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Google programmiert Browser für iOS – obwohl dieser gegen die App-Store-Regeln verstößt

Will man eine App auf dem iPhone oder iPad für Endbenutzer anbieten, führt der einzige Weg über den App Store und somit auch durch Apples Begutachtungsprozess. Hält eine App sich nicht an die von Apple festgelegten Regeln, kann eine App nicht über den App Store vertrieben werden. Eine der Regeln besagt, dass Programmierer keine eigenen Web-Browser-Engines implementieren dürfen, sondern auf Apples mitgeliefertes WebKit setzen müssen.


Wettbewerbshüter sehen diese Regeln kritisch, da diese einen Konkurrenzkampf von Browser-Herstellern einschränkt bzw. völlig unterbindet. Rein technisch betrachtet ist Apples Regel aber nicht unsinnvoll: Früher zeigten Browser nur einfache HTML-Seiten an – doch in den letzten 20 Jahren entwickelten sich Browser zu sehr komplexen Projekten, welche viele Sicherheitsprobleme nach sich ziehen können und für optimale Performance einige kritische Systemfeatures benötigen.

Google entwickelt Blink-Engine für iOS
Wie "TheRegister" im Fehler- und ToDo-Tracker des Chromium-Projekts entdeckt haben, entwickelt Google aktuell eine Portierung der Chrome-Engine "Blink" für iOS.

Entwickler diskutieren hier aktiv die Einschränkungen, welche die Portierung auf iOS mit sich bringen würde. Zum Beispiel müssen die Programmierer den Just-In-Time-Compiler für Javascript ausschalten, da eine iOS-Sicherheitsvorkehrung dies verbietet: App-Entwickler haben momentan keine Möglichkeit, Speicherseiten im Arbeitsspeicher als ausführbar zu markieren, so dass der Prozessor von einer App selbst erstellten Code ausführen kann. Diese Sicherheitsvorkehrung ist für normale Apps auch sehr sinnvoll und unterbindet viele mögliche Angriffsszenarien – doch verhindert es, dass ein Just-In-Time-Compiler Javascript-Code in nativen Prozessorcode übersetzt und anschließend ausführen kann.

Google: Nur Experiment, kein Produkt
Gegenüber "TheRegister" sagt Google, dass man kein fertiges Produkt entwickle, sondern es sich nur um ein Experiment handelt, um die Performance auf iOS besser einschätzen zu können. Diese Portierung ist nicht für Endbenutzer bestimmt und Google würde sich weiterhin an die Regeln des App Stores halten.

Wahrscheinlich für "den Fall der Fälle"
Da aber momentan diverse Wettbewerbshüter die App-Store-Regeln bezüglich alternativer Browser verbieten wollen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Google für genau diesen Fall wappnet. Der Suchmaschinenkonzern will, sobald die Regel fällt, schnellstmöglich einen fertigen Chrome-Browser für iPhone und iPad anbieten, um sich so Marktanteile zu sichern. Zumindest in der EU wird Apple durch den Digital Markets Act sowie Digital Services Act künftig dazu gezwungen, alternative Browser-Engines im App Store zu erlauben.

Kommentare

morpheus
morpheus06.02.23 09:08
„Umsinnvoll“?
Auch „unsinnvol“ ist etwas umständlich 😉l
Coffee is always the solution
+1
Plüschprum06.02.23 09:21
Ich glaube, es besteht bei den meisten Apple-Nutzern kein Bedarf an alternativen Browsern. Vor allem, wenn es sich um eingebaute Sicherheitsmerkmale handelt, die von Alternativen umgangen werden. Bis auf wenige „Nerds“ werden die meisten Anwender alternative Shops ebenfalls nicht nutzen.
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massi
massi06.02.23 09:25
Ich nutze auf dem iPhon Brave als Browser und soweit ich weiss nutzt der die Chrome/Chromium Engine, wieso geht das dann?
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momirv06.02.23 09:30
massi
Ich nutze auf dem iPhon Brave als Browser und soweit ich weiss nutzt der die Chrome/Chromium Engine, wieso geht das dann?
Weil die iOS Version als Engine Webkit benutzt.
+8
Raziel106.02.23 12:35
massi
Ich nutze auf dem iPhon Brave als Browser und soweit ich weiss nutzt der die Chrome/Chromium Engine, wieso geht das dann?

Geht nicht. Es gibt nur Safari/Webkit als Unterbau den man verwenden kann. Darüber kann man nur sein eigenes Interface implementieren. Egal ob Firefox, Chrome etc, es sind alles im Grunde Safaris mit anderen Aussehen und darüber gelegten Funktionen
+2
Mecki
Mecki06.02.23 14:11
Rein technisch betrachtet ist Apples Regel aber nicht unsinnvoll
Mal davon ab, dass es "unsinnvoll" nicht gibt, das Gegengenteil von sinnvoll ist sinnlos, ist der Grund hier ein ganz einfacher: Ein Browser kann beliebige Systemfunktionalität durch eine JavaScript-Brücke Webskripten verfügbar machen. Ich kann z.B. eine JavaScript Funktion in meinem Browser anbieten, die es erlaubt beliebige Dateien im System zu lesen und dann kann eine Webseite diese Funktion aufrufen und eben genau das tun. Grundsätzlich ist JavaScript in einem Sandkasten eingesperrt und hat keinerlei Zugriff auf das umliegende System, aber als Browserentwickler kann ich selber diesen Sandkasten nach belieben durchlöchern. Und hier möchte Apple die Kontrolle haben, welche Systemfunktionen sich direkt aus dem Web heraus aufrufen lassen und welche nicht und diese Kontrolle haben sie aber nur, wenn alle ihre JavaScript Engine nutzen und das wiederum geht nur in Verbindung mit ihre gesamten Webengine. Und eine gewisse Durchlöcherung ist heute unabdingbar, denn damit man z.B. Videochat machen kann, muss JavaScript auf Kamera und Mikrofon zugreifen können und damit auf native Systemfunktionen dieser Komponenten. Webseiten können leicht zu einem gigantischen Einfallstor für Malware werden, wenn man hier nicht genau deren Zugriff reguliert und deswegen möchte Apple das gerne selber tun.
+1
massi
massi06.02.23 17:11
Weil die iOS Version als Engine Webkit benutzt.
O.K., war davon ausgegangen, das Brave auch in der iOS Version Chrome nutzt, wie in der macos Version, danke für die Aufklärung.
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Mecki
Mecki07.02.23 12:36
massi
O.K., war davon ausgegangen, das Brave auch in der iOS Version Chrome nutzt, wie in der macos Version, danke für die Aufklärung.
Wirklich alle Browser unter iOS nutzen Webkit, allerdings sind deswegen alle Browser noch lange nicht gleich, denn Webkit erlaubt einer App sich um viele Dinge selber zu kümmern, wenn sie das möchte. z.B. statt Webkit den Inhalt einer neuen Seite alleine holen zu lassen, wenn der Nutzer auf einen Link tippt, kann man auch diesen Abruf abfangen, unterbinden, selber die neue Seite holen und dann Webkit füttern. Auch was z.B. Caching und die Verwaltung von Cookies angeht kann man das Webkit überlassen, man kann das aber auch alles selber machen.

Die Engine von Chrome basiert BTW auch auf Webkit, denn Blink ist nur ein Webkit Fork, den Google seit 2013 selber pflegt, der aber im Kern immer noch Webkit ist. Der einzige verbleibende populäre Browser mit einer Engine, die wirklich rein gar nichts mit Webkit zu tun hat, ist Firefox, denn deren Gecko Engine haben die von Null auf hochgezogen. Microsoft hatte auch eine eigene Engine (sogar zwei, die von IE und die von Edge), nutzten jetzt aber auch Blink.
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