Glücksspiel- und Porno-Apps mit Apples Enterprise-Zertifikaten verteilt
Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass Facebook eine Schnüffel-App an Kunden verteilte, die weitreichende Informationen über die Nutzer sammelte und
an Facebook zurücksendete. Im Gegenzug erhielten die Kunden 20 Dollar pro Monat. Eine solche App hätte natürlich nie den Begutachtungsprozess im App Store bestanden – daher entschied sich Facebook für die Verteilung über Apples Unternehmensprogramm. Hier erhalten Unternehmen sogenannte Enterprise-Zertifikate, mit denen Apps direkt auf iOS-Geräte von Mitarbeitern installiert werden können, ohne dass der normale App-Store-Prüfungsprozess durchlaufen wird. Das Programm soll es Unternehmen ermöglichen, spezielle, nur für interne Aufgaben gedachte Apps auf Mitarbeitergeräten zu installieren – und nicht wie bei Facebook geschehen den Begutachtungsprozess auszuhebeln.
Kurze Zeit später wurde bekannt, dass
Google eine sehr ähnliche App über Enterprise-Zertifikate auf iOS-Geräten von Kunden installiert. Apple entzog Facebook wie auch Google daraufhin kurzerhand das Enterprise-Zertifikat und legte damit auch eine Menge von legitimen, unternehmensinternen Apps auf Mitarbeitergeräten lahm. Mittlerweile einigte sich Apple mit Facebook und Google und stellte neue Zertifikate aus – die beiden Unternehmen bieten die Schnüffel-Apps nun nicht mehr für iOS-Geräte an.
Problem nicht nur auf Google und Facebook beschränkt – keine nennenswerte KontrolleEiner Recherche von
TechCrunch.com nach ist das Problem mit Apples Enterprise-Zertifikaten allerdings viel weitreichender. Bereits beim Ausstellen von Enterprise-Zertifikaten und der Anmeldung eines Unternehmenskontos finden kaum nennenswerte Kontrollen durch Apple statt: Die Angabe einer
D-U-N-S-Nummer und die Zahlung von 299 Dollar reichen aus, um den Entwicklerzugang freizuschalten – ab und an ruft Apple bei Neuregistrierungen an, um sich versichern zu lassen, dass die Enterprise-Zertifikate nur für den internen Gebrauch verwendet werden.
Porno- und Glücksspiel-AppsTechCrunch konnte ohne lange Suche 12 Apps mit pornografischen Inhalten wie auch 12 Glücksspiel-Apps, in denen um echtes Geld gespielt wird, ausmachen und mit Hilfe von Enterprise-Zertifikaten installieren. Solche Apps verstoßen gegen die App-Store-Richtlinien, weswegen diese nicht auf regulärem Weg angeboten werden. Aber auch Enterprise-Zertifikate sind nicht für die Distribution solcher Apps an Nutzer gedacht.
Wenig Initiative von AppleNachdem der Missbrauch der Enterprise-Zertifikate von Facebook und Google aufgeflogen war, deaktivierte Apple anscheinend auch manche weitere Enterprise-Zertifikate von Entwicklerkonten, die gegen die Richtlinien verstoßen – trotzdem befinden sich noch mannigfaltig Apps mit validen Zertifikaten in Umlauf, die klar gegen die Richtlinien verstoßen.
Auf Nachfrage äußerte sich Apple, dass Entwickler, welche gegen die Richtlinien des Enterprise-Programms verstoßen, das Zertifikat entzogen oder gar der Entwicklerzugang stillgelegt wird. Leider nennt Apple nicht, wie der Konzern zukünftig die Registrierung besser kontrollieren und bereits bestehende Enterprise-Accounts validieren will:
Developers that abuse our enterprise certificates are in violation of the Apple Developer Enterprise Program Agreement and will have their certificates terminated, and if appropriate, they will be removed from our Developer Program completely. We are continuously evaluating the cases of misuse and are prepared to take immediate action.