, verzichtete aber bislang auf eine entsprechende Sicherheitsaktualisierung. Im Februar bat Apple lediglich um eine Kopie des Forschungsberichts, der veröffentlicht werden sollte.
Bemerkenswert ist der Angriff, weil die App der Forscher den regulären Prüfprozess für den App Store erfolgreich durchlief. Apple ist möglicherweise also nicht in der Lage, der Angriff zu erkennen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Forscher auch grundsätzliche Schwachstellen in der Kommunikation zwischen Apps aufgedeckt haben, wodurch auch App-Daten unsicher sind. Von den 200 iOS- und 1.612 Mac-Apps waren den Forschern zufolge 88,6 Prozent über "cross-app resource access" (XARA) dank Cloud-Zugangsdaten und Scheme-Hijackung verwundbar. So ließen sich durch die eingeschleuste App beispielsweise synchronisierte Fotos von WeChat entwenden und bei Evernote ablegen.
Momentan ist nicht bekannt, wie sich Nutzer gegen einen solchen Angriff schützen können. Die strikte Beschränkung auf vertrauenswürdige Apps bekannter Hersteller - egal ob im App Store oder außerhalb - minimiert aber zumindest die Angriffsfläche. Genau diese Empfehlung hält auch Apple seit drei Jahren parat, nämlich in Form der Sicherheitsfunktion Gatekeeper.
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