Geleakter Bericht: Facebook weiß nicht, was mit Milliarden von Nutzerdaten passiert
Der Datenschatz, welchen Facebook seit der Gründung im Jahr 2004 angehäuft hat, dürfte schier unermesslich sein. Die Größe der Sammlung, die private Daten von Milliarden von Menschen und vielfältige Informationen über deren Aktivitäten enthält, ist zwar nicht bekannt, entzieht sich aber vermutlich jeglicher Vorstellungskraft der Nutzer des Sozialen Netzwerks. Das Unternehmen verdient zwar bekanntlich sein Geld vornehmlich mit dem Verkauf dieser Daten und deren Verwendung zu Werbezwecken - hat aber selbst offenbar mittlerweile den Überblick verloren.
Interner Bericht offenbart gravierende DefiziteEin interner
Bericht, den Mitarbeiter des Unternehmens im vergangenen Jahr für die Konzernleitung erstellten, offenbart gravierende Defizite beim Umgang mit den gesammelten Nutzerdaten. Auslöser für die hausinterne Untersuchung waren unter anderem neue Datenschutzgesetze in verschiedenen Ländern, beispielsweise Indien und Südafrika. Facebook sei nicht in der Lage, den Behörden dieser und anderer Staaten mitzuteilen, wie die privaten Informationen verwendet würden, heißt es in dem jetzt geleakten Dokument. Auch könne man keine Auskünfte darüber geben, welche Daten für welche Zwecke genutzt würden – und für welche nicht. Exakt das forderten allerdings die Regulierer und Datenschützer. Facebook laufe daher Gefahr, hinsichtlich der gesetzlich auferlegten Informationspflichten Fehler zu begehen und unrichtige Angaben zu machen.
Ex-Mitarbeiter: Datenhaltung ist eine "complete shitshow"Als Ursache für diesen Zustand haben die Autoren des Berichts die Art und Weise der Datenhaltung ausgemacht. Facebook sammle Informationen nicht nur selbst, sondern greife auch auf unzählige externe Quellen zurück. Damit sind vermutlich unter anderem Apps und Webseiten gemeint, welche APIs und SDKs der Meta-Tochter einsetzen. Die Daten würden dann zusammengeführt, ohne dass sich anschließend noch nachvollziehen lasse, woher sie stammten. Man wisse nicht einmal, auf welchen Servern die Informationen jeweils gespeichert seien. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, der anonym bleiben will, bezeichnete die Situation gegenüber
Motherboard wörtlich als "complete shitshow".
Facebook arbeitet an verbesserter InfrastrukturDie Autoren des Berichts schlagen eine Reihe von Maßnahmen vor, mit denen Facebook die Situation in den Griff bekommen könnte. Unter anderem müssten die Daten nach Quellen klassifiziert und entsprechend gespeichert werden, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Zwei Facebook-Mitarbeiter sagten im Gespräch mit Motherboard, das Unternehmen baue derzeit eine verbesserte Infrastruktur auf, um den Datenschutzgesetzen diverser Länder Genüge tun zu können. Sie räumten allerdings ein, dass Facebook derzeit nicht die "technische Kontrolle" über jede einzelne gespeicherte Information habe.