Große Löschaktion: Apple muss zehntausende Apps aus dem chinesischen App Store entfernen
Manche Staaten regulieren den Verkauf digitaler Produkte kaum, China liegt hingegen eher am anderen Ende des Spektrums: Die Volksrepublik geht nicht nur rigoros gegen Anwendungen vor, die die öffentliche Ordnung und Sicherheit aus Sicht des Regimes gefährden könnten und sich für Demonstranten als praktische Tools erweisen – auch Apps, die kostenpflichtig heruntergeladen werden können beziehungsweise über In-App-Käufe verfügen, stehen unter der genauen Beobachtung der zuständigen Behörden. Am vergangenen Wochenende erwischte es mehr als 30.000 Applikationen.
Lizenz vonnötenMit Bezug auf das Qimai Research Institute berichtet
Bloomberg von einer beispiellosen Löschung von Apps: Über 30.000 Anwendungen durften nicht länger im chinesischen App Store vertrieben werden. Betroffen sind ausschließlich Apps, für deren Erwerb Kosten anfallen oder die ihren erweiterten Funktionsumfang monetarisieren haben lassen. Solche Apps bedürfen bereits seit 2016 einer Lizenzierung von chinesischen Behörden – ein bürokratisches Hemmnis, das vor allem für kleinere Entwickler oftmals zermürbend ist. Branchenkenner behaupten, dass derartige Verfahren oft viel Zeit in Anspruch nehmen und teuer sind. Besonders Spiele sind oftmals kostenpflichtig oder beinhalten Mikrotransaktionen – 90 Prozent der entfernten Apps entfallen daher auf Games.
Lizenz nicht vonnötenApple war es gelungen, einen Mittelweg zu finden: Entwickler waren in der Lage, betroffene Apps im App Store zur Verfügung zu stellen, wenn diese sich noch im Genehmigungsprozess befanden. Das ermöglichte vielen Anbietern den Verkauf von Applikationen, für die eine offizielle Lizenz eher aussichtslos erschien. Erstaunlich ist die Marktmacht, die Apple ausspielte: Eine ähnliche Regelung wurde der Konkurrenz nicht eingeräumt; Googles Play Store musste sich den geltenden Vorschriften schon längst unterwerfen. Auch bedarf der App Store selbst einer Lizenz als Internet-Inhalteanbieter – die steht bis heute aus.
Konsequenzen für Entwickler und AppleApple warnte Entwickler bereits im Februar vor diesem drastischen Schritt – offensichtlich war es nicht allen Entwicklern gelungen, eine Genehmigung (rechtzeitig) einzuholen. Allerdings betrifft die Entfernung der Anwendungen nur einen Bruchteil aller Spiele: Mehr als 179.000 davon sind nach wie vor verfügbar, ungefähr 160.000 Spiele sind ohnehin völlig kostenfrei. Das Gros der populärsten Games kann mit einer Lizenz aufwarten. Trotzdem treffen diese Maßnahmen Entwickler sowie Apple selbst: Der chinesische Markt für mobile Videospiele boomt und Apple profitierte erheblich aufgrund der Umsatzbeteiligung an Anwendungen von dieser Entwicklung.