Gmail: Viele Drittanbieter haben Zugriff auf private Nutzer-Mails
Google hat vor über einem Jahr laut eigenen Angaben zwar damit aufgehört, E-Mail-Inhalte von Gmail-Anwendern für die Erstellung personalisierter Werbeanzeigen zu durchforsten – doch diverse Drittanbieter können dies offenbar weiterhin tun. Dem Wall Street Journal zufolge erlaubt es Google zahlreichen App-Entwicklern, auf den Posteingang von Millionen Gmail-Nutzern zuzugreifen. Die Voraussetzung für den Zugriff ist, dass sich Anwender zuvor für bestimmte E-Mail-Dienste wie Preisvergleiche, Reiseplaner oder ähnliches angemeldet haben.
Nicht nur automatische Scans, auch Mail-Zugriff von MitarbeiternDiverse Drittentwickler, die Google als vertrauenswürdig einstuft und denen Nutzer die Verknüpfung von Diensten mit ihrem Gmail-Konto erlaubt haben, scannen Mail-Inhalte nicht nur automatisiert nach Inhalten. In manchen Fällen können darüber hinaus auch einzelne Mitarbeiter besagter Drittanbieter den Gmail-Posteingang vieler Nutzer einsehen. Während der automatisierte Scan meist mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen des jeweiligen Services übereinstimmt, wird es spätestens beim Zugriff einzelner Mitarbeiter aus datenschutzrechtlichen Gründen bedenklich.
Das E-Mail-Marketingunternehmen Return Path wertete dem Bericht zufolge den Posteingang von zwei Millionen Anwendern aus. 8.000 der E-Mails sollen von Angestellten des Unternehmens persönlich gelesen worden sein. Auch andere Firmen können ähnlich über Nutzer-Mails verfügen.
Das Wall Street Journal
beruft sich auf Aussagen von 25 derzeitigen und ehemaligen Mitarbeitern von App-Entwicklern sowie Datenunternehmen, die mit Googles Einverständnis Gmail-Posteingänge für Marketingzwecke auswerten. Google selbst gab gegenüber der Zeitung zu Protokoll, „in ganz bestimmten Fällen“ ebenfalls Nutzer-Mails zu lesen, um zum Beispiel Fehler aufspüren oder Missbrauch erkennen zu können. Dazu werde aber vorab immer die Erlaubnis des Betroffenen eingeholt.