Google Maps Timeline: Wie die Polizei den Standortspeicher als Schleppnetz nutzt
Viele Smartphone-Besitzer mit Google-Account kennen das: Regelmäßig schickt ihnen der Suchmaschinen-Gigant die Google Maps Timeline. Darin sind alle Bewegungen eines Monats aufgeführt, alle besuchten Orte und sogar das benutzte Verkehrsmittel. Für diesen Datenschatz interessieren sich zunehmend auch die US-amerikanischen Sicherheitsbehörden.
Wer hielt sich am Tatort auf?Immer dann nämlich, wenn ein Verbrechen aufzuklären ist, möchte die Polizei naturgemäß so schnell wie möglich wissen, wer sich zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe aufhielt. Er könnte schließlich ein Zeuge sein, der Hinweise zum Geschehen geben kann, oder eben auch der oder einer der Täter. Wie die New York Times jetzt
berichtet, soll Google in jüngster Zeit deshalb immer häufiger Auskunft darüber erteilen, welche Personen sich zum fraglichen Zeitpunkt am Ort des Verbrechens oder in der unmittelbaren Umgebung aufhielten.
Wertvoller Datenschatz: Der Standortverlauf von Google.
Unternehmen müssen Daten herausgebenGoogle muss diesen Auskunftsersuchen der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden nachkommen, ebenso wie jedes andere Unternehmen. Im Unterschied zu beispielsweise Apple oder Microsoft verfügt der Suchmaschinen-Konzern allerdings mit dem Standortverlauf über einen riesigen Datenschatz mit detaillierten Informationen über seine Millionen von Nutzern. Auf diesen greift die Polizei der New York Times zufolge bereits seit 2016 zu.
Unschuldiger in UntersuchungshaftNicht jeder, der sich in der Nähe eines Tatort aufhielt, ist für die Ermittler automatisch ein Verdächtiger. Allerdings hat es bereits Fälle gegeben, in denen Unschuldige lediglich wegen des Standortverlaufs ins Visier der Fahnder gerieten. Im Bundesstaat Arizona etwa verbrachte ein Mann eine Woche in Untersuchungshaft, weil er sich den von Google an die Behörden übermittelten Daten zufolge am Ort eines Mordes aufgehalten hatte und aus seinem Auto heraus Schüsse abgegeben worden waren. Erst nach sieben Tagen stellte sich heraus, dass er unschuldig war: Das Fahrzeug war zum Tatzeitpunkt vom ehemaligen Lebenspartner seiner Mutter benutzt wurden, dieser wurde verhaftet.
Handyortung auch anders möglichDer Fall zeigt, dass die Nutzung der von Google gespeicherten Standortverläufe als eine Art "Schleppnetz" zum Auffinden von Zeugen und Tatverdächtigen durchaus Risiken für den Einzelnen bergen kann. Allerdings lässt sich diese Funktion vom Smartphone-Benutzer auch abschalten. Zudem sind die Strafverfolgungsbehörden nicht nur in den USA durchaus in der Lage, auf die Daten der Mobilfunk-Provider zurückgreifen - und tun dies auch in Deutschland regelmäßig, zuweilen sogar in
erheblichem Ausmaß.